Wirtschaft und Management

Tippen statt Telefonieren

von Redaktion, am 30.06.2016

Eine an der Hochschule Fresenius Köln und am Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste entstandene Studie offenbart: Statt zu telefonieren, schickt man heute lieber Textnachrichten. Dadurch spart man Zeit und Aufwand – und kann unangenehmen Situationen aus dem Weg gehen. 

Das Festnetztelefon – über weite Strecken des 20. Jahrhunderts zählte es zum Standardinventar eines jeden deutschen Haushalts. Lange Zeit mit Wählscheibe, ab den 1980er Jahren dann mit Tastenwahlblock ausgestattet, und um die Jahrtausendwende immer öfter schnurlos, war das Telefon lange Zeit das zentrale Kommunikationsmittel.

Auch heute noch ist ein Telefonapparat mit Festnetzanschluss in vielen Haushalten zu finden. Genutzt wird er allerdings immer seltener: Wurden über die Festnetztelefone hierzulande im Jahr 2010 noch Gespräche mit einer Gesamtdauer von knapp 190 Milliarden Minuten geführt, sank dieser Wert binnen fünf Jahren auf rund 140 Milliarden – Tendenz weiter sinkend. Natürlich hängt dieser Rückgang mit der zunehmenden Verbreitung von Mobiltelefonen zusammen, vollständig erklären lässt er sich dadurch aber nicht. Denn zwar stieg laut Bundesnetzagentur das Gesprächsvolumen, das über Mobilfunknetze abgewickelt wird, zwischen 2010 und 2015 von 102 auf 115 Milliarden Minuten an und auch internetbasierte Dienste werden inzwischen häufiger zum Telefonieren genutzt. Aufgewogen wird die Differenz dadurch aber nicht.

Wie eine an der Hochschule Fresenius Köln und am Wissenschaftlichen Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste entstandene Studie nun zu Tage gefördert hat, könnte vielmehr ein verändertes Kommunikationsverhalten für den Rückgang verantwortlich sein: Statt anzurufen, schickt man heute lieber Textnachrichten; über zwei Drittel der rund 1000 befragten Smartphone-Nutzer antworteten auf die Frage „Ersetzt die Nutzung von SMS/Messenger-Diensten Anrufe?“ mit Ja.

Über WhatsApp wird geregelt, was man früher in einem kurzen Telefonat geklärt hätte

Insbesondere über den Messenger-Service WhatsApp, der aktuell weltweit rund eine Milliarde Nutzer zählt, werden heute Fragen geklärt, die man früher vielleicht in einem kurzen Telefonat geklärt hätte: Was ist noch einzukaufen? Wann treffen wir uns? Wo wird heute Fußball geschaut? – über die Gruppenchat-Funktion können hier sogar gleich die Meinungen mehrerer Personen eingeholt werden, wodurch man Zeit und Aufwand spart.

Aber nicht nur um ökonomischer zu kommunizieren, auch um Kontakte zu pflegen, wird WhatsApp genutzt. Das lässt sich beispielsweise durch die Antwort einer 19-Jährigen Probandin – zusätzlich zu der großangelegten quantitativen Umfrage wurden im Rahmen der Studie auch 28 individuelle Interviews geführt – belegen: „WhatsApp war dann ein Wandel, eine ganz andere Lebensqualität. Es sind so kleine Dinge, wie Kontakt zu den Leuten halten, mit denen man kaum Kontakt hat.“

Gerade bei Personen, die man lange Zeit nicht gesehen hat, ist die Routine bei der verbalen Kommunikation vielleicht abhandengekommen. Bei einem Telefonat würde es deswegen womöglich zu peinlichen Momenten des Schweigens kommen – da schreibt man doch lieber eine Textnachricht. Das geht von unterwegs oder zuhause aus – wo das Festnetztelefon nur noch Staubfänger ist.

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Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

1 Antwort
  1. Adem sagte:

    Ich muss sagen , traurig aber wahr, während dem Lesen habe ich mich wiedererkannt, und ich habe nicht geschmunzelt..
    Danke für den Beitrag!
    Gruss aus München
    Adem

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