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Kampf der Videostreaming-Portale

von Redaktion, am 03.08.2016

Eine an der Hochschule Fresenius Köln und am Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste entstandene Studie beleuchtet den deutschen Videostreaming-Markt. Die Ergebnisse zeigen: Die Mediatheken von ZDF und ARD sind hier die meistgenutzten Plattformen – noch.

Spätestens seit „House of Cards“ weiß man auch hierzulande, dass eigenproduzierte Netflix-Serien durchaus hohen Unterhaltungswert besitzen können. Mit „Stranger Things“ ist dem US-amerikanischen Videostreaming-Dienst nun der nächste Coup gelungen: Die achtteilige Mystery-Horror-Serie, in der vor allem die zwölfjährige Millie Bobby Brown in der Rolle der „Eleven“ brilliert, wird von deutschen Feuilletonisten derzeit in den höchsten Tönen gelobt.

Doch nicht nur, weil viele Produktionen mit Qualität zu überzeugen wissen, sondern auch weil das Videostreaming im Allgemeinen durchaus Vorteile hat, kann Netflix – ähnlich wie andere Streaming-Dienste – in Deutschland langsam Fuß fassen. In einer qualitativ-quantitativen Studie, die an der Hochschule Fresenius Köln und am Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste entstanden ist, bringt ein Befragter das Erfolgsgeheimnis des Streamings auf den Punkt: „Die Art und Weise wie man Serien heute guckt, ist ja viel mehr damit zu vergleichen, wie man ein Buch liest. Ich kann ein Kapitel am Tag lesen, oder zwei, oder das ganze Buch am Stück und es gibt keinen, der Dir sagt, dass Du jetzt leider ne Woche warten musst, bis es weitergeht.”

Vor allem dank dieses Video-on-Demand-Prinzips ist das Streaming in Deutschland auf dem Vormarsch – und setzt das lineare Fernsehen gehörig Druck. Das bringt vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender in Schwierigkeiten, deren Daseinsberechtigung zunehmend in Frage gestellt wird.

Die Mediatheken von ARD und ZDF sind durchaus beliebt, Blockbuster-Serien sucht man dort allerdings vergeblich

Doch Sender wie das ZDF oder die ARD haben schon vor einigen Jahren erkannt, in welche Richtung sich der Markt entwickelt und deshalb angefangen Mediatheken aufzubauen – und das ist ihnen den quantitativen Ergebnissen der Studie zufolge auch ganz gut gelungen: Immerhin 16 bzw. 14 Prozent der rund 1000 Studienteilnehmer gaben an, die Mediatheken von ZDF und ARD im Monat vor der Befragung genutzt zu haben. Damit sicherten sich die Portale der Öffentlich-Rechtlichen in der Kategorie „Meistgenutzte Videostreaming-Portale“ die Spitzenpositionen. Netflix landete in dieser Kategorie mit 5 Prozent übrigens nur auf Rang 7, das Portal ist aber im Gegensatz zu den öffentlich-rechtlichen Mediatheken kostenpflichtig.

Neben der Kostenfreiheit ist der Erfolg von ZDF und ARD laut Studie auch darauf zurückzuführen, dass in deren Mediatheken gut recherchierte und lokale Nachrichtenformate zu finden sind. Mit Serien vom Format einer Netflix-Produktion können sie nicht dienen. Zwar hat man mit Kurzserien wie „Komm schon!“ bei Publikum und Medien Achtungserfolge erzielen können, die Strahlkraft von „Stranger Things“ oder „House of Cards“ hat aber keine der ARD- und ZDF-Produktionen bisher erreicht.

Aber: Was noch nicht ist, kann ja noch werden! Es ist ZDF und ARD jedenfalls zu empfehlen, hier einige Anstrengungen zu unternehmen. Schließlich sind „Serien das neue Kino“, wie es Regisseur Wim Wenders im Jahr 2015 treffend formulierte. Verpassen die Öffentlichen-Rechtlichen diesen Trend, könnte ihnen Netflix in der Kategorie „Meistgenutzte Videostreaming-Portale“ schon bald den Rang ablaufen.

Über die Studie: Von Seiten der Hochschule Fresenius wurde die Studie von der Wirtschaftspsychologin Dr. Anna Schneider betreut.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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