Wirtschaft und Management

Umwelt geschont, Unternehmenswert gesteigert

von Redaktion, am 13.08.2013

Umweltprobleme stehen längst ganz oben auf der gesellschaftlichen Agenda. Sie zu beseitigen, haben sich Staat und Verbraucher zur Aufgabe gemacht: Der Druck auf die Unternehmen, sich umweltgerecht zu verhalten, wächst. Viele Unternehmen geben ihm nach, indem sie ein systematisches Umweltmanagement implementieren. Das schont nicht nur die Umwelt – es steigert auch den Unternehmenswert. 

Natürliche Ressourcen werden immer knapper. Zudem ist bei vielen Schadstoffen und Abfällen bereits die Grenze der Belastbarkeit der natürlichen Umwelt überschritten. Längst sind diese Probleme in das Bewusstsein der Öffentlichkeit vorgedrungen, auf staatlicher Seite haben sie zu zahlreichen Aktivitäten der Legislative, Exekutive und Judikative geführt. Dieses neue Problembewusstsein hat zur Folge, dass die Konsumenten verstärkt nach umweltfreundlichen Produkten verlangen. Auch von anderen Stakeholdern wird die Forderung, sich umweltgerecht zu verhalten, an die Unternehmen herangetragen. Mit systematischem Umweltmanagement versuchen diese, dem Druck nachzugeben.

In der Vergangenheit konnten die Forderungen von Politik und Verbrauchern teilweise noch ignoriert werden. Teilweise verlagerte man die Geschäftsvorgänge, die Umweltprotestler auf den Plan riefen, einfach ins Ausland. Mittlerweile ist der Druck jedoch zu groß geworden. Er zwingt die Unternehmen, Umweltangelegenheiten auf einer internationalen Basis zu klären. Da sich die Rahmenbedingungen hier sehr schnell ändern und für das Umweltmanagement bisher nur wenige Erfahrungen vorliegen, sehen sich die Unternehmen einer Vielzahl von Problemen gegenüber.

Nicht nur Staat und Öffentlichkeit – auch die Wissenschaft setzt sich mit Umweltproblemen auseinander

Diese Probleme sind Ausgangspunkt des wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses. Denn nicht nur von Seiten der Öffentlichkeit und der Politik wird dem Thema Umwelt vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Auch die Wissenschaft hat in diesem Zusammenhang eine Vielzahl von Forschungsanstrengungen unternommen.

Trotz der Vielzahl und Vielfältigkeit der Beiträge erscheint der Wissensstand hier jedoch bei weitem nicht ausreichend, um die anstehenden Aufgaben, die sich aus den Umweltproblemen ergeben, zu lösen. Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften hat insbesondere die volkswirtschaftliche Umweltökonomie die theoretischen Grundlagen geschaffen und sich seit den 60er Jahren intensiv an der Diskussion um den Umweltschutz beteiligt. Das Thema „Umwelt und Unternehmenswert“ stellt ein solches – wenn auch für die Unternehmen essentielles – Detailthema dar, welches mit Hilfe von neueren ökonomischen Konzeptionen bearbeitet werden kann.

Für die Fragestellung, welche Auswirkungen das betriebliche Umweltmanagement auf den Unternehmenswert hat, sind vor allem die Beiträge der betrieblichen Zielforschung und die Konzepte der Finanztheorie, die sich mit Umweltmanagement auseinandersetzten, relevant. Gibt es zu den meisten betrieblichen Funktionsbereichen bereits eine Vielzahl von Veröffentlichungen, so sind Anzahl und theoretischer Gehalt der Veröffentlichungen auf dem Gebiet Umweltmanagement und Finanzierung bisher eher gering.

Der Shareholder-Ansatz wird in einigen Veröffentlichungen explizit zur Argumentation herangezogen. Aufgrund seiner gestiegenen Bedeutung ist der Zusammenhang zwischen den Maßnahmen des Umweltmanagements und dem Unternehmenswert immanent. So müssen Unternehmen heute, Ansatzpunkte und Instrumente für ein wertorientiertes Umweltmanagement erarbeiten. Von den Unternehmen wird die Notwendigkeit, die ökologischen Probleme zu lösen, denen die Menschen im 21. Jahrhundert gegenüberstehen, kaum noch ernsthaft in Zweifel gezogen. Nachdem sie eine Vielzahl von Umweltschutzmaßnahmen durchgeführt haben, ist aber immer noch nicht geklärt, wie ein effizientes und effektives Umweltmanagement durchgeführt werden sollte.

