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Hatespeech: Auf Spurensuche im Internet mittels digitaler Forensik

Foto von Markus Spiske auf Unplash: Der Hass im Internet nimmt zu, sogenannte "selbst automatisierte Systeme" untergraben die freiheitlich-demokratischen Strukturen.

von Redaktion, am 19.02.2024

In den sozialen Medien prallen die Gegensätze ungehindert aufeinander. Internetplattformen sind Gradmesser des gegenwärtigen Gesellschaftszustands. Aufregung und Empörung verbreiten sich in unzähligen Kommentaren, Bewertungen, in hemmungslosen Aufrufen und Hasstiraden. Da es sich zunehmend auch um strafbare, antidemokratische und intolerante Ausdrucksformen handelt, reagiert die Hochschule Fresenius mit mehreren Initiativen.

Zum einen hat die Hochschule mit dem Bachelor-Studiengang Analytische und Digitale Forensik ein Programm am Start, das inhaltlich darauf abzielt, jede auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Spurenanalyse durch digital nutzbare Daten zu erweitern – in Deutschland bildet der Studiengang deshalb nicht nur eine konsequente Fortführung der Forensik ab, sondern ist auch in seiner Ausrichtung einmalig.

„Tatsächlich ist die Kombination aus der analytischen Forensik und der digitalen Forensik einzigartig. Studierende lernen bei uns, was die klassische analytische Forensik ist und deren Bedeutung bei der Verbrechensaufklärung. Gleichzeitig erhalten unsere Studierenden einen umfassenden Einblick in die digitale Forensik. Der Studiengang wird derzeitig für das kommende Wintersemester 2024/25 überarbeitet, um aktuelle Themen wie Künstliche Intelligenz zu integrieren, aber auch, um mit zwei zusätzlichen Semestern alle Voraussetzungen für ein naturwissenschaftliches Masterstudium zu schaffen.“ (Dr. Jörg Liebe, Hochschule Fresenius)

Forschung zur Spurensuche im Internet

Neben diesem Bildungsprogramm forscht die Hochschule auch gezielt auf dem Gebiet der Spurensuche im Internet. Etwa wenn es um strafrechtliche Eintragungen wie Hasskommentare geht. Das Forschungsprojekt namens BoTox wird vom Institute for Analytical Research IFAR betreut. Tätig ist das Institut vor allem auf den Gebieten Spurenanalytik und Strukturaufklärung. Zusammen mit der Hochschule Darmstadt und gefördert vom Hessischen Ministerium des Innern für Sicherheit und Heimatschutz, erarbeitet das IFAR theoretische Grundlagen, in denen es darum geht, „Hatespeech“ nicht nur zu erkennen, sondern auch deren strafrechtliche Relevanz festzustellen. Über eine automatisierte Analyse des Kontextes von Hasskommentaren wird eine automatisierte Konversationsanalyse entwickelt um zu entscheiden, ob die Inhalte der Kommentare strafrechtlich relevant sind. Und wenn ja, welche Paragraphen der Gesetzgebung kommen dabei zum Zuge? Das Ziel des Forschungsprojekts besteht unter anderem in der Hilfestellung für Plattformbetreiber und Strafverfolgungsbehörden bei der Bewältigung einer riesigen und weiterhin wachsenden Zahl an Kommentaren und deren strafrechtlichen Einschätzung.

Über einen BotCacher sollen darüber hinaus die besonders problematischen Social Bots identifiziert werden. Bei Social Bots handelt es sich um Social Media Accounts hinter denen keine Personen sondern vielmehr selbstständig agierende Programme stehen, die zum einen Inhalte automatisiert generieren, zum anderen Inhalte „liken“, teilen oder kommentieren und dadurch selbst Inhalte verbreiten. Damit verzerren Social Bots das Meinungsbild in den Sozialen Netzwerken, da sie Inhalte künstlich in deren Bedeutung und damit ihre Sichtbarkeit überhöhen. Handelt es sich bei diesen Inhalten um falsche Nachrichten und Hasskommentare, hat dies umso gravierendere Auswirkungen. Identifizierte Social Bots können isoliert und von den Betreibern der Plattformen eleminiert werden.

MOTRA Tagung: Radikalisierung- und Extremismusphänomene im Spiegel der Gesellschaft

Am 7. und 8. März findet zudem in den Räumen der Hochschule Fresenius in Wiesbaden zum 5. Mal die Jahrestagung des MOTRA-Forschungsverbundes statt, zu der neben internationalen Fachexpert:innen auch die Bundesinnenministerin, Nancy Faeser, erwartet wird. MOTRA steht für Monitoringsystem und Transferplattform Radikalisierung – ein im Rahmen der nationalen Sicherheitsforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium des Inneren gefördertes Spitzenforschungscluster. An dem Forschungsverbund sind insgesamt neun Forschungseinrichtungen beteiligt, unter denen die Hochschule Fresenius vor allem Aufgaben im Bereich des Wissenstransfers übernimmt. Die Fachtagung steht in diesem Jahr unter dem Thema

„Transformationen von Extremismus und Intoleranz in Deutschland und Europa“. (5. MOTRA Fachtagung)

Die Wissenschaftler:innen des MOTRA-Verbundes werden auf der Tagung aktuelle Ergebnisse zum gegewärtigen Radikalisierungsgeschehen in Deutschland vorstellen. MOTRA basiert auf einem so bis dato weder national noch international umgesetzten Versuch, Radikalisierung in seiner Komplexität und gesamten Prozesshaftigkeit multimethodal und multiperspektivisch abzubilden: Von der Diskurs-, und hier insbesondere dem Internetmonitoring, über die Einstellungs- (repräsentative Einstellungsbefragungen) bis hin zur Handlungsebene (wesentlich: Protest- und Kriminalitätsmonitoring). Dabei gehört es zum Selbstverständnis MOTRA’s, auf der Tagung insbesondere Wissenschaft, Praxis und Politik zu vernetzen, womit auch Beiträge aus der Präventions- und Beratungspraxis mit eingeschlossen sind. Wie umfangreich dabei das zu fokussierende Themenspektrum ist, zeigt die Ausrichtung der Tagungs-Panels: „Rechtsextremismus“ und „neuen Technologien“, „Antisemitismus“ und „Radikalisierungsphänomene auf Gaming-Plattformen“, „Opferperspektiven“ und „Hass, Hetze und Gewalt gegen Mandatsträger:innen“ werden in den Blick genommen.

Sicherheitsexpert:innen und Konfliktforscher:innen in Wiesbaden

Aus London reist Prof. Peter Neumann an, er ist Sicherheitsexperte und Gründer des International Centre for the Study of Radicalisation (ICSR) am King’s College London. Prof. Nicole Deitelhoff, die Leiterin des Peace Research Institute Frankfurt – Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung, wird ebenso an der Tagung teilnehmen. Zusammen mit der Bundesinnenministerin Nancy Faeser werden Prof. Alex Schmid (Direktor der Terrorism Research Initiative), Prof. Erich Marks (CEO des Deutschen Präventionstags) und Holger Münch (Präsident des Bundeskriminalamtes) sich aus Sicht von Politik, Wissenschaft und Praxis einbringen. Die MOTRA-Veranstaltung ist bereits ausgebucht.

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Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.