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Wirtschaft und Management

Überlebensstrategien für den stationären Handel

von Redaktion, am 03.03.2017

Der stationäre Handel steckt in der Krise – und kaum Aussicht auf Besserung: Zu viele Kunden wandern ins Internet ab und kaufen stattdessen ihre Ware bei Amazon & Co. Wie man mit seinem Ladenlokal trotzdem weiterhin erfolgreich sein kann, erklärt Prof. Dr. Hendrik Müller, Dozent für Unternehmenskommunikation und Wirtschaftsethik an der Hochschule Fresenius Hamburg.

Studien sagen dem stationären Einzelhandel eine düstere Zukunft voraus: Bis 2025, so heißt es dort, würden beispielsweise rund 2500 Läden im Fashionhandel in Deutschland schließen müssen. Ein Grund: das Geschäft mit der Mode verlagert sich ins Internet, man bestellt heute lieber bei Amazon, Zalando & Co. als die Einkaufspassagen dieses Landes aufzusuchen. Große Unternehmen leisten sich dort zwar noch sogenannte Flagship-Stores, viele klein- und mittelständische Geschäftsinhaber haben aber aufgrund sinkender Einnahmen Probleme, die Mieten zu zahlen.

Um einen Ausweg aus der prekären Lage zu finden, wagen viele den Schritt in den Online-Handel und versuchen, ihre Ware mit Hilfe eines eigenen Online-Shops abzusetzen – häufig fehlt ihnen dabei aber das nötige Know-how. Gerade die logistischen Herausforderungen des Online-Geschäfts werden oft unterschätzt.

Doch Ladenlokale hätten noch andere Möglichkeiten, das Geschäft wieder anzukurbeln, sagt Prof. Dr. Hendrik Müller, Dozent für Unternehmenskommunikation und Wirtschaftsethik an der Hochschule Fresenius Hamburg. In seinen Arbeiten setzt er sich in diesem Zusammenhang insbesondere mit der Modeindustrie auseinander. „Das klassische Bekleidungsgeschäft wird auch dann noch Chancen haben, wenn es zukünftig auf die Themen ‚Erlebniseinkauf‘ und ‚Storytelling‘ setzt“, erklärt Müller.

Geschichten erzählen und den Einkauf zum Erlebnis machen: Wie man auch in Zeiten des Internets mit seinem Ladenlokal erfolgreich sein kann

Geschäfte müssten genau das bieten, was online eben nicht möglich ist: den Einkauf so gestalten, dass er zum Erlebnis wird. Und dies könne man am besten, indem man alle Sinne anspricht und eine Geschichte erzählt. „Beim Betreten von stilvoll eingerichteten Verkaufsräumen begleitet von atmosphärischer Musik bekommt der Kunde ein gutes Gefühl“, führt Müller weiter aus. Auch das haptische Erlebnis, das Anfassen der Ware, spiele dabei eine wichtige Rolle. Viele Firmen hätten auch eine spannende Unternehmensgeschichte, die sie erzählen könnten. „Auch das kann zu einer längerfristigen Kundenbindung beitragen“, ist sich Müller sicher.

Als Beispiel für ein Verkaufskonzept, das sowohl digital als auch analog funktioniert, nennt Müller die britische Modemarke Jack Wills: „Das Unternehmen betreibt gezielt Geschäftsräume in historischen, häufig auch denkmalgeschützen Gebäuden. Dort taucht der Kunde beim Betreten dann automatisch in eine inszenierte, typisch britische Tradition ein und fühlt sich als Teil der Geschichte. Dabei wird bewusst ein Mythos erschaffen, um den Kunden ein Gefühl der nostalgischen Sehnsucht nach einer vermeintlich besseren Zeit zu geben“, so Müller. Die Marke inszeniere sich auf diese Weise in der Tradition des unverwechselbaren (Textil-)Einzelhändlers.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

1 Antwort
  1. Membrs sagte:

    Interessanter Artikel. Ich bin selbst gespannt wie sich der Handel in Zukunft entwickeln wird.
    Ich glaube auch, dass der Online-Handel immer mehr Überhand nehmen wird.
    Allerdings bin ich auch der Meinung, dass einige Produkte nur schwer Online zu vermitteln sind.
    Inbesondere Produkten, die anhand von Bildern/Text-Beschreibungen schwer einzuschätzen sind. Seien es Nahrungsmittel oder Klamotten. Klar, diese Dinge werden bereits Online verkauft. Jedoch habe ich bei diesen Produkten mehrmals die Ware zurücksenden müssen, weil sie,im Fall von Klamotten, zu groß/klein ausgefallen sind oder auf den Produktbildern anders gewirkt haben.
    Des Weiteren ist bei mir zu 2/3 vorgekommen, das Pakete 1-2 Tage zu spät geliefert wurden, oder der Zusteller, mir einfach eine Nachricht im Briefkasten hinterlassen hat, obwohl ich zuhasue war. Oft musste ich dann zur Postelle und das Paket extra abholen. Meistens war die Poststelle breits, am selbigen Tag, geschlossen, sodass ich es nicht abholen konnte.
    Deswegen Kaufe ich weiterhin stationär, wenn ich wenig Background-Informationen besitze und das Produkt zu einem bestimmten Zeitpunkt bei mir sein muss. Denn auf eine gute Beratung und Püntklichkeit kann beim Online-Service nicht hoffen.

    Beste Grüße

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