Wirtschaft und Management

Die Mär vom teuren Ökostrom

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von Redaktion, am 18.02.2014

Der Atomausstieg ist beschlossene Sache, bei der Stromerzeugung setzt man in Deutschland fortan auf erneuerbare Energien. Dieser Schritt muss jedoch auch von den deutschen Verbrauchern mitgegangen werden. Eine neue Studie, die die Hochschule Fresenius München im Auftrag des Vergleichsportals CHECK24 durchgeführt hat, zeigt aber: Der Kunde ist gegenüber dem Produkt Ökostrom immer noch misstrauisch – auch weil er schlecht informiert ist.

In Deutschland gehen in den nächsten Jahren zahlreiche Atomkraftwerke vom Netz. Bis 2022, so hat es die Bundesregierung vor drei Jahren beschlossen, soll auch das letzte AKW abgeschaltet werden. Um das entstehende Stromdefizit zu kompensieren, setzt die Regierung ganz auf erneuerbare Energien: Wasser, Wind, Sonne, Biomasse – sie sollen in Zukunft die Stromversorgung der deutschen Bevölkerung absichern.

Doch die Umstellung darauf geht nur schleppend voran – nicht nur weil auf politischer Ebene immer noch viel Uneinigkeit herrscht, wie der aktuelle Streit um Stromtrassen in Bayern zeigt. Sondern auch weil die Verbraucher dem sogenannten Ökostrom skeptisch gegenüber stehen. „Auf Konsumentenseite herrscht einfach ein zu großes Informationsdefizit“, erklärt Isabel Wendorff, Head of Department Energie beim Vergleichsportal CHECK24, diesen Umstand.

Verbraucher nehmen Ökostrom als teures Produkt wahr – zu Unrecht

Diese Vermutung hatte sie schon länger, einzig es fehlten bislang die entsprechenden Belege. Deswegen beauftragte Wendorff im September 2013 fünf Studierende der Hochschule Fresenius München, eine Umfrage unter CHECK24-Kunden durchzuführen. Die Ergebnisse der Projektstudie geben ihr nun Gewissheit: 42 Prozent der rund 2500 Befragten sind der Meinung, Ökostrom sei teurer als konventioneller Strom – was so aber eben nicht stimme, wie Wendorff klarstellt: „In den 50 größten deutschen Städten kostet der günstigste Ökostromtarif bei 5.000 kWh im Jahr im Schnitt 295 Euro weniger als der Grundversorgungstarif.“ In der Spitze läge der Preisvorteil sogar bei 438 Euro.

„Die EEG-Umlage, die ja die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen gesetzlich vorschreibt, hat dafür gesorgt, dass Ökostrom landläufig als sehr teures Produkt wahrgenommen wird“, erklärt Wendorff die Hintergründe der falschen Verbrauchermeinung. Nun wolle ihr Unternehmen hier für mehr Transparenz sorgen. Denn immerhin sind laut Umfrage fast 80 Prozent der Verbraucher nicht bereit, für Ökostrom mehr zu bezahlen als für herkömmlichen – so lange sich die Mär vom teuren Ökostrom hält, wird die Nachfrage also nicht merklich ansteigen.

Die Studie hat für neue Impulse gesorgt, ein Folgeprojekt ist bereits in Planung

„Die Ergebnisse der Umfrage waren wirklich sehr aufschlussreich für uns. Jetzt können wir unseren Service noch besser an die Bedürfnisse der Kunden anpassen“, so Wendorff. Man arbeite deshalb schon an einer Informationswebsite mit redaktionellen Inhalten zum Thema Ökostrom. Der von den Studierenden angefertigte Projektbericht habe außerdem neue Impulse für die Entwicklung eines Kriterienkatalogs für Ökostromanbieter geliefert.

„Insgesamt sind wir von der Arbeit der Projektgruppe wirklich sehr angetan und freuen uns schon auf die nächste Kooperation“, zeigt sich Wendorff zufrieden. Schon im Sommersemester 2014 soll es deswegen zu einer Fortsetzung kommen. Das bestätigt auch Nicola Straub, Leiterin der Wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Hochschule Fresenius München, die den Kontakt zu CHECK24 hergestellt und das Projekt betreut hat: „Auch im kommenden Semester ist eine Zusammenarbeit geplant. Diesmal sollen die Studierenden eine Analyse des Heizstrommarktes vornehmen.“ Ähnlich wie der Ökostrommarkt ist auch dieser ziemlich unübersichtlich – vielleicht gelingt es einer Projektgruppe der Hochschule Fresenius ja abermals, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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