Wirtschaft und Management

In welcher Welt wollen wir leben? Über den #KönigvonDeutschland Utopie-Podcast

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von Redaktion, am 07.02.2017

1516 beschrieb Thomas Morus in seinem Roman Utopia eine ideale Gesellschaft. Damit gilt er als Begründer der modernen Sozialutopie. 500 Jahre später knüpfen Prof. Dr. Lutz Becker und der Volkswirt, Journalist und Blogger Gunnar Sohn, beide lehren an der Hochschule Fresenius Köln, mit ihrem Utopie-Podcast an Morus Ideen an.

Spielen Utopien für Wirtschaft und Gesellschaft heute noch eine Rolle, oder müssen wir uns angesichts der Diskussion um „Alternative Facts“ auf das Handfeste und auf das Greifbare zurückziehen? Für Becker, der sich als Studiendekan Sustainable Marketing & Leadership seit vielen Jahren mit den Themen Strategie, Führung und Innovation befasst, sind kleine wie große Utopien ein zentrales Steuerungsinstrument in Unternehmen und Gesellschaft. Nicht selten stecken hinter Technologien komplexe Gesellschaftsentwürfe: ohne die Utopie der vernetzten Gesellschaft von Steve Jobs würde es keine Smartphones geben, ohne den Alan Musk-Traum von emissionsfreier Mobilität keinen Tesla. Und auch die Wissenschaft braucht Utopien, um sich nicht im Kreis zu drehen.

„Utopien helfen uns dabei zu verstehen, wohin die Reise gehen kann und sollte. Oft sind es ganz profane Vorstellungen vom guten Leben, was immer das sein mag, die die Wirtschaft treiben. Utopien oder negativ formulierte Dystopien helfen uns zu verstehen, wohin wir die Weichen stellen oder eben nicht stellen sollten“, erklärt Becker. Wichtig sei aber auch, dass man alle Utopien mit einer kritischen Distanz betrachte und nicht blind hinterherrenne. „Sonst kann es gefährlich werden. Stalins Utopie von der kommunistischen Gesellschaft ist höchst grausam geendet“, warnt Becker.

Für Gunnar Sohn geht es mit Friedrich Nietzsche darum, die Freiheit im Denken zu erschließen – die Freiheit des Blicks und der Transparenz der Gedanken. Nietzsche fordert in diesem Zusammenhang zu einem Was-wäre-wenn-Gedankenexperiment auf. „Es geht um die Freiheit des Neuanfangs: Wer vorausblickt, hat das Mögliche als solches vor sich und ist nicht in die Wirklichkeit bestimmter Erwartungen verstrickt“, erläutert Sohn. Raus aus der Tretmühle des Denkens in immer gleichen Kategorien.

Aktuelle Themen, interessante Gäste: zwei Folgen des Podcast sind bisher erschienen

Um Wege hinaus aus der Tretmühle aufzuzeigen, haben Gunnar Sohn und Lutz Becker eine Podcast-Reihe gestartet. In den rund einstündigen Folgen des #KönigvonDeutschland Utopie-Podcast kommen auch Gäste zu Wort: In den beiden ersten beiden Sendungen waren Jörg Heynkes, Unternehmer und Politiker, bzw. Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie, zu Gast.

Für Becker ist die Reihe nicht nur ein journalistisches Format, sondern auch ein Projekt der Wissenschaft und Lehre: „Im Masterstudiengang Sustainable Marketing & Leadership beschäftigen wir uns auch mit Utopien. Die Studierenden sollen sich so mit verschiedenen Perspektiven auseinandersetzen. Wissenschaftlich interessiert mich, wie sich Utopien auch als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen darstellen. Zudem geht es ganz pragmatisch darum, inwieweit man sie als Führungsinstrument in der Strategieentwicklung und in Innovationsprozessen integrieren kann. Das soll aber keinesfalls mit Zukunftsforschung im herkömmlichen Sinne verwechselt werden.“

#KönigVonDeutschland, der Titel der Podcast-Reihe, wurde übrigens in Anlehnung an einen Hit von Rio Reiser gewählt. Die letzte Frage jeder Sendung gilt der persönlichen Utopie der Gäste: „Was würde ich tun, wenn ich König von Deutschland wär…?“

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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