Wirtschaft und Management

Google: Vorreiter im Bereich Talent Management

von Redaktion, am 06.10.2014

Zum sechsten Mal hintereinander haben Studierende Google zum weltweit beliebtesten Arbeitgeber gewählt. Das ergab eine internationale Umfrage unter rund 200 000 angehenden Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaftlern. Für das positive Image des Internetunternehmens sei mitunter auch das hervorragende Talent Management verantwortlich, sagt Prof. Dr. Klaus Stulle, Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Fresenius Köln. In deutschen Unternehmen gäbe es in dieser Hinsicht noch Nachholbedarf, so der Personalexperte. Er beruft sich dabei auf eine Studie, die er in diesem Sommer durchgeführt hat.

Die Debatten um die monopolartige Machtstellung im Suchmaschinenbereich und den fragwürdigen Umgang mit Kundendaten scheinen dem Internetgiganten Google in Sachen Arbeitgeberimage nichts anhaben zu können: Seit sechs Jahren grüßt das Unternehmen im Ranking „World’s Most Attractive Employers“ von ganz oben. Der Rangliste liegt eine Studie des Beratungsunternehmens Universum zugrunde, für die weltweit rund 200 000 Studierende der Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften befragt wurden.

Neben der Aussicht, für einen global agierenden, kreativen Konzern zu arbeiten, macht wohl auch das außergewöhnliche Talent Management Google als Arbeitgeber so attraktiv. „Google hat sich in den Bereichen Personalauswahl und -förderung innovative Konzepte überlegt, die gerade bei jungen Leuten sehr gut ankommen“, erklärt Prof. Dr. Klaus Stulle, Wirtschaftspsychologe und Personalexperte an der Hochschule Fresenius Köln.

Laboruntersuchungen und komplexe Rechenoperationen: wie Google innovatives Talent Management betreibt

So führt das US-Unternehmen zum Beispiel in hauseigenen Laboren, den sogenannten „People & Innovation Labs“, Experimente durch, die die effizientesten Ansätze der Mitarbeiterführung identifizieren sollen. Dabei geht es auch darum herauszufinden, welche Art der Anerkennung bei den Angestellten am besten ankommt. „Gerade Vertreter der Generation Y, von denen viele derzeit noch die Hochschulbank drücken, hinterfragen das Verhalten von Autoritäten sehr stark. Sie honorieren es, wenn Führungsansätze derartig auf den Prüfstand gestellt werden“, so Stulle.

Auch im Bereich Recruiting nimmt Google eine Vorreiterrolle ein: Das Unternehmen setzt bei der Auswahl von Kandidaten auf einen eigens entwickelten Algorithmus, mit dessen Hilfe die Erfolgsaussichten für eine spätere Einstellung errechnet werden sollen. Dadurch gelang es Google, zeitliche Einsparungen im Auswahlprozess zu erreichen, da weniger Vorstellungsgespräche mit den einzelnen Kandidaten angesetzt werden müssen.

Deutsche Personaler sehen Verbesserungsbedarf im Bereich Talent Management – doch was ist darunter eigentlich zu verstehen?

Einige deutsche Unternehmen sollten sich Google hier zum Vorbild nehmen, glaubt der Personalexperte: „Eine von uns durchgeführte Umfrage unter Top-Personalern großer deutscher Unternehmen zeigt, dass rund 40 Prozent der Befragten deutliches Verbesserungspotenzial beim Rekruitierungs- und Auswahlprozess sehen. Google ist in diesem Zusammenhang sicher eine Richtung, in die man blicken kann.“

Stulle hatte im Sommer 2014 zusammen mit Kollegen 15 Personalexperten aus DAX-Unternehmen und weiteren deutschen Großorganisationen befragt. Es ging den Studienleitern dabei vorrangig darum, die aktuellen Trends im Bereich des internen und externen Talent Managements zu sichten. „Der Begriff Talent Management ist ja derzeit in aller Munde – nur was darunter eigentlich genau zu verstehen ist und welche Bemühungen damit verbunden sind, das scheint nicht so richtig klar zu sein“, erläutert Stulle die Motivation hinter der Studie.

Ihrer Untersuchung hätten er und seine Kollegen schließlich eine weite Definition des Begriffs zugrunde gelegt: „Es ging uns sowohl um die Maßnahmen, die in deutschen Unternehmen zur Gewinnung externer Talente getroffen werden als auch um die Strategien zur Verwaltung und Entwicklung interner Talente und Mitarbeiter.“

Human Resources als Partner in strategischen Fragen? In deutschen Unternehmen kommt das nur selten vor

Die Ergebnisse der Studie legen nun nahe, dass im internen wie im externen Talent Management hierzulande zwar einiges unternommen, dabei aber nur selten systematisch vorgegangen wird. „Der ‚Reifegrad‘ in diesem Bereich variiert zwischen den einzelnen Unternehmen weiterhin sehr stark. Ähnlich sieht es bei der Bedeutung aus, die der Personalabteilung im Unternehmen jeweils beigemessen wird“, so Stulle. Immer noch viel zu selten werde HR nämlich vom Management in strategischen Fragen konsultiert, weshalb sich auch über die Hälfte der befragten Personaler für eine Erweiterung der Kompetenzen ihrer Abteilung aussprachen.

Auch in dieser Hinsicht könne man sich an Google orientieren, findet Stulle: „Das Talent Management ist dort viel tiefer in der Organisationsstruktur verankert als in den meisten deutschen Unternehmen.“ Wer diesem Beispiel folge, der steige auch in der Gunst von Hochschülern. Bislang hat sich übrigens nur ein deutsches Unternehmen einen vergleichbar guten Ruf wie Google aufgebaut – zumindest unter Studierenden der Ingenieurs- wissenschaften: die BMW Group nimmt im „World’s Most Attractive Employers“-Ranking in dieser Kategorie immerhin den dritten Platz ein.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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