Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Coaching on demand

von Redaktion, am 23.10.2014

Viele Menschen setzen in schwierigen Lebenslagen auf professionelle Unterstützung: Coaches helfen bei der Entwicklung des Führungsverhaltens oder der Veränderung zu einem gesünderen Lebensstil. Die Beratung findet dabei immer häufiger medienvermittelt statt. Ein Nachteil, weil so keine richtige Beziehung zwischen Coach und Klient aufgebaut werden kann? Nein, sagt Dr. Melanie Hasenbein, Dozentin an der Hochschule Fresenius München und selbständiger Coach, und beruft sich dabei auf eine Untersuchung, die sie zusammen mit ihren Kollegen Harald Geißler und Robert Wegener durchgeführt hat.

Über den Zeitraum eines Jahres hinweg wurde die angehende Führungskraft im Rahmen des Forschungsprojekts begleitet, erzählt Dr. Melanie Hasenbein, Dozentin an der Hochschule Fresenius München und freiberuflicher Coach. Der Klient hätte damals das Coaching-Anliegen gehabt, sein Auftreten gegenüber den älteren Kollegen, die er mit großem Respekt betrachtete, zu verändern. „Die Person sollte perspektivisch befördert werden und musste nun auf Augenhöhe mit Personen interagieren, die bislang ihre Vorgesetzten waren. Das fiel ihr einfach schwer“, schildert Hasenbein den Fall.

Das Coaching wurde schließlich mittels Telefon und internetbasiertem Coaching-Programm durchgeführt. „E-Coaching verbreitet sich auch zunehmend in Deutschland“, sagt Hasenbein. Vor allem das Telefon sei hierzulande ein Medium, das im Coaching-Prozess immer häufiger eingesetzt werde. „Die Vorteile des Telefoneinsatzes liegen auf der Hand: Die Beratung kann auch durchgeführt werden, wenn man mal nicht in der Nähe des Klienten ist, Anfahrtszeit und -kosten fallen weg. Das Coaching ist sozusagen ‚on-demand‘ möglich“, erläutert Hasenbein.

Internetgestütztes Coaching in Deutschland noch nicht angekommen

Weitere Vorteile biete der Einsatz des Internets: „Mit Online-Programmen, wie dem virtuellen Zielerreichungscoaching, kann man sogar noch ein Stückweit strukturierter vorgehen als beim alleinigen Telefon-Coaching“, erklärt Hasenbein. Vor allem in China und in Indien sei die internetgestützte Beratung bereits weiter verbreitet, in Deutschland halte man sich dagegen noch zurück. „Das wird sich in den kommenden Jahren ändern“, ist sich die Hochschuldozentin sicher.

Gründe, sich gegen diesen Wandel zu stellen, gibt es eigentlich keine, wie Hasenbein zusammen mit Kollegen in einer Untersuchung darlegen konnte. Denn das medienvermittelte Coaching hat keine entscheidenden Nachteile, es kann dem klassischen face-to-face-Coaching sogar in manchen Punkten überlegen sein. So wurde von den befragten Klienten – alle hatten zuvor an einem E-Coaching teilgenommen – gelobt, dass bei der elektronischen Beratung ein sehr zielorientiertes Vorgehen möglich sei.

Wird sich dem Thema E-Coaching auch weiterhin in Forschung und Praxis widmen: Dr. Melanie Hasenbein.

Wird sich dem Thema E-Coaching auch weiterhin in Forschung und Praxis widmen: Dr. Melanie Hasenbein.

Studie belegt: Auch beim E-Coaching ist der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung möglich

Noch viel wichtiger aber: Die Untersuchung räumt mit einigen Vorurteilen gegenüber dem medienvermittelten Coaching auf. Anders als von Kritikern behauptet, ist das Aufbauen einer vertrauensvollen Beziehung zwischen Coach und Coachee auch via Telefon und Internet möglich: Fast 90 Prozent der Befragten empfanden das so. Immerhin rund 70 Prozent von ihnen fühlten sich während des E-Coaching-Prozesses auch emotional sicher aufgehoben, ebenfalls ein Aspekt, den man als Nachteil der medienvermittelten Beratung erwartet hatte.

„Natürlich muss man bei der Wahl der Coaching-Methode den Klienten miteinbeziehen und außerdem abwägen, ob sich das Problem auch tatsächlich über Internet und Telefon coachen lässt“, so Hasenbein. Seien diese Fragen geklärt, spräche aber nichts gegen den Einsatz von Telefon oder Internet im Coaching-Prozess. Im Fall der frisch aufgestiegenen Führungskraft war das reine E-Coaching jedenfalls erfolgreich: „Sie konnte in ihre neue Rolle als Führungskraft hineinwachsen. Dazu hat das Coaching einen wichtigen Beitrag leisten können.“

Über die Studie: Die Studie von Melanie Hasenbein und ihren Forschungskollegen ist unter dem Titel „E-Coaching: Conceptual and Empirical Findings of a Virtual Coaching Programme“ in Heft 12 des International Journal of Evidence Based Coaching and Mentoring erschienen.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

1 Antwort
  1. agen poker sagte:

    Reasons to oppose this change, there is actually no such Hasenbein was able to explain in a study with colleagues. Because the media-based coaching has no significant disadvantages

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