Wirtschaft und Management
Neue Studie: Wie suchen Personalentscheider nach geeigneten Kandidaten?
von Redaktion, am 29.07.2013
Wirtschaft und Management
von Redaktion, am 29.07.2013
Als vor einigen Jahren vermehrt Online-Jobportale auf den deutschen Markt drängten, sahen einige Kommentatoren bereits das Ende der klassischen Personalberatungen gekommen. Doch auch heute noch nehmen Unternehmen die Dienste von Beratungsfirmen bei der Personalsuche in Anspruch, so geht es aus dem Michael Page Global HR Barometer hervor. Für die Studie hatte das Beratungsunternehmen Michael Page, Premiumpartner der Hochschule Fresenius, weltweit Personalentscheider befragt. Nils Richter, Executive Director bei Michael Page, sieht sich durch die Ergebnisse der Umfrage bestätigt: „Persönlicher Kontakt und eine gründliche Recherche sind weiterhin die großen Vorteile der klassischen Personalberatung.“
„Es gab eine Zeit, da wurde unserer Branche in vielen Zeitungsartikeln ein baldiges Ende vorhergesagt“, erinnert sich Nils Richter, Executive Director bei Michael Page, einem der größten Personalberatungsunternehmen der Welt. Richter bezieht sich dabei auf jene Phase zu Anfang des 21. Jahrhunderts, als sich zahlreiche Online-Jobbörsen auf dem deutschen Markt ausbreiteten. Zwar haben diese Portale für Wirbel gesorgt und zählen heute für viele Personalentscheider zum Standardinstrumentarium bei der Suche nach passenden Kandidaten. Dennoch ist sich Richter sicher: „Die Dienste von klassischen Personalberaterinnen und Personalberatern werden weiterhin benötigt.“
Er stützt sich bei dieser Aussage auf die Ergebnisse des Michael Page Global HR Barometers 2013, einer im Auftrag von seinem Unternehmen durchgeführten Studie. Über 4300 Personalentscheider wurden dabei weltweit befragt. In erster Linie ging es dabei darum, sich ein Bild zu machen, „worin die Herausforderungen genau bestehen und welche Aufgaben am drängendsten sind“, heißt es im Vorwort der knapp 40-seitigen Studie.
Dieses Bild liegt nun vor – und es versetzt die Branche in eine positive Stimmung: 83 Prozent der befragten Personaler wenden sich auf der Suche nach einem geeigneten Kandidaten an eine Personalberatung. Nur die Online-Jobbörsen und die Unternehmenswebsites werden häufiger als Recruitment-Instrument eingesetzt. Social Media Plattformen dagegen, denen als Personalsuche-Werkzeuge ebenfalls eine große Zukunft prophezeit wurde, landen auf Rang vier: Nicht ganz zwei Drittel der Befragten gaben an, Social Media für die Rekrutierung zu nutzen. „Ein richtiger High Potential findet sich nicht auf Xing oder LinkedIn oder er lässt sich dort nicht ansprechen“, erklärt Nils Richter diesen Umstand.
So ist es auch wenig überraschend, dass Unternehmen gerade auf der Suche nach hochqualifiziertem Personal die Dienste von Beratungsunternehmen in Anspruch nehmen. Denn diese Suche „gestaltet sich weltweit problematisch“, wird Marco Antonio Gomes, Human Resources Director beim brasilianischen Brillenhersteller Fototica, in der Studie zitiert. Die Nachfrage nach Spitzenkräften übersteige das Angebot, weiß er. Personalberatung hat Perspektive, das geht aus dem Michael Page Global HR Barometer hervor. „Dennoch werden die Personalberater sich stärker an die Gegebenheiten des heutigen Marktes anpassen müssen“, prognostiziert Prof. Dr. Jörg Buchtal, Wirtschaftspsychologe an der HS Fresenius München. Er verweist dabei besonders auf das bisher noch nicht ausgeschöpfte Potential sozialer Netzwerke und digitaler Marketingstrategien für die Interessentenwerbung. „Aufgrund der angewachsenen elektronischen Datenmenge steigt der Wert der persönlichen Beratung umso mehr“, glaubt Buchtal. Er vermutet, dass sich Personalberater deshalb eine zusätzliche Kompetenz aneignen müssen: „Die Berater müssen wissen, wie sie Ordnung in das Informationschaos der digitalen Welt bringen können.“ Nur wer in der Lage ist, dort richtig zu navigieren, könne auch erfolgreich nach Kandidaten suchen.
Dieses knappe Angebot ausfindig zu machen, das ist nun die Aufgabe eines Personalberaters – und er kann dabei Wege gehen, die einem Unternehmen versperrt sind: „Wir können auch an Personen herantreten, die noch bei einer anderen Firma unter Vertrag stehen“, erklärt Richter. Zudem sei es als Personalberater möglich, auch jene Kandidaten anzusprechen, die von einer Bewerbung absehen, weil sie fürchten, ihre Wechselabsicht würde auffliegen: „Verschwiegenheitsverträge zwischen dem Personalberater und dem möglichen neuen Arbeitgeber machen es ziemlich unwahrscheinlich, dass der aktuelle Arbeitgeber von der Bewerbung erfährt.“
Doch nicht nur wegen des vergrößerten Kandidatenpools führe die Personalsuche über Berater zu besseren Ergebnissen: „Wir treffen uns vorab mit den Kandidaten und können so schon in einem persönlichen Gespräch feststellen, ob sie oder er geeignet ist“, erläutert Richter. Zwar gibt es inzwischen auch Online-Jobportale, die mittels psychologischer Fragebogentests die Passung zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber analysieren. „Was wir in einer persönlichen Unterhaltung oder bei unserer Recherche erfahren, wird dabei aber nicht erhoben“, sagt der Berater.
Ein persönlicher Kontakt zu den Kandidaten und die Möglichkeit, gründlich recherchieren zu können – das sind die großen Vorteile der klassischen Personalberatung, so Richter. Damit werden Michael Page und andere Personalberatungen wohl auch in Zukunft punkten können.
Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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