Wirtschaft und Management

Wie viele Bäume „verbraucht“ eigentlich eine Stellenbesetzung und wie wird ein Personalprozess nachhaltig?

von Prof. Dr. Ulrike Emma Meißer, am 21.12.2021

Diese Fragen greift Frau Prof. Dr. Ulrike E. Meißner, Professorin für nachhaltiges Personalmanagement und agile Führung an der Hochschule Fresenius, Fachbereich Onlineplus, in ihrer jüngsten Untersuchung zum Thema „Nachhaltiges Human Resources Management – Personalprozesse ökonomisch, sozial und ökologisch gestalten“ auf. Kosten- und Nutzenanalysen zeigen den Mehrwert dieser neu ausgerichteten prozessorientierten Personalfunktionen auf und regen zu pragmatischen Veränderungen an. Als Ergebnis wird ein innovatives Konzept vorgestellt, das für die nachhaltige Gestaltung operativer Personalmanagementprozesse in der betrieblichen Praxis nutzbar ist.

Die Hochschule Fresenius integriert das Konzept der Nachhaltigkeit im Sinne der Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen in ihren wissenschaftlich-didaktischen Lehrkonzepten und Forschungsprojekten. Dieser Ausrichtung folgend, übernimmt das Human Resources Management die Verantwortung, Personalprozesse so zu gestalten, dass die Nachhaltigkeitsfaktoren gleichermaßen berücksichtigt werden.

„Ein nachhaltiges Personalmanagement generiert eine ökonomische, soziale und ökologische Win-win-Situation für Unternehmen, Arbeitnehmende und die Umwelt“, erklärt Frau Prof. Dr. Meißner, „wenn das personalwirtschaftliche Handeln auf die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit der Mitarbeitenden ausgerichtet wird, mit dem Ziel, den Erfolg des Unternehmens langfristig zu sichern und ökologische Aspekte miteinzubeziehen.“

Diese neue unternehmerische Ausrichtung erfordert eine entsprechende Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft von Arbeitnehmende. Dadurch rückt der Mensch im Nachhaltigkeitskonzept in das Zentrum des betrieblichen Handelns. Die wirksame Erhaltung der Arbeitsfähigkeit ist dabei der Schlüssel für den langfristigen Unternehmenserfolg.

Die Untersuchung folgt den folgenden Fragen:

  • Wie kann ein nHRM eine betriebswirtschaftliche und soziale Win-win-Situation für Unternehmen und Arbeitnehmende herstellen, wenn es sich konsequent auf die Erhaltung der Arbeitsfähigkeit mit dem Ziel der langfristigen Sicherung des Unternehmenserfolgs fokussiert?
  • Wie können die Personalprozesse ökonomische, soziale und ökologische Faktoren berücksichtigen, um zu gewährleisten, dass es sich um einen nachhaltigen Prozess handelt, welcher auch eine Win-win-Situation für die Umwelt generiert?

Die methodische Vorgehensweise folgt dabei einer festgelegten Systematik. Jeder HR-Prozess wird anhand der drei Nachhaltigkeitsfaktoren analysiert und auf die Umsetzbarkeit im betrieblichen Alltag untersucht.

Bei der ökonomischen Betrachtung stehen übergeordnete oder prozessgetriebene wirtschaftliche Fragestellung im Fokus. Dabei werden ausgewählte Kosten-Nutzen-Analysen genauso diskutiert wie strukturierte Personalinstrumente oder -prozesse. Die soziale Nachhaltigkeitsuntersuchung konzentriert sich darauf, wie sich die jeweiligen Personalprozesse auf den Menschen auswirken können. Sie wird an dem ganzheitlichen Modell vom Haus der Arbeitsfähigkeit gemessen. In der Untersuchung wird dieses Konzept um den Punkt „Alterssensibilität in Bezug auf die Belegschaft“ erweitert, welcher in der personalwirtschaftlichen Forschung in diesem Zusammenhang nur wenig diskutiert wird, aber über großes Potenzial verfügt, betriebliches Handeln ökonomischer und sozialer zu gestalten. Der letzte Untersuchungspunkt folgt der Frage, ob sich die jeweiligen Personalprozesse im Einklang mit der Umwelt gestalten lassen und welchen ökologischen Fußabdruck sie hinterlassen. Hierbei werden insbesondere die CO2 Emissionen und eine entsprechende Kompensation durch Bäume beispielhaft herangezogen.

Für jeden Personalprozess (Planung, Beschaffung, Entwicklung, Erhaltung, Fluktuation) werden Messkriterien für die ökonomische, soziale und ökologische Analyse definiert und in Bezug auf die Nachhaltigkeitsfaktoren bewertet.

Durch die Bewertung wird zum einen dargestellt, ob die Prozesse eine ökonomische und soziale Win-win Situation für Unternehmen, Arbeitnehmende und die Umwelt generieren können. Zum anderen wird gezeigt, welche Messkriterien und Prozesse den stärksten Nachhaltigkeitseffekt erzielen. Durch diese Vorgehensweise wurde ein innovatives Konzept entwickelt, das für die nachhaltige Gestaltung operativer Personalmanagementprozesse in der betrieblichen Praxis nutzbar ist.

„Die Untersuchung hat klar gezeigt, dass sich alle Personalprozesse nachhaltig gestalten lassen und nicht im Widerspruch zu ökonomischen Prinzipien stehen. Die Personalerhaltung erzielt dabei die stärksten ökonomischen, sozialen und ökologischen Effekte, dicht gefolgt von der Personalentwicklung,“ erklärt Prof. Dr. Meißner.

„Viele Synergieeffekte können sich ergeben, wenn die Instrumente Altersstrukturanalyse, Personalplanung und Personalrisikomanagement konsequent in Bezug auf die Nachhaltigkeit angewendet werden“, hebt Prof. Dr. Meißner hervor. „Auf dieser Basis können weitere Maßnahmen der jeweiligen Personalprozesse implementiert werden. Dadurch wäre ein operatives nachhaltiges Personalmanagement sukzessive entwickelbar“.

Die Studie „Nachhaltiges Human Resources Management – Personalprozesse ökonomisch, sozial und ökologisch gestalten“ von Prof. Dr. Ulrike E. Meißner wurde beim Peter Lang Verlag im Dezember 2021 veröffentlicht.

Das Buch ist unter dem folgenden Link verfügbar:

https://www.peterlang.com/document/1156622

Über den Autor

Prof. Dr. Ulrike Emma Meißer
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.