Umweltmanagement und Unternehmenswert als ökonomische Fragestellung

Mit dem wertorientierten Umweltmanagement ist ein betriebswirtschaftlich fundierter Ansatz geschaffen worden, der zum einen die Integration des Umweltmanagements in die Unternehmensführung ermöglicht und zum anderen Modelle und Instrumente zur Lösung von Managementfragen für das gesamte Spektrum betrieblicher Anwendungsfelder aus dem Bereich des Umweltmanagements bereitstellt. Das Umweltmanagement konzentriert sich hier auf die Steigerung des Unternehmenswertes. Daraus ergeben sich zwei Vorteile: Erstens erschließt sich der Unternehmensführung bei der Suche nach wertsteigernden Maßnahmen mit dem Umweltbereich ein neues Feld, das bisher vielfach als Autonomiebereich behandelt wurde. Mit dem Wissen und den Fähigkeiten des betrieblichen Umweltmanagements können so neue Wertsteigerungspotentiale erschlossen werden. Zweitens ergibt sich für das betriebliche Umweltmanagement die Chance, die Projekte, die sich wertsteigernd auswirken, so darzustellen, dass sie in Konkurrenz zu anderen Unternehmensbereichen treten können.

Zusammengenommen führt dies zu einer Steigerung der Akzeptanz des Umweltmanagements in den Unternehmen. Das wertorientierte Umweltmanagement hat auch Konsequenzen für die Umweltpolitik und für die Diskussion um den Umweltschutz: Nachhaltige Erfolge kann das Umweltmanagement vor allem dort erzielen, wo Werte geschaffen werden.

Das Beispiel der regenerativen Energien zeigt: Ohne Rendite geht es nicht

Betrachtet man die Diskussion um die Energiepolitik in Deutschland, so besteht schon seit langem über nahezu alle Gruppen hinweg ein Konsens darüber, dass regenerative Energien gefördert werden sollten. Die Energieversorgungsunternehmen, die aufgrund des kommunalen Einflusses sicher stärker als andere Unternehmen Stakeholderinteressen vertreten, haben deshalb einzelne Projekte zur Nutzung regenerativer Energiequellen gestartet. Allerdings waren diese in ihrer Bedeutung eher marginal. Erst als sich aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Preise für die Einspeisung in die Netze eine wirtschaftliche Nutzung abzeichnete, wurde der Markt für die Erzeugung regenerativer Energien interessant. Das starke Wachstum, insbesondere im Bereich der Windkraftwerke, wurde erst erreicht, nachdem Abschreibungsgesellschaften – unter Ausnutzung steuerlicher Anreize – Konzepte vorlegten, die ökologisch oder nicht ökologisch orientierten Kapitalanlegern marktgerechte Renditen sicherten.

Aus der Entwicklung eines konzeptionellen Bezugsrahmens für das wertorientierte Umweltmanagement ergibt sich eine Reihe von Forschungsbedarfen. Der Schwerpunkt bei den Cash-Flow-Modellierungen und der Anwendung von Optionspreismodellen im Bereich des Umweltschutzes wird in den kommenden Jahren in der empirischen Überprüfung der Instrumente und der Verfeinerung der Modelle in Zusammenarbeit mit der Unternehmenspraxis liegen. Dabei wird sich zeigen, ob die erhofften positiven Impulse für die Durchsetzung einer Umweltorientierung sich in den Unternehmen verwirklichen lassen.

Dr. Peter Holm ist Dozent für Rechnungswesen und Controlling an der Hochschule Fresenius Hamburg. Sein Forschungsschwerpunkt ist Controlling und Nachhaltigkeit.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

0 Kommentare

Ihr Kommentar

Sie möchten Sich an der Diskussion beteiligen? Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!
Bitte beachten Sie dabei unsere Netiquette. Vielen Dank.

Schreiben Sie einen Kommentar