Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Wirtschaft und Management

Im Essen ist der Wurm drin

von Redaktion, am 21.03.2016

Larven oder Würmer zu essen, kommt für die Mehrheit der Deutschen nicht in Frage. Dabei sind viele Insekten sehr nahrhaft und in der Herstellung vergleichsweise umweltschonend. Prof. Dr. Fabian Christandl, Studiendekan Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius Köln, forscht im Rahmen eines kooperativen Projekts, wie man die Akzeptanz von Insekten als Lebensmittel erhöhen kann. adhibeo hat ihn dazu befragt.

Warum sollten Insekten in Zukunft auch auf dem Nahrungsplan des gemeinen Europäers auftauchen?

Der eine Grund liegt auf der Hand: Wenn wir mehr Insekten und weniger Fleisch essen, schonen wir die Umwelt. Denn insgesamt verursachen Insekten im Vergleich zu anderen essbaren Lebewesen, wie zum Beispiel Kühen, in der Haltung und Züchtung wesentlich weniger CO2-Emissionen. Auch Trinkwasser oder Platz werden dabei gespart.

Der andere Grund ist genauso rational, in unserem Kulturkreis allerdings schwer vermittelbar: Insekten sind ein hochwertiges Nahrungsmittel, sie enthalten viele wichtige Nährstoffe – und sind darüber hinaus schmackhaft.

Wie Sie schon sagen, noch gibt es hierzulande einigen Widerstand gegen das Nahrungsmittel Insekt: Einer Umfrage der Diskussionsplattform YouGov zufolge lehnen es rund zwei Drittel der Deutschen ab, Insekten auf ihren Speiseplan zu setzen. Woran liegt das?

Bei den meisten Deutschen lösen bestimmte Insekten, wie z.B. Würmer oder Larven, ein Gefühl des Ekels aus. Häufig ist Ekel eine evolutionstheoretisch erklärbare Reaktion: Sie soll verhindern, dass man mit giftigen Lebewesen oder krankheitserregenden Stoffen zu sehr auf Tuchfühlung geht und sich dadurch gesundheitlich gefährdet.

Da die Insekten, um die es hier geht, aber weder giftig sind, noch Krankheiten übertragen, ist die Ekel-Reaktion womöglich nicht im Laufe der Evolution entstanden. Sie wurde vermutlich vielmehr anerzogen bzw. auf andere Weise im Prozess der Sozialisation erworben. Das erklärt auch, warum bestimmte Würmer oder Larven in Teilen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas als Delikatessen gelten.

Will man die Akzeptanz von Insekten als Lebensmittel also steigern, muss man die Leute umerziehen. Setzt dort Ihr aktuelles Forschungsprojekt, das Sie in Zusammenarbeit mit dem Nahrungsmittel-Startup Essento und der Universität Bern durchführen, an?

Nicht ganz. Es geht vielmehr darum herauszufinden, ob man die Wahrnehmung des Nahrungsmittels Insekt mit Hilfe psychologischer Techniken zum Positiven hin verändern kann. Bestimmte Kontextinformationen, wie zum Beispiel das Etikett, können einen großen Einfluss auf die Bewertung eines Produkts und damit auch auf die Kaufentscheidung für oder gegen das Produkt haben, das ist aus zahlreichen Studien bekannt.

Mehr möchte ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten. Ich bin selbst sehr gespannt auf die Ergebnisse und werde gerne wieder darüber berichten, wenn sie vorliegen.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

0 Kommentare

Ihr Kommentar

Sie möchten Sich an der Diskussion beteiligen? Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!
Bitte beachten Sie dabei unsere Netiquette. Vielen Dank.

Schreiben Sie einen Kommentar