Gesundheit, Therapie und Soziales

Wirtschaft und Management

Kranke Krankenhäuser

von Redaktion, am 30.10.2014

Um das deutsche Krankenhauswesen steht es nicht gut, so geht es aus einem aktuellen Gutachten hervor. Erstellt wurde es vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), in Auftrag gegeben vom Verband der Ersatzkassen (vdek). Prof. Dr. Andreas Beivers, Studiendekan für Gesundheitsökonomie an der Hochschule Fresenius München, hat an dem Bericht mitgearbeitet – und steht hinter den Inhalten.

Krankenhäuser gibt es in Deutschland zur Genüge: Im Jahr 2014 sind es 1996. „Das bedeutet, auf eine Million Einwohner kommen 40 Krankenhäuser“, versucht Prof. Dr. Andreas Beivers, Studiendekan für Gesundheitsökonomie an der Hochschule Fresenius München, die Zahl in ein Verhältnis zu rücken. Damit befinde sich Deutschland deutlich über dem OECD-Durchschnitt, der noch 2012 bei 30 Krankenhäusern lag.

„Versorgungsdichte ist aber nicht alles, es geht natürlich auch um die Versorgungsqualität“, gibt Beivers zu bedenken. Wie es um zweitgenannte im deutschen Krankenhauswesen bestellt ist, weiß er nur zu gut: Als Mitautor des vom Verband der Ersatzkassen (vdek) in Auftrag gegebenen und vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erstellten Gutachtens „Krankenhausplanung 2.0“ hat er sich tief in die Materie eingearbeitet.

„Die finanzielle und personelle Lage vieler deutscher Krankenhäuser ist angespannt“, berichtet der Gesundheitsökonom und belegt das auch gleich mit Zahlen: „35 Prozent der Krankenhäuser machten 2012 einen Jahresverlust, 16 Prozent der Krankenhäuser sind gar von Insolvenz bedroht. Außerdem fehlen vielerorts gut ausgebildete Fachärzte.“

Die vdek hat sich lautstark an die Öffentlichkeit gewendet – ein sinnvoller Schritt, findet Prof. Dr. Beivers

Beivers versteht angesichts dieser Fakten, dass sich der vdek als Auftraggeber der Studie lautstark an die Öffentlichkeit richtet: Am 21. Oktober hatte der Verband zu einem großen Medienevent ins Haus der Bundespressekonferenz geladen. Auch Beivers war vor Ort. „Ich denke, dieser Schritt war sinnvoll, um auf die Dringlichkeit des Reformbedarfs aufmerksam zu machen“, sagt er rückblickend.

Doch welche Reformen sollen nun zu einer Verbesserung der Versorgungsqualität beitragen? „Zunächst geht es um die Festlegung und Durchsetzung allgemeingültiger Standards“, so Beivers. Dieses Ziel zu erreichen, sei aufgrund der föderalen Struktur des deutschen Gesundheitssystems eine schwierige Aufgabe. Konkret hofft Beivers vor allem auf einheitliche Vorgaben bei der Indikations- und der Ergebnisqualität. Bei Erstgenanntem geht es um die Frage, ob in Krankenhäusern im individuellen Behandlungsfall auch immer die richtigen Versorgungsmaßnahmen ergriffen werden. Im Bereich Erfolgsqualität wird überprüft, ob die Maßnahme schließlich auch zum gewünschten Effekt geführt hat.

Beivers weiß, dass eine derartige Reform für Krankenhausangestellte mehr Dokumentationsarbeit bedeutet, „doch nur auf dem Boden einer breiten Datengrundlage sind Qualitätssprünge möglich.“ Jedenfalls steht er hinter den Forderungen der vdek, auch in Sachen Erreichbarkeit: „Krankenhäuser der Grund‐ und Regelversorgung und deren Angebot an Basisleistungen, sollten bundesweit in maximal 30 Pkw‐Minuten erreicht werden können. In der Notfallversorgung sollte die Zeitspanne bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes maximal zwölf Minuten betragen.“ Trotz der 1996 Krankenhäuser in Deutschland sei das nämlich immer noch nicht überall in Deutschland der Fall.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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