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Wirtschaft und Management

„Körperliche Probleme können durch den Einsatz von Robotertechnik präventiv verhindert werden“

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von Redaktion, am 02.06.2015

Im Film „I, Robot“ nehmen sprechende, sehende und gehende Roboter den Menschen viele Arbeiten ab. Ein Science-Fiction-Szenario, das in nicht allzu ferner Zukunft bereits Realität werden könnte, meint Prof. Dr. Rainer Wagner, Dozent an der Hochschule Fresenius München und Geschäftsführer des Stuhlherstellers TOPSTAR. Im Interview erklärt er, wie die Robotertechnologie die Industrie in den nächsten Jahren verändern wird. 

Der Begriff Industrie 4.0 ist derzeit in aller Munde. Man benennt damit die sogenannte vierte industrielle Revolution, die seit einigen Jahren im Gange ist. Sie haben sich mit dem Begriff wissenschaftlich auseinandergesetzt und ihn ins Zentrum Ihrer Antrittsvorlesung gerückt. Zudem hat er auch für Sie als Unternehmer eine große Bedeutung. Was versteht man unter der Industrie 4.0?

Im Kern geht es um die neuen technischen Möglichkeiten in den Bereichen Informatisierung und Automatisierung. Mit letztgenanntem Bereich beschäftigen sich vor allem viele mittelständische Unternehmen in Deutschland. Hier dreht sich alles um die Weiterentwicklung der Produktionstechnik hin zu einer engeren Kooperation zwischen Mensch und Maschine.

Bei der Robotertechnologie sind wir nämlich mittlerweile so weit, dass die Modelle immer menschlichere Züge annehmen: Die neuesten Roboter haben ein gewisses Sehvermögen und können teilweise sehr eigenständig Entscheidungen treffen. Diese Entwicklungen machen es immer wahrscheinlicher, dass Menschen bald neben Robotern am Fließband stehen, um gemeinsam der Arbeit nachzugehen.

In zehn Jahren ungefähr, davon geht man heute aus, werden Roboter aufgrund ihres großen Lernvermögens nahezu empathiefähig sein – und außerdem mobil. Sie können also laufen, sich menschenähnlich bewegen. Natürlich gibt es deshalb jene düsteren Prognosen, die davon ausgehen, dass uns die Roboter irgendwann komplett ersetzen werden.

… oder die Macht über uns übernehmen, wie es in einigen Filmen prophezeit wird.

Das sind dann die ganz pessimistischen Visionen. Im Moment aber, und deshalb sollte man den Begriff Industrie 4.0 auch nicht ganz so negativ aufladen, geht es primär um Belastungsreduzierung. Der Industriestandort Deutschland hat nun mal das Problem, dass unsere Gesellschaft nach und nach überaltert. Das heißt, es gibt immer mehr ältere Arbeitnehmer – und die haben nach einer mehrere Jahrzehnte andauernden Arbeitsbelastung häufig körperliche und auch psychische Probleme.

Vor allem die körperlichen Probleme hofft man durch den Einsatz von Robotertechnik präventiv verhindern zu können. Denken Sie an schwere Lasten, die schon heute in vielen Betrieben von Maschinen gehoben werden. Das Problem dabei ist aber meist, dass man dem Roboter die schweren Teile punktgenau hinlegen muss, damit er sie aufnehmen kann. Ausgestattet mit einem visuellen Sensorium kann der Roboter demnächst selbst Gegenstände orten, nach ihnen greifen und sie entsprechend befördern.

Im Labor klappt das schon, nun ist die Frage, ob und wann diese Innovation im Mittelstand ankommt – denn erst wenn sie in diesem wichtigen und personalstarken Wirtschaftssegment ankommt, kann man auch von einer Revolution sprechen. In einem großangelegten Forschungsprojekt wird gerade untersucht, ob sich entsprechende Investitionen für den Mittelstand lohnen.

Nun könnte man sich vorstellen, dass die beschriebenen technischen Innovationen gerade im Mittelstand nicht mit offenen Armen empfangen werden. Viele mittelständische Unternehmen sind Familienbetriebe, in denen die Chefin oder der Chef ein fürsorgliches Verhältnis zur Belegschaft pflegen. Den Mitarbeitern zu kündigen und sie durch Roboter zu ersetzen, das wollen dort die wenigsten, oder?

Ja, das stimmt. Es gibt hier durchaus gerechtfertigten Widerstand. Viele Hochschulen und Forschungseinrichtungen haben das bereits bemerkt und rudern teilweise mit ihren wissenschaftlichen Aktivitäten im Bereich Industrie 4.0 wieder zurück. Man möchte mittelständische Unternehmen ja nicht überfordern oder ihnen Innovationen aufdrängen, durch die sie womöglich unglücklich werden oder in eine Investitionsfalle hineingeraten – auch wenn die Roboter heute nicht mehr so teuer sind, wie noch vor zehn Jahren: Die neuesten Modelle von ABB (Asea Brown Boveri, Anm. d. Red.) erhält man für 20 000 bis 100 000 Euro.

Roboter, die am Fließband arbeiten, gibt es ja nun schon länger – wenn auch eben noch nicht die hochentwickelten Varianten, von denen Sie gesprochen haben. In welchen anderen Unternehmensbereichen könnten Menschen in Zukunft durch Roboter ersetzt werden?

In bestimmten Kreisen diskutiert und erforscht man, wie Roboter bzw. Computer im Bereich Führung eingesetzt werden können. Natürlich, das sagt zum Beispiel auch Stephen Hawking, können Computer nahezu optimale Entscheidungen treffen, wenn man nur genügend Informationen in sie einspeist. Ob das wiederum passiert, ist eine andere Frage.

Es gibt auch Ansätze, die sich mit Lehrrobotern beschäftigen. Da steht dann in der Vorlesung ein technischer Apparat vorne und beantwortet die Fragen der Studierenden. Das wird alles gerade ausprobiert. Was sich am Ende durchsetzt, wird man sehen.

Teil zwei des Interviews mit Prof. Dr. Rainer Wagner erscheint in den kommenden Tagen. Darin erklärt der Industrie 4.0-Experte, warum die deutsche Autoindustrie Angst vor den Tech-Riesen Google, Apple und Co. hat.

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Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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