Glowalla: Aber leider erleben wir neben der Solidarität auch die Raffgier und den Egoismus. So wird beispielsweise beim Abruf der Hilfen für Unternehmen erheblich betrogen, zulasten aller betroffenen Unternehmen. Bundestagsabgeordnete kassieren hohe Provisionen für die Vermittlung von Maskengeschäften. Menschen drängeln sich beim Impfen vor, weil sie sich besonders wichtig fühlen. Frei nach dem Motto, wenn ich geimpft bin, ist doch alles gut. Eltern schicken ihre kranken Kinder in die Kita und die Schule, damit sie in Ruhe arbeiten können, auf Kosten der Erzieher:innen und Lehrer:innen und im Zweifelsfall auf Kosten der Gesundheit aller anderen im nahen Umfeld. Menschen halten sich nicht an die Quarantäneregeln und gefährden so die Gesundheit aller. Das Pflegepersonal wartet immer noch auf eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung.
Das Argument, die Menschen sind die Corona-Pandemie leid, sie wollen die Regeln nicht mehr einhalten, ist ein entlarvendes Argument. Wenn wir etwas leid sind, dann gehen wir dem eben aus dem Weg oder ignorieren es, ohne Rücksicht auf Konsequenzen für die Gesellschaft und Gesundheit aller. Der Virus und sein Gefährdungspotential werden nicht verschwinden, nur weil wir es leid sind.
Die Corona-Pandemie führt nicht nur dazu, dass die soziale Ungleichheit immer größer wird. Sie zeigt auch immer deutlicher die guten und die schlechten Seiten des menschlichen Verhaltens. Es gibt wundervolle Zeichen der Solidarität und Anteilnahme und es gibt Ignoranz, Rücksichtslosigkeit und Habgier. Damit Solidarität und Anteilnahme die Oberhand gewinnen, ist jeder und jede Einzelne gefragt. Angefangen vom Einhalten der Regeln bis hin zur Solidarität und der Unterstützung Schwächerer. Wir sollten nicht auf die anderen zeigen und ihnen sagen, wie sie sich zum Wohle der Gesellschaft verhalten sollten. Wir sollten uns selbst fragen, ob wir nicht einen größeren Beitrag für die Überwindung der Pandemie und die solidarische Gestaltung unserer Gesellschaft leisten könnten.