Wirtschaft und Management

„Am Gerücht, dass der Schoko-Osterhase eigentlich der neu eingekleidete Schoko-Weihnachtsmann ist, ist nichts dran“

von Redaktion, am 14.04.2017

Bald ist Ostern – da darf hierzulande der Schoko-Osterhase nicht fehlen. Doch wo wird das beliebte Saisonprodukt eigentlich produziert? Wie sieht die Lieferkette von Schoko-Osterhasen aus? Im Interview geht Prof. Dr. Heinz Walterscheid, Studiendekan für Logistik und Handel und MBA General Management an der Hochschule Fresenius Köln, auf diese Fragen ein.

Welche Wege legt ein Schoko-Osterhase für gewöhnlich zurück, bevor er bei uns im Supermarkt steht?

Der überwiegende Teil der in Deutschland angebotenen Schoko-Osterhasen wird in Deutschland selbst hergestellt, z.B. von Lindt in Aachen und von der Firma Rübezahl in Dettingen. Rübezahl produziert alleine jährlich etwa 25 Millionen der insgesamt rund 200 Millionen produzierten Schoko-Osterhasen in Deutschland und versorgt damit zahlreiche Discounter und Supermarktketten. Allerdings werden nicht alle 200 Millionen Osterhasen auch in Deutschland konsumiert: Etwa 90 Millionen werden jährlich exportiert.

Dann hat unser Schoko-Osterhase also nur eine relativ kurze Reise hinter sich?

Der fertig produzierte Schoko-Osterhase ja. Betrachtet man aber die Bestandteile eines Hasen mit etwa 30 Prozent Kakao, Kakaobutter und vor allem auch Zucker und Vollmilchpulver, so ergeben sich hier sehr lange Wege. Der größte Teil des Kakaos kommt per Seeschiff aus Afrika nach Deutschland. Die drei wichtigsten Kakaoanbauländer sind die Elfenbeinküste, Ghana und Nigeria, wo der Kakao auf Plantagen angebaut und die geernteten Kakaobohnen fermentiert, getrocknet und in Säcke verpackt werden. Die Kakaobohnen werden dann entweder noch im Anbauland oder erst nach dem Export in Deutschland zu Kakaomasse weiterverarbeitet. So haben viele unserer Schoko-Osterhasen auch einen afrikanischen Hintergrund.

Heute möchten viele Konsumenten nachhaltige Produkte kaufen, also auch fair produzierte und gehandelte Schoko-Osterhasen. Wie kann man sich hier als Verbraucher orientieren?

Viele Handelsunternehmen und Hersteller haben auf den Trend reagiert und bieten nun vermehrt sozial nachhaltig zertifizierte Schoko-Osterhasen an. Die beiden wichtigsten Siegel, an denen man sich orientieren kann, sind „Fairtrade Cocoa Program“ und „UTZ Certified Kakao„. Wie die Namen zeigen, handelt es sich bei dem für die Schoko-Osterhasen verwendeten Kakao jeweils um sozial nachhaltig produzierten und gehandelten Kakao. Diese Schoko-Osterhasen sind dadurch zwar meist etwas teurer, aber viele Konsumenten sind bereit, für nachhaltige Produkte einen Aufpreis zu bezahlen.

Häufig geht das Gerücht um, dass der Schoko-Osterhase eigentlich der neu eingekleidete Schoko-Weihnachtsmann ist. Ist da etwas Wahres dran?

Nein. Die Schoko-Osterhasen werden immer aus frisch hergestellter Schokoladenmasse produziert.

Und was passiert mit den Schoko-Osterhasen, die zu Ostern nicht in den Supermärkten verkauft werden?

Diese werden nicht wieder eingelagert, sondern zum Teil an Tafeln und andere gemeinnützige Organisationen verschenkt oder stark vergünstigt abgegeben.

Prof. Dr. Heinz Walterscheid ist Studiendekan für Logistik und Handel und MBA General Management an der Hochschule Fresenius in Köln.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

2 Kommentare
  1. Zum Teil sagte:

    „Diese werden nicht wieder eingelagert, sondern zum Teil an Tafeln und andere gemeinnützige Organisationen verschenkt oder stark vergünstigt abgegeben.“

    Zu welchem Teil denn, 1% oder 99%? Und was passiert mit dem anderen Teil?

Ihr Kommentar

Sie möchten Sich an der Diskussion beteiligen? Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!
Bitte beachten Sie dabei unsere Netiquette. Vielen Dank.

Schreiben Sie einen Kommentar