Wirtschaft und Management

„Stipendien können dazu beitragen, Chancengleichheit herzustellen“

von Redaktion, am 27.07.2015

Das Stipendienwesen ist fester Bestandteil der deutschen Hochschul- und Wissenschaftskultur. Doch noch immer wissen zu wenige Menschen hierzulande über die verschiedenen Fördermöglichkeiten Bescheid, sagt Dr. Florian Stork, Dozent für Handels- und Gesellschaftsrecht an der Hochschule Fresenius München. Als Vertrauensdozent der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit am Standort München möchte er dazu beitragen, diesen Zustand zu ändern.

Sie sind von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zum Vertrauensdozenten an der Hochschule Fresenius München ernannt worden – herzlichen Glückwunsch! Was genau ist nun Ihre Aufgabe?

Danke. Ich empfinde es als große Ehre, die Stiftung an der Hochschule Fresenius zu vertreten. Ich selbst bin Altstipendiat der Stiftung und weiß daher, wie sehr man von einem solchen Stipendium während des Studiums und der Promotion profitieren kann. Und dabei geht es nicht nur um die finanzielle Komponente, sondern auch um den Austausch mit anderen engagierten Menschen. Ich habe damals an vielen von der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit organisierten Veranstaltungen teilgenommen. Ich freue mich, dass ich durch die Tätigkeit als Vertrauensdozent jetzt der Stiftung ein wenig zurückgeben kann. Außerdem kann ich interessierten Studierenden den Zugang zur Stiftung ebnen und werde existierende Stipendiaten am Hochschulort mit Rat und Tat unterstützen.

Geeignete Kandidaten zu finden ist vermutlich nicht leicht. Was muss ein Studierender mitbringen, um gute Aussichten auf eine Förderung durch die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zu haben?

Jedenfalls keinen FDP-Mitgliedsausweis, um an dieser Stelle mal mit einem Vorurteil aufzuräumen. Die Stiftung ist zwar eine sogenannte parteinahe Stiftung, doch viele der Geförderten – früher wie heute – sind nicht Mitglied in der FDP. Das trifft übrigens auch auf mich zu.

Es geht vielmehr darum, dass die Kandidaten gewisse Eigenschaften aufweisen. Dazu gehören gute bis sehr gute akademische Leistungen. Sie sollten auch eine liberale Geisteshaltung haben, also neugierig, tolerant und offen sein, sowie den Mut zum freien und eigenständigen Denken mitbringen. Zudem – und das gilt eigentlich für alle parteinahen Stiftungen – legt die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit bei der Auswahl der Stipendiaten sehr großen Wert auf gesellschaftliches Engagement. Ob man sich ehrenamtlich um Kinder kümmert, in einem lokalen Wirtschaftsförderverband tätig ist oder sich in der Familie besonders engagiert, spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass man sich in die Gesellschaft einbringt, zu ihrer Verbesserung beiträgt – und zwar ohne dafür mit Geld oder einem unmittelbaren Vorteil für die Karriere entlohnt zu werden.

Ob ein Kandidat diese Anforderungen erfüllt, versuchen wir in persönlichen Gesprächen herauszufinden. Man merkt dabei schnell, ob jemand nur auf Geld oder Karrierevorteile aus ist, mit dem Stipendium einfach seinen Lebenslauf schmücken möchte. Diese Leute sind keine geeigneten Kandidaten.

Schmückt man mit dem Stipendium wirklich seinen Lebenslauf oder verpasst man ihm hier vielmehr einen Stempel, den viele als Hinweis auf die politische Gesinnung interpretieren?

Davor haben tatsächlich manche Menschen Angst, das weiß ich aus Gesprächen. Ich entgegne in diesen Fällen immer, dass ein Arbeitgeber, der anhand eines Stipendiums einer parteinahen Stiftung über den Bewerber urteilt, nicht der richtige sein kann. Arbeitgeber sollten bei der Bewertung von Bewerbern weniger darauf achten, welche Partei hinter dem Stipendium steht. Vielmehr sollte die Förderung durch eine Stiftung – egal welche – als Zeugnis für Leistungsbereitschaft und hohes gesellschaftliches Engagement wahrgenommen werden. Das kann einem als Arbeitgeber doch nur gefallen!

Nun wissen viele Studierfähige und Studierende in Deutschland gar nicht, dass sie sich für ein Stipendium bewerben können bzw. welche Voraussetzungen man jeweils erfüllen muss. Muss hier bessere Aufklärungsarbeit geleistet werden?

Absolut. Meiner Erfahrung nach wissen viel zu wenige Menschen in Deutschland über das deutsche Stiftungswesen Bescheid. Und diejenigen, die sich auskennen und auch für eine Förderung in Frage kämen, trauen sich am Ende nicht, sich zu bewerben – oft, weil sie glauben, dass sie nicht gut genug sind. Mir ist es deshalb ein zentrales Anliegen, Studierende der Hochschule Fresenius über das deutsche Stipendiensystem – und zwar ganz allgemein und nicht nur in Bezug auf die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit – aufzuklären und sie von den Vorzügen einer Förderung zu überzeugen. Die jungen Leute sollen wissen, welche Möglichkeiten sie haben und welche Chancen damit verbunden sind. Diese Aufklärung sollte eigentlich bereits in der Schule beginnen.

Könnte man so die Quote der Schulabsolventen senken, die sich trotz Hochschulreife aus Kostengründen gegen ein Studium entscheiden?

Ja, davon bin ich überzeugt. Das Stipendienwesen kann dazu beitragen, Chancengleichheit herzustellen, so dass junge Leute hierzulande unabhängig von ihrer Herkunft und den finanziellen Möglichkeiten ihrer Eltern studieren können.

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Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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