Wirtschaft und Management
Serie „Junge Unternehmen“, Teil 6: Da hast du deinen Salat!
von Redaktion, am 23.09.2013
Wirtschaft und Management
von Redaktion, am 23.09.2013
Produktindividualisierung – ein Megatrend in der deutschen Konsumkultur. Es gibt heute individualisierte Schuhe, Autos, Möbel – und seit kurzem auch Salate. Für letzteres ist Peter Heinzmann, Absolvent der Hochschule Fresenius Köln, mitverantwortlich. Zusammen mit seinem Cousin hat er vor drei Jahren die erste Salädchen-Filiale eröffnet. Die Idee dahinter: Der Kunde stellt sich aus einer Reihe von Zutaten seinen ganz individuellen Salat zusammen. Das Konzept kam an – so gut, dass die Jungunternehmer schnell über ein Franchise-Modell nachdenken mussten.
„Bei der Eröffnung unserer ersten Filiale im Jahr 2010 hat der Zufall seine Finger mit im Spiel gehabt“, erzählt Peter Heinzmann, Mitgründer des Franchise-Unternehmens Salädchen. Er und sein Cousin hätten damals eine Marburger Tapas-Bar übernommen, bei deren Umgestaltung plötzlich eine Freifläche entstanden sei. „Da haben wir uns gedacht: jetzt probieren wir etwas aus!“, verrät der 26-Jährige. Etwas, das den beiden schon seit einer Amerika-Reise im Kopf herumgespuckt war: In einem Hotel in Las Vegas hatten sie eine Salat-Station gesehen, an der sich die Gäste ganz individuell ihre eigene Kreation zusammenstellen konnten. Dieses Modell wollten sie jetzt nach Deutschland holen, denn: „Gesundes Fast Food – das hatte es bis dato kaum gegeben“, wie Heinzmann weiß.
Schon damals kannte er sich in der deutschen Gastronomie eben gut aus: Heinzmann entstammt einer bekannten Marburger Wirtsfamilie. Bereits in der dritten Generation betreiben die Heinzmanns das ortsansässige Hotel Stümpelstal, führen außerdem noch Restaurants und Cafés in der Marburger Innenstadt. Lange Zeit leitete Peter Heinzmanns Onkel die Geschicke des Familienunternehmens. Dann ging auf einmal alles ganz schnell: Im Jahr 2008 kam der Onkel bei einem Unfall ums Leben, Peter und sein Cousin, die ihn ohnehin irgendwann beerben sollten, waren von einem Tag auf den anderen in der Pflicht. „Ich war damals 21 und hatte noch wenige Tage bis zum Beginn des 3. Semesters – und auf einmal sollte ich ein Unternehmen führen“, erinnert er sich.
Studium und Arbeit unter einen Hut zu bringen, das sei am Anfang schon ziemlich schwierig gewesen. Deswegen reduzierte Heinzmann seine Anwesenheit an der Hochschule Fresenius auf ein Minimum, versuchte aber dennoch die Prüfungen seines Bachelorstudiengangs Angewandte Medien mitzuschreiben. „Zum Glück haben meine Kommilitonen mich in dieser Zeit sehr unterstützt und mit Unterrichtsmaterialien versorgt“, zeigt sich der 26-Jährige, der sein Studium schließlich in der Regelstudienzeit abschloss, dankbar.
Nach einiger Zeit hatte er dann die richtige Balance gefunden und konnte sich neuen Projekten widmen. Die Freifläche in der Tapas-Bar kam da gerade recht. Innerhalb weniger Monate hatten Peter Heinzmann und sein Cousin den Laden nach ihren Wünschen umgestaltet, ein Logo entworfen und ein Produktsortiment zusammengestellt. Ob es für individualisierte Salate überhaupt genügend Nachfrage gibt, wussten sie damals nicht: „Wir haben keine Marktforschung betrieben“, erzählt Peter Heinzmann. Er und sein Cousin hätten einfach das Gefühl gehabt, richtig zu liegen.
Ihr Gefühl sollte sie nicht täuschen. In den Wochen nach der Eröffnung im Oktober 2010 konnte sich die erste Salädchen-Filiale vor Kunden kaum retten. Das blieb nicht unbeachtet – und schon bald kamen die ersten Anfragen: Kann ich Eure Idee als Subunternehmer weiterführen? Als sich die Anfragen häuften, beschlossen die Heinzmanns, ein Franchise-Konzept zu erstellen. „Im Grunde hatten wir ja nichts zu verlieren“, begründet Peter Heinzmann diesen Schritt. Sein Cousin und er schrieben das Konzept also in einem Handbuch nieder und schlossen neue Verträge mit Lebensmittellieferanten. Im Juli 2011, nur ein halbes Jahr nach der Eröffnung des ersten Ladens in Marburg, wurde die zweite Salädchen-Filiale in der Kölner Innenstadt eingeweiht. Bis zum heutigen Tag sind deutschlandweit sieben weitere hinzugekommen.
„Wir profitieren natürlich von dem Trend, dass die Konsumenten mehr und mehr nach individualisierten Produkten verlangen“, erklärt Heinzmann den Erfolg. Tatsächlich springen viele Unternehmen derzeit auf diesen Zug auf: Im Internet findet man Konfiguratoren zur Individualisierung von Schuhen, Autos, Möbeln oder Lebensmitteln. Der Erfolg sei durch dieses Konzept aber noch nicht garantiert, glaubt Heinzmann: „Individualisierte Artikel anzubieten, ist sicherlich eine gute Geschäftsidee. Wird die Auswahl der Einzelkomponenten aber zu groß, verunsichert man dadurch nur den Kunden.“ Bei Salädchen hätten sie deswegen das Salatsortiment bewusst schmal gehalten. So sei für den Kunden nachvollziehbar, dass der Hersteller auch über die Herkunft und die Qualität des Produkts informiert ist. Denn Heinzmann weiß: „Gerade bei Salat wird darauf viel Wert gelegt.“
Trotz des Erfolgs des aktuellen Geschäftsmodells möchten die beiden Cousins das Salädchen-Konzept aber weiterentwickeln. So gibt es in den Filialen bereits diverse Suppen zu kaufen, Eintöpfe mit verschiedenen Einlagen sollen demnächst in das Sortiment aufgenommen werden. Auch hier kann der Kunde natürlich wieder individualisieren. Denn der Megatrend Produktindividualisierung wird noch einige Zeit andauern, davon ist Peter Heinzmann überzeugt.
Im Laufe ihres Studiums haben viele Studierende eine gute Geschäftsidee. Zumeist jedoch fehlt ihnen der Glaube an den eigenen Erfolg oder das Wissen über den Markt – die Idee bleibt in der Schublade liegen. Einige wenige aber wagen den nächsten Schritt und gründen ein eigenes Unternehmen. In unserer Serie „Junge Unternehmen“ stellen wir Hochschule-Fresenius-Absolventen vor, denen die Idee nicht genug war. Heute: Peter Heinzmann, Mitgründer von Salädchen.
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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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