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Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit im Change?

Chaiyawat/Fotolia

von Melanie Hahn, am 10.01.2023

Mit dieser Frage beschäftigt sich Absolventin Caroline Flammang in ihrer Masterarbeit „Sicherung von Nachhaltigkeit im Change: Die Rolle von Evaluationsansätzen nach Abschluss von Veränderungsprozessen“.

Während ihres Studiums der Wirtschaftspsychologie (M.Sc.) an der Hochschule Fresenius hat Caroline Flammang die Veränderungen von Organisationen verfolgt.  „Themen wie die Digitalisierung von Prozessen und äußere Einflüsse wie Inflation, wirtschaftliche und geopolitische Spannungen oder auch die Pandemie sorgen für eine Notwendigkeit für Organisationen, sich zu verändern und einen internen Wandel zu organisieren und durchzuführen“ erklärt Caroline Flammang,  „was können Entscheider tun, um langfristige Veränderungseffekte zu sichern und wie können Beratungsunternehmen bei solchen Vorhaben unterstützen, um Nachhaltigkeit von Change-Initiativen zu gewährleisten?“

Ausnahmslos alle Organisationen sind von Wandel betroffen, dessen Tempo noch nie so hoch war wie im derzeitigen, sich ständig weiterentwickelnden Unternehmensumfeld. Dabei zeigen verschiedene Studien, dass trotz einer Vielzahl an erarbeiteten Modellen und Handlungsempfehlungen für Change rund 70 Prozent aller Veränderungsprojekte in Organisationen misslingen. Während das Change Management als Thematik innerhalb von Organisationen eine zunehmend breitere Akzeptanz erfährt und ein externer Veränderungsdruck für eine erhöhte Frequenz an durchgeführten Change-Initiativen sorgt, bleibt das Themenfeld der Nachhaltigkeit von Change Management bisher weitgehend unerforscht. Zwar gibt es eine Vielzahl an Literatur und Modellen, die sich mit den Phasen von erfolgreichem Change und Erfolgskriterien beschäftigen, allerdings taucht das Thema der Nachhaltigkeit von Change-Effekten kaum auf. Eine Verankerung der durch eine Change-Initiative bewirkten Veränderung ist jedoch per Definition von Change Management vorgesehen.

In ihrer Abschlussarbeit widmet sich Caroline Flammang zum einen den Gründen für das Ausbleiben solcher Evaluationen, um das Thema der Nachhaltigkeit im Change greifbarer zu machen. Hierfür legte sie Kriterien fest, die erfüllt sein müssen, damit Change als nachhaltig verankert angesehen werden kann. Zum anderen geht es um Evaluationsansätze, mithilfe derer die Nachhaltigkeit von Change Management Prozessen festgestellt werden könnte. Auch der Zeitpunkt, wann solche Evaluationen durchgeführt werden müssten, um nachhaltigen Change sicherzustellen, wurde in der Arbeit untersucht.

Für ein bereiteres Verständnis über die Phasen und Prozesse sowie auch die Messansätze von Change Management-Initiativen führte sie qualitative Interviews mit Change Management-Berater:innen durch.

Die Interviews ergaben, dass im Gegensatz zur vorhandenen Literatur in der Praxis bisher weitgehend keine Unterscheidung zwischen erfolgreichem und nachhaltigem Change erfolgt. Es gelten zwar dieselben Kriterien wie für erfolgreichen Change, sie werden nur langfristig nach Abschluss einer Change-Initiative gemessen. Nach Aussagen der Forschungspartner sind solche Kriterien ein vollzogener Mindset Change, transparente und konsistente Change-Kommunikation und Continuos Change, also ein iterativer, lang andauernder Change innerhalb einer Organisation. Außerdem nannten die Befragten als Kriterien ein frühzeitiges Involvement der Betroffenen, Leadership, und ausreichendes Training & Enablement.

Entscheidend für die Abgrenzung von kurzfristig erfolgreichem Change und einem langfristig anhaltenden Effekt sind eine Evaluation und ihre Methoden, die in der Praxis häufig ausbleiben und Change-Projekte zum Scheitern bringen. Die befragten Change-Berater:innen nennen die Finanzierung und die niedrige Priorität als Gründe. Auch schreckten viele Change-Verantwortliche wohl auch deshalb vor Evaluation von Change-Maßnahmen zurück, weil so möglicherweise Misserfolge in der Organisation und darüber hinaus sichtbar würden.

„Die Ergebnisse zeigen, dass es einen Mindset-Change von Change-Verantwortlichen zu mehr Offenheit gegenüber transparenten Ergebnissen geben muss“, erläutert Caroline Flammang, „insbesondere weil die Change-Berater:innen eine Vielzahl an wirksamen Evaluationsmethodiken vorschlagen.“

Während methodisch noch Unklarheit unter den Befragten herrscht, sind sie sich im Zeitpunkt von Messungen weitgehend einig: Um Nachhaltigkeit von Change-Initiativen und damit eine langfristige Wirksamkeit zu bestätigen, müssen Evaluationen oder Teile solcher nach Abschluss von Veränderungsprozessen durchgeführt werden. Als geeigneter Zeitraum gelten 6-12 Monate, um die Effekte auf Nachhaltigkeit zu überprüfen.

„Möglicherweise kann sich hieraus auch ein weiteres, neues Leistungsfeld im Angebot von Change-Beratungen ergeben“ so Caroline Flammang.

Über den Autor

Melanie Hahn
Melanie Hahn ist Teil der adhibeo-Redaktion und arbeitet als Pressesprecherin für die Fachbereiche Wirtschaft & Medien und onlineplus der Hochschule Fresenius.