Gesundheit, Therapie und Soziales
Entscheidendes Dokument
von Redaktion, am 06.05.2014
Gesundheit, Therapie und Soziales
von Redaktion, am 06.05.2014
Das tragische Schicksal von Rennfahrlegende Michael Schumacher zeigt: Es gibt Situationen, in denen ein Mensch nicht mehr in der Lage ist, über den Fortgang seines Lebens zu entscheiden. Deshalb sollte man sich frühzeitig mit dem Thema Patientenverfügung auseinandersetzen. Denn nur wenn ein solches Dokument vorliegt, können Angehörige dem Wunsch eines entscheidungsunfähigen Patienten entsprechen. Leider machen von dieser Möglichkeit nur wenige Deutsche Gebrauch – auch weil die Informationslage in Sachen Patientenverfügung schlecht ist.
Seit über vier Monaten liegt Formel-1-Ikone Michael Schumacher nun schon im Koma. Wie lange dieser Zustand noch andauert, hängt auch davon ab, ob Schumacher eine Patientenverfügung ausgestellt hat. Sollte er darin festgehalten haben, wie im Falle einer komatösen Lebenssituation mit ihm verfahren werden soll, können seine Angehörigen diesem Wunsch entsprechen – auch entgegen dem Rat der Ärzte.
Ob Schumachers Familie im Besitz eines solchen Dokuments ist, ist nicht bekannt. Nichtsdestotrotz hat der tragische Unfall des Ex-Rennfahrers die Diskussion zum Thema neu entfacht: „Der Fall Schumacher hat den Menschen vor Augen geführt, dass das Verfassen einer Patientenverfügung nicht erst im hohen Alter sinnvoll ist“, sagt Prof. Dr. Andreas Beivers von der Hochschule Fresenius München. Ein derartiges Schicksal könne eben auch jüngere Menschen ereilen und dann sei es für die Angehörigen extrem belastend, den Willen des Patienten nicht zu kennen, so der Gesundheitsökonom.
Dennoch machen gerade junge Menschen einen großen Bogen um dieses Problem. Zum Zeitpunkt der letzten großen Umfrage aus dem Jahr 2009 hatten nur vier Prozent der unter 45-Jährigen eine Patientenverfügung verfasst. „Das dürfte sich in der Zwischenzeit nur wenig verändert haben“, glaubt Beivers. Grund dafür sei zum einen der Unwillen, sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinanderzusetzen, „zum anderen herrscht auf Seiten der Bürger – das gilt nicht nur für jüngere – ein großes Informationsdefizit.“
Um herauszufinden, wo die Ursache für dieses Defizit liegt und wie es beseitigt werden kann, hat Beivers im Auftrag der Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) eine Projektarbeit durchführen lassen. Fünf Studierende der Hochschule Fresenius München haben dafür im vergangenen Wintersemester Laien und Experten zum Thema Patientenverfügung befragt.
In ihrem Abschlussbericht kommen die Hochschüler zu dem Schluss, dass vor allem die schlechte Beratungslage in Deutschland für das Informationsdefizit verantwortlich ist. Egal ob beim Rechtsanwalt, im Krankenhaus oder beim niedergelassenen Arzt: „Das Problem ist (…), dass der Beratung ein eigenständiges Interesse vorausgesetzt ist“, heißt es im Bericht. Und dieses Interesse ist bei den Bürgern aufgrund der sensiblen Thematik eben nur sehr schwach ausgeprägt.
Man müsse daher aktiver auf sie zugehen, so die Empfehlung der Projektgruppe. Der postalische Versand von Musterpatientenverfügungen oder eine medial gestützte Aufklärungskampagne könnten eine stärkere Auseinandersetzung bewirken. Außerdem schlagen die Studierenden den Krankenkassen vor, Beratungen zur Patientenverfügung stärker zu honorieren und damit niedergelassenen Ärzten einen Anreiz zu geben, das Thema in Patientengesprächen selbstständig aufzugreifen.
„Die Ergebnisse der Projektstudie liefern uns wichtige Hinweise zur Weiterentwicklung unseres Leistungsangebots“, sagt Dr. Stefan Weber von der Siemens-Betriebskrankenkasse. Genau einen solchen Input hätten er und seine Kollegen sich von der Projektstudie erhofft. „Vielleicht führen wir in naher Zukunft noch ein Folgeprojekt durch“, so Weber. Das Thema Patientenverfügung bleibt also aktuell – auch aufgrund des tragischen Schicksals von Michael Schumacher.
Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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