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Wirtschaft und Management

Podcast: Führt Corona zu einem Wertewandel in der Wirtschaft? – Was Unternehmen aus der Krise lernen können

von Melanie Hahn, am 29.04.2020

Rücksicht, Solidarität, Vertrauen, Transparenz – das sind nur einige wenige Werte, die in unserer Gesellschaft von Bedeutung sind. Werte, die während der Corona-Krise stärker in den Fokus gerückt sind. In der Wirtschaft allerdings stehen sie eigentlich im Gegensatz zu den Wesensmerkmalen des Wettbewerbs: So ist Rücksichtnahme auf die Konkurrenz in der Regel hinderlich für den unternehmerischen Erfolg. Aufgabe der Wirtschaftsethik ist es, diese beiden Welten zusammenzubringen. „In der Krise ist deutlich geworden, dass wir ohne Werte nicht auskommen“, sagt Müller. „Durch das vermehrte digitale Arbeiten treten sie nun sogar stärker zutage als zuvor. Für den flächendeckenden Einsatz von Homeoffice bedarf es Vertrauen, Offenheit und Flexibilität. Und es funktioniert.“ Diese Erkenntnisse könnten die Unternehmen verstetigen. Das Instrument des mobilen Arbeitens eigne sich beispielsweise auch bei den jährlichen Grippewellen, um einen hohen Krankenstand und damit einhergehende Kosten zu senken.

„Die Krise zwingt Firmen auch zum Umdenken hinsichtlich ihres Angebotes“, so der Wirtschaftsethiker. „Die Menschen verzichten derzeit auf Luxusartikel und kaufen Produkte des täglichen Bedarfs, wie zum Beispiel Schutzmasken.“ Die Modeindustrie habe schnell darauf reagiert: Designer entwerfen nun Masken als modisches Accessoire. Dies sei ein wichtiges Signal in die Branche: Die Textilindustrie müsse sich mehr nach den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden richten und nicht umgekehrt. Niemand brauche zwölf Kollektionen in einem Jahr. Denn dieser schnelle Wechsel entwerte auch die Arbeit der Designer.

Auch der einseitige Fokus der Wirtschaft auf stetiges Wachstum müsse laut Müller hinterfragt werden: „Wirtschaftliches Wachstum funktioniert bislang zu stark auf Kosten der Umwelt.“ Ökonomen und Ethiker haben bereits vor Corona alternative Denkanstöße wie die Gleichgewichts- oder Postwachstumsökonomie entwickelt, die diesen fatalen Zusammenhang entkoppeln möchte. Ein anschauliches Beispiel sei das 2018 von der britischen Wirtschaftswissenschaftlerin Kate Raworth präsentierte Modell der „Donut-Ökonomie“. Sie vergleicht die Welt dabei mit einem Donut: Der innere Kreis ist das gesellschaftliche Fundament, während der äußere Ring die ökologischen Beschränkungen beschreibt, die die Menschheit akzeptieren muss. Wenn Ökonomie, Ökologie und Politik sich im Teigring des Donuts treffen, werde der Planet Erde nicht zerstört und der Mensch könne friedlich, sicher und nachhaltig darauf leben.

Über den Autor

Melanie Hahn
Melanie Hahn ist Teil der adhibeo-Redaktion und arbeitet als Pressesprecherin für die Fachbereiche Wirtschaft & Medien und onlineplus der Hochschule Fresenius.

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