Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Machen Muskeln Karriere?

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von Redaktion, am 05.04.2017

Deutschland im Fitness-Fieber: Das Schönheitsideal des muskulösen Mannes gilt vielen Jugendlichen und Erwachsenen als erstrebenswert. Geht dieses Streben am Ende aber auch mit gewissen Persönlichkeitsmerkmalen einher? Etwa mit Merkmalen, die sich positiv auf die berufliche Performanz oder das Image auswirken? Diese und andere Fragen möchte Dr. Dominic-Nicolas Gansen-Ammann, Studiengangsleiter Angewandte Psychologie an der Hochschule Fresenius Köln, im Rahmen seiner Forschung beantworten.

Muskulösitätsstreben, im Englischen als „drive for muscularity“ bekannt, wird als Wunsch nach einem muskulösen Körperbau verstanden und tritt vor allem bei männlichen Jugendlichen und jungen Männern in westlichen Kulturen auf. Nimmt dieses Streben krankhafte Ausmaße an, spricht man von Muskeldysmorphie: „Bei der Muskeldysmorphie handelt es sich um eine Störung des Selbstbildes, ähnlich der Essstörung. Betroffene laufen gewissermaßen einem selbstdefinierten Ideal an Muskulösität hinterher. Die Messlatte setzen sie dabei so hoch an, dass sie dieses Ideal nie erreichen können“, erklärt Dr. Dominic-Nicolas Gansen-Ammann, Studiengangsleiter Angewandte Psychologie an der Hochschule Fresenius Köln.

In seiner Forschung setzt sich Gansen-Ammann derzeit allerdings weniger mit der pathologischen Variante des Muskulösitätsstrebens auseinander. Vielmehr untersucht er, ob Personen, die in realistischer Weise Wert auf einen muskulösen Körper legen, beruflich besser abschneiden. „Die Annahme ist, dass ein moderates Muskulösitätsstreben und das damit oft verbundene körperliche Training mit einer bestimmten beruflichen Leistungsorientierung und gewissen Selbstmanagementkompetenzen einhergehen“, so der Psychologe. Die Aussichten auf Beförderungen oder Gehaltserhöhungen genauso wie die Einstiegschancen auf dem Arbeitsmarkt sollten für diese Personengruppe entsprechend besser sein, vermutet Gansen-Ammann.

Erste Untersuchungsergebnisse bestätigen frühere Befunde

Mit der Unterstützung Studierender versucht er diese Hypothesen derzeit zu überprüfen. „Die ersten Untersuchungsergebnisse zeigen schon einmal, dass das Muskulösitätsstreben alters-, bildungs- und branchenabhängig ist: Je älter und gebildeter jemand ist, desto weniger legt er Wert auf ein muskulöses Aussehen, und je nach beruflichem Umfeld ist das Muskulösitätsstreben stärker oder schwächer ausgeprägt“, berichtet Gansen-Ammann.

Zudem spiele der Selbstwert der Probanden eine Rolle: „Ein hoher Selbstwert ist in der Regel mit einem niedrigeren Muskulösitätsstreben verknüpft“, weiß der Psychologe. Zu ähnlichen Ergebnissen seien auch schon bisherige Studien zum Thema gekommen. Nun hofft Gansen-Ammann im Rahmen seiner Forschung auf neue völlig Erkenntnisse zu stoßen.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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