Chemie, Biologie und Pharmazie
Zum Weltwassertag: Polare Stoffe im Wasserkreislauf – unbedenklich?
von Alexander Pradka, am 22.03.2019
Chemie, Biologie und Pharmazie
von Alexander Pradka, am 22.03.2019
Polare Stoffe sind sehr gut wasserlöslich und manche sind zusätzlich auch noch schwer abbaubar. Es ist also sehr leicht möglich, dass sie in den Kreislauf des Wassers gelangen. Aber sind sie eigentlich gefährlich? Die Diskussion um Glyphosat als einen prominenten Vertreter der polaren Stoffe hat hohe Wellen geschlagen. Die Antwort auf die Frage ist gleichzeitig Auftrag: Wir wissen viel zu wenig über sie – und deshalb sieht Daniel Zahn, Doktorand von Prof. Dr. Thomas Knepper, Direktor des Institutes for Analytical Research (IFAR) an der Hochschule Fresenius, einen hohen Forschungsbedarf.
Über viele polare Chemikalien ist noch nicht einmal genug bekannt, um genaue Aussagen zu Vorkommen und Menge im Wasser zuzulassen. Aber: Eine der am besten untersuchten polaren Chemikalien, das Acesulfam – ein künstlicher und unschädlicher Süßstoff –, kommt häufig in Gewässern vor und kann mit erhöhten Konzentrationen im µg/L Bereich gefunden werden. Es ist wahrscheinlich, dass auch andere polare Stoffe mit erhöhten Konzentrationen im Wasser vorkommen.
Nein, die bisherige Faktenlage deutet nicht auf eine Bedrohung durch polare Stoffe hin. Aber da diese Chemikalien auf Grund ihrer Eigenschaften ein hohes Potenzial besitzen, ihren Weg bis ins Leitungswasser zu finden, ist eine Erhebung weiterer Daten unerlässlich um sicherzustellen, dass hier keine Gefährdung besteht – oder eben um geeignete Aufbereitungstechniken zu entwickeln und zu implementieren.
Polare Stoffe sind schlicht noch zu wenig erforscht. Mit gängigen analytischen Methoden können sie außerdem gar nicht nachgewiesen werden. Viele sind noch nicht identifiziert und bei den meisten, die wir bereits kennen, haben wir lediglich Anhaltspunkte für deren Bewertung. Auf dieser Basis ist eine Vorhersage der Langzeitwirkung nicht möglich. Das ist aber zur Einschätzung möglicher Risiken unabdingbar. Deshalb sind Forschungsvorhaben in diesem Bereich so wichtig.
Wir befassen uns im Rahmen verschiedener Forschungsprojekte – national und europäisch – mit dem Thema polare Stoffe. Eines davon – PROMOTE, also Protecting Water Resources from Mobile Trace Chemicals – ist bereits abgeschlossen. In diesem Projekt ging es vornehmlich darum, die Chemikalien im Wasserkreislauf zu entdecken, zu identifizieren. Dabei haben wir im Projektteam übrigens Trifluormethansulfonsäure erstmals im Wasser nachweisen können. Im Nachfolgeprojekt PROTECT – das steht für Perresistente mobile Organische Chemikalien in der aquatischen Umwelt: Quellen, Vorkommen, Technische Möglichkeiten zu deren Entfernung in der Trinkwasseraufbereitung – gehen wir nun einen Schritt weiter: Jetzt steht die Analyse der Mengen im Mittelpunkt und vor allem: Folgen des Vorkommens im Wasser und damit die Risiken. Wir sind am 1. Februar an den Start gegangen, mit den Ergebnissen wird es bis 2022 dauern.
Für polare Chemikalien gibt es aktuell einen Vorschlag des Umweltbundesamtes, der die Grundlage für die Regulierung kritischer Vertreter legen soll. Aber letztlich ist auch da weitere Forschung zu Vorkommen und Entfernungs- oder Vermeidungsmöglichkeiten notwendig, um überhaupt eine vernünftige Basis für weitere Entscheidungen zu haben.
Wie für alle Chemikalien ist hier natürlich ein bewusster Umgang mit chemischen Produkten hilfreich um und kann dazu beitragen die Emission dieser Stoffe in die Umwelt zu limitieren.
Alexander Pradka
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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