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Das Dilemma der Online-Medizin

von Redaktion, am 22.05.2017

Dass die Online-Medizin viele Vorteile mit sich bringt ist unzweifelhaft. Dennoch bieten Ärzte hierzulande kaum Online-Sprechstunden an. Warum das so ist, wurde im Rahmen einer an der Hochschule Fresenius München entstandenen Projektstudie untersucht.

Einen nicht unbedeutenden Teil seines Lebens verbringt der Mensch mit Warten, das geht aus diversen Studien hervor. Einer der Orte, an dem er dieser Inaktivität besonders häufig nachgeht: die Arztpraxis. Dabei muss das gar nicht sein, findet Benjamin Ruhlmann, Rechtsanwalt und Dozent an der Hochschule Fresenius München: „Dank der Möglichkeiten der Online-Medizin könnte man die Wartezeiten beim Arzt erheblich verkürzen.“

Beispielsweise könnte man nämlich bestimmte Arzttermine einfach online abwickeln: „Bei Kontrolluntersuchungen würde es oftmals schon reichen, wenn sich Arzt und Patient per Videoschaltung austauschen“, so Ruhlmann. Trotzdem kommt die Online-Medizin bislang in Deutschland kaum zum Einsatz. Um herauszufinden, warum das so ist, hat Ruhlmann an der Hochschule Fresenius München eine studentische Projektstudie betreut.

Die Ergebnisse zeigen: gegenüber der Online-Medizin gibt es Vorbehalte

Im Rahmen des Projekts haben Studierende 65 Patienten und 19 Ärzte persönlich oder per Telefon befragt. Die Ergebnisse offenbaren das Dilemma der Online-Medizin: „Junge Menschen sind der Online-Medizin gegenüber sehr aufgeschlossen, allerdings sind diese Personen eben auch weniger von Krankheiten betroffen und daher seltener beim Arzt. Ältere Personen dagegen, die häufiger krank sind und dazu aufgrund ihrer größeren Immobilität am meisten von der Online-Medizin profitieren würden, fehlt oftmals immer noch die Affinität zur Technik“, fasst Ruhlmann zusammen.

Hinzu kommt, dass auch auf Ärzteseite immer noch Vorbehalte gegenüber der Online-Medizin bestehen: „18 der 19 befragten Ärzte geben an, dass eine Online-Sprechstunde nicht gleich effektiv wirken würde wie eine konventionelle Behandlung in der Praxis“, berichtet Ruhlmann. Insgesamt hat die Online-Medizin in Deutschland also noch einen weiten Weg vor sich. Das Warten geht weiter.

Über die Projektgruppe: Marlene Bronold, Chantal Loreto, Tanja Ostermeier, Pia Otto und David Radakovic, allesamt Studierende der Hochschule Fresenius München, haben die Projektstudie im Wintersemester 2016/17 unter der Leitung von Benjamin Ruhlmann durchgeführt.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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