Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Wirtschaft und Management

Antrittsvorlesungen an der Hochschule Fresenius München

von Redaktion, am 22.10.2014

An der Hochschule Fresenius München gab es gestern Grund zu feiern: Mit ihren Antrittsvorlesungen meisterten PD Dr. Kristin Härtl, Dozentin für Klinische Psychologie, und Dr. Robert Paust, Dozent für Change Management und Organisation, die letzte Hürde ihres Berufungsverfahrens. Im Anschluss an die Vorträge überreichte Hochschulpräsident Botho von Portatius die Original-Ernennungsurkunden der Hessischen Regierung. adhibeo fasst zusammen, was die beiden frisch gekürten Professoren in ihren Antrittsvorlesungen zu berichten hatten.

Mit zwei sehr emotionalen Themen zog Prof. Dr. Kristin Härtl die rund 40 Zuhörer ihrer Antrittsvorlesung in den Bann. Zunächst berichtete sie von ihren Erfahrungen und Forschungen zum Thema „Wochenbettdepression“. Wenn „Wöchnerinnen“, also Frauen, die sich in der Phase kurz nach der Geburt ihres Kindes befinden, von Heulkrämpfen, Freudlosigkeit oder einer diffusen Ablehnung gegenüber dem Neugeborenen berichteten, seien das typische Symptome für diese Depression, so Härtl. „Im schlimmsten Fall führt sie zum Suizid, daher sollte die betroffene Frau sich schnell in psychologische und/oder ärztliche Behandlung begeben.“ Wichtige Schritte seien dann die Aufklärung der Betroffenen über Symptome und Behandlung der Wochenbettdepression sowie die Schaffung eines unterstützenden Netzwerks. Erst danach erfolge die eigentliche Behandlung mit psychotherapeutischen Methoden und gegebenenfalls einer ergänzenden medikamentösen Therapie.

Im zweiten Teil ihres Vortrags widmete sich Härtl ebenfalls einem wichtigen Bereich der Klinischen Psychologie, nämlich der Lebensqualität bei Krebs, speziell bei Brustkrebs. Brustkrebs sei die häufigste bösartige Erkrankung bei Frauen und während der Behandlungsphase nicht nur mit körperlichen, sondern auch mit psychischen Belastungen verbunden. Diese äußerten sich in Form von chronischer Erschöpfung, Schlafstörungen und vor allem auch Angstzuständen. „Die Angst davor, dass der Krebs irgendwann zurückkehren könnte, ist für viele Betroffene sehr belastend“, so Härtl.

Die psychologische Betreuung dieser Personen beginne eigentlich schon bei und unmittelbar nach der Krebsdiagnose: „Auf welche Art und Weise man die Nachricht überbringt und wie gut man sich anschließend um die Patientin kümmert, hat einen Effekt auf ihre langfristige Lebensqualität“, erklärte Härtl und bezog sich dabei auf eigene Untersuchungen.

Prof. Pausts „heißer Ritt“ durch die Geschichte des Change Managements zeigt: Es herrscht nur wenig Einigkeit in seinem Fachgebiet

„Wie verbessere ich eine Organisation – und zwar sinnvoll und erfolgreich?“, das sei die Grundfrage des Change Managements, stellte Prof. Dr. Robert Paust gleich zu Beginn seiner Antrittsvorlesung klar. In den folgenden rund 30 Minuten, in denen er die Zuschauer auf einen „heißen Ritt“ durch die Geschichte seiner Fachdisziplin mitnahm, machte er deutlich, dass dort derzeit noch zu viele nebeneinanderstehende Ansätze existieren: „Jeder Change Manager stellt sich heute aus einer Vielzahl an Techniken und Methoden seinen eigenen Werkzeugkasten zusammen, mit dem er dann versucht, die Probleme einer Organisation zu lösen.“

Nicht jeder Werkzeugkasten passe aber zu jedem Problem. Deshalb gelte es, „eine Konstellation genau zu analysieren, situativ zu handeln und dabei die eigentlich präferierten und bewährten Tools auch mal in der Box zu lassen“, so Paust. Ob der Vielzahl existierender Ansätze verstehe er aber, dass es in der Change Management-Szene eine gewisse Sehnsucht nach Zusammenführung gäbe.

Ob die Synthese gelingt, wird die Zukunft zeigen. Überzeugt zeigte sich Paust jedenfalls davon, dass der Bedarf an Change Managern weiterhin vorhanden sein wird: „Heute wandelt sich die Umwelt von Organisationen immer schneller, worauf diese ihrerseits mit Anpassungen reagieren müssen.“ Und genau dabei könnten Change Manager vor allem in ihrer Rolle als Moderatoren helfen. Denn der unvoreingenommene Blick von außen ermögliche es, Problemstellen zu erkennen, „während Mitarbeiter sich aufgrund einer gewissen Betriebsblindheit dabei häufig schwer tun.“

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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