Gesundheit, Therapie und Soziales

Klimawandel

Nachhaltigkeit

Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Resilienz

Wetterextreme

Das Zeitalter der Angst

Foto von Josep Castells auf Unplash: Die Zunahme von Umweltkatastrophen erschüttert die menschliche Psyche. Psychotherapeuten sind alarmiert.

von Redaktion, am 28.02.2024

Der Klimawandel und die rasante Zunahme von ökologischen Krisen haben massive Auswirkungen auf die menschliche Psyche. Immer mehr Menschen verspüren deswegen Ängste und fühlen sich hilflos. Für sie ist die Grenze mentaler Überlastung erreicht. Im Gespräch geht die Leiterin des Instituts für Therapieforschung (IFT) in München, Eva Hoch, diesbezüglich auf neueste Erkenntnisse in der Psychiatrie und Psychotherapie ein. 

Im steten Krisenmodus leben zu müssen, erschüttert die psychische Gesundheit, weiß Eva Hoch. Sie ist Psychologin, Psychotherapeutin und Professorin. Die Wissenschaftlerin sieht einen direkten Wirkungszusammenhang zwischen den vielen Umweltfaktoren und der menschlichen Psyche. Ängste und Sorgen wegen des Klimawandels müsse man sehr ernst nehmen, die Erderwärmung beeinträchtige zudem die Lebensqualität von älteren Menschen und solchen, die an Vorerkrankungen litten. Auch sei das hitzebedingte Mortalitätsrisiko insbesondere bei Menschen mit Süchten und organischen psychischen Störungen wie beispielsweise Demenzen erhöht.

Die Folgen sind noch weitgehend unerforscht

Die Professorin verweist  insbesondere auf den jüngsten Kongress „Ökologische Psychiatrie und Psychotherapie“ der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) im November 2023. Internationale und nationale Experten lieferten auf der Tagung vielfältige Belege für die Auswirkungen von extremen Wetterereignissen auf die Psyche.

Ein Beispiel dafür ist der verheerende Kategorie-5-Hurrikan Katrina an der Golfküste des US-Bundesstaats Louisiana: Noch Wochen nach dem Ereignis litten viele Bewohner und Bewohnerinnen von New Orleans unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung, Depression oder Angststörungen, viele berichteten von Suizidgedanken.

Auffällig bleibt trotz Erkenntnissen wie diesen, dass die psychischen Folgen des Klimawandels erst langsam ins öffentliche Bewusstsein dringen. Es gibt kaum Studien, die die Folgen des ökologischen Wandels auf die menschliche Psyche systematischer untersucht haben.

Hoffnung durch bürgerliches und staatliches Engagement

Was hilft nun gegen den Klimastress? Statt in Ohnmacht und Hilflosigkeit zu resignieren, helfe ein Perspektivenwechsel, um aus der Niedergeschlagenheit herauszukommen, merkt Eva Hoch an. Es gibt heute zahlreiche Projekte, die Mut machen. Sich daran zu orientieren oder selbst aktiv zu werden, verändere angesichts der auf die Menschen einstürzenden Schreckens-Szenarien die Denkweise positiv. Ein mutmachendes Beispiel wäre etwa, dass die Stadt München rund 52 Millionen Euro in die Pflanzung von 3.500 neuen Bäumen investiere, um die Lebensqualität zu erhöhen. Ein weiteres Beispiel: Die Stadt Frankfurt arbeitet mit Hochschulen zusammen, um die Wasserversorgung in Wetterextremen zu gewährleisten (ADHIBEO berichtete). Digitale Daten werden dafür genutzt. Es bewegt sich also auch etwas in der Region, im Freundes- oder Kollegenkreis. Eva Hoch, die zusammen mit anderen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen die Psychotherapeutische Ambulanz am Fresenius-Hochschulcampus in München aufgebaut hat, kann sich auch vorstellen, Studierende mental auf ein Leben im Klimawandel vorzubereiten.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.