Wirtschaft und Management

„Mitarbeiter dürfen nicht nur als bloße Werkzeuge betrachtet werden“

von Redaktion, am 06.12.2016

In vielen Unternehmen werden Mitarbeiterpotenziale nicht voll ausgeschöpft – und das geht am Ende zu Lasten des Unternehmenswerts. Um dies zu verhindern, müsse man die Ressourcen und Kompetenzen der Mitarbeiter stärker in den Blick rücken, findet der Psychologe Prof. Dr. Peter Bak, Dozent an der Hochschule Fresenius Köln. Im Interview führt er diesen Gedanken weiter aus und geht dabei auf eine eigene Untersuchung zum Thema ein.

Herr Prof. Bak, in einer Untersuchung haben Sie sich kürzlich mit der Ausschöpfung vorhandener Mitarbeiterpotenziale auseinandergesetzt. Um was ging es genau?

Hier muss ich ein wenig ausholen. Grundsätzlich wissen nicht nur Sie und ich, dass Unternehmen danach bewertet werden, wie erfolgreich sie bei der Erreichung ihrer selbst gesteckten Ziele sind. Und klar ist auch: die Mitarbeiter spielen hier die wichtigste Rolle. Im Umkehrschluss heißt das: Nutzt ein Unternehmen die Potenziale seiner Mitarbeiter voll aus, steigert es die Effizienz bei der Zielerreichung und damit am Ende seinen Wert.

Wichtig an dieser Stelle aber ist, dass die Mitarbeiter in diesem Zusammenhang nicht als bloße Werkzeuge betrachtet werden dürfen. Es geht bei der Potenzialausschöpfung darum, die Kompetenzen und Ressourcen der Mitarbeiter an der richtigen Stelle einzusetzen – denn dann sind die Angestellten auch entsprechend zufrieden und motiviert.

Können Sie das näher erläutern?

Es ist häufig die Rede von „Humankapital“ oder „Arbeitskraft“. Diese Begriffe entkoppeln den Menschen von seinen einzigartigen Kompetenzen und Ressourcen. Er wird zum Mittel zur Erreichung bestimmter Vorgaben – allen Beteuerungen, über die Wichtigkeit der Mitarbeiter, die wir gerade auf Weihnachtsfeiern häufig hören, zum Trotz. Ich plädiere deshalb nicht nur dafür, für eine Aufgabe denjenigen auszuwählen, der diese am besten bearbeiten kann, sondern darüber hinaus auch noch danach zu fragen, welche Kompetenzen Personen haben, die bisher gar nicht zum Zuge gekommen sind.

Hier steckt ungeheures Potenzial dahinter, das zudem ohne großen Aufwand zu heben ist. Und effizient ist das dann sowieso, denn der organisationale Wirkungsgrad erhöht sich dadurch. Am Ende profitieren eigentlich alle davon.

In Ihrer Studie konnten Sie den angenommenen Zusammenhang zwischen dem Einsatz von Kompetenzen und Ressourcen einerseits und Zufriedenheits- und Motivationsmaßen andererseits finden. Auf welche Daten haben Sie sich gestützt?

Die Stichprobe umfasst insgesamt 33 Arbeitnehmer, weshalb man die Ergebnisse natürlich nicht verallgemeinern kann. Die Probanden sollten in unserer Onlinebefragung unter anderem eine prozentuale Einschätzung dazu abgeben, wie stark sie ihre Kompetenzen im Arbeitsalltag einbringen können. Hier ergab sich ein Mittelwert von 65 Prozent, was bedeutet, dass im Durchschnitt rund ein Drittel des Mitarbeiterpotenzials unausgeschöpft bleibt. Das ist trotz der kleinen Stichprobe schon ein äußerst wichtiger Befund.

Berücksichtigt man an dieser Stelle nun die Auskünfte der Teilnehmer in Bezug auf ihre Arbeitszufriedenheit und -motivation, dann zeigt sich ein weiteres interessantes Ergebnis: Je eher die Teilnehmer meinen, ihre Kompetenzen einbringen zu können, um so zufriedener sind sie im Allgemeinen mit ihrer Arbeit. Auch die Motivation ist dann entsprechend höher. Wie der kausale Zusammenhang nun genau aussieht, lässt sich natürlich nicht exakt beurteilen. Dennoch, glaube ich, sollte man diese Resultate in der Praxis ernst nehmen.

Was können Unternehmen tun, um die Potenziale ihrer Mitarbeiter besser zu nutzen und damit deren Zufriedenheit und Motivation zu steigern?

Zunächst einmal müssen die Mitarbeiter und Führungskräfte des Unternehmens dafür sensibilisiert werden, die bislang nicht berücksichtigten Kompetenzen als wertvolle Ressourcen zu betrachten. In einem zweiten Schritt sollte man dann überprüfen, inwieweit es die vorhandenen organisatorischen Kontexte erlauben, die noch nicht genutzten Potenziale einzusetzen bzw. welche Maßnahmen ergriffen werden können, damit dies geschehen kann. In einem letzten Schritt folgt die Umsetzung geeigneter Maßnahmen und die Prüfung, inwieweit dadurch eine bessere Ressourcennutzung ermöglicht wurde.

Allerdings darf man es dabei nicht belassen. Dieses Vorgehen ist keine einmalige Sache, es muss vielmehr als ein permanent ablaufender Prozess im Sinne einer nachhaltigen Optimierung verstanden werden.

Der Psychologe Prof. Dr. Peter Bak ist Dozent an der Hochschule Fresenius in Köln.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

0 Kommentare

Ihr Kommentar

Sie möchten Sich an der Diskussion beteiligen? Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!
Bitte beachten Sie dabei unsere Netiquette. Vielen Dank.

Schreiben Sie einen Kommentar