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Das Fernsehen ist tot – lang lebe das Fernsehen!

von Redaktion, am 10.03.2017

Oft wurde das Fernsehen in den vergangenen Jahren für tot erklärt. Dabei lohnen sich TV-Auftritte für Künstler auch heute noch, wie eine an der Hochschule Fresenius Köln entstandene Projektstudie belegt.

„Ist YouTube das neue Fernsehen?“ – Diese Frage steht seit einigen Jahren im Zentrum vieler wissenschaftlicher und feuilletonistischer Debatten. Bislang konnte sie nicht eindeutig beantwortet werden – obgleich YouTube mit beeindruckender Reichweite aufwarten kann: So wurden die beliebtesten Videos der freekickerz, die den erfolgreichsten deutschen YouTube-Kanal betreiben, jeweils über 30 Millionen Mal abgerufen. Zum Vergleich: die meist gesehene Tatort-Folge der vergangenen Monate lockte rund 13 Millionen Zuschauer vor den Fernseher. Natürlich hinkt der Vergleich, unter anderem, da die YouTube-Clips der freekickerz kürzer, an ein internationales Publikum gerichtet und teilweise über Jahre abrufbar sind. Dennoch: Wer heute Medienstar werden will, der muss auf YouTube präsent sein.

Gleichzeitig aber warnt Prof. Axel Beyer, Studiendekan Medien- und Kommunikationsmanagement an der Hochschule Fresenius Köln, davor, das Fernsehen als Vermarktungskanal komplett abzuschreiben: „Das Fernsehen ist nicht tot! Es gibt weiterhin Sendungen, die sich zur Steigerung des Bekanntheitsgrades und der Verkaufszahlen lohnen.“ Beyer bezieht sich bei dieser Aussage mitunter auf die Ergebnisse einer von ihm betreuten studentischen Untersuchung. „In der Projektstudie ging es darum, am Beispiel der Musikindustrie herauszufinden, welche Wechselwirkungen zwischen bestimmten Fernsehsendungen und Verkaufskanälen bestehen, sprich, ob sich Auftritte in TV-Shows positiv auf den Verkauf der eigenen Produkte auswirken“, erklärt Beyer.

Um hierzu nähere Informationen zu erhalten, hat seine Projektgruppe viel Aufwand betrieben: Neben der Auswertung bisheriger Studien zum Thema haben die Studierenden eigene Daten erhoben und dazu noch Interviews mit mehreren Größen aus der Musikindustrie geführt, darunter die Sänger Thomas Anders und Andreas Bourani. „Gerade die Antworten der Künstler sind natürlich Gold wert. Für diese Arbeit muss man die Gruppe wirklich loben“, zeigt sich Beyer zufrieden.

Mit Fernsehauftritten kann man den Plattenverkauf ankurbeln, wie das Beispiel Yvonne Catterfeld zeigt

Fasst man die Interviewaussagen zusammen, lässt sich konstatieren: In der Musikbranche weiß man um die positiven Effekte, die TV-Auftritte auf den Abverkauf digitaler Musikformate sowie physischer Tonträger haben können. Einer der Befragten – aus Gründen der Anonymitätswahrung soll an dieser Stelle kein Name genannt werden – bringt es folgendermaßen auf den Punkt: „(…) um den ganz großen Hit zu landen, (…) sprich auch, um die großen Verkäufe zu machen, braucht man Fernsehen.“ Sofern man in der richtigen Sendung auftrete, wirke sich das unmittelbar auf die Verkaufszahlen aus, erklärt der Interviewpartner weiter.

Wie positiv dieser Effekt sein kann, zeigen die Studierenden mit Hilfe einer Statistik. Diese belegt, dass die Songs von Yvonne Catterfeld mit Beginn der sechsten Staffel von „The Voice of Germany“, bei der Catterfeld erstmals als Jurorin mitwirkte, auf der Streamingplattform Spotify deutlich öfter angehört wurden als zuvor.

„Natürlich tritt Catterfeld auch in der richtigen Sendung auf: Bei ‚The Voice of Germany‘ schaltet unter anderem genau ihre Zielgruppe ein. Wenn nun Sido bei Carmen Nebel auftreten würde, dürfte das den Verkauf seiner Platten wohl kaum ankurbeln“, relativiert Beyer. Richtig eingesetzt, sei das Fernsehen immer noch eine echte Verkaufswaffe, so der Medienprofessor weiter, „und das wird auch trotz YouTube in den nächsten Jahren so bleiben.“

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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