Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Erfolgversprechende Symptomveränderungen
von Redaktion, am 10.04.2015
Psychologie und Wirtschaftspsychologie
von Redaktion, am 10.04.2015
Dr. Nina Sarubin, Dozentin an der Hochschule Fresenius München und psychologische Psychotherapeutin, beschäftigt sich seit vielen Jahren damit, wie die Behandlung einer Depression verlaufen kann. Zuletzt hat sie sich im Rahmen einer Publikation mit dem Phänomen plötzlich auftretender Symptomveränderungen auseinandergesetzt.
Dass bei der psychotherapeutischen Behandlung depressiver Patienten eine kontinuierliche Verbesserung zu beobachten ist, ist eher die Ausnahme als die Regel. Vielmehr sei eine solche Behandlung häufig von plötzlichen und durchaus heftigen Symptomveränderungen geprägt, „im positiven wie im negativen Sinne“, weiß Dr. Nina Sarubin, kommissarische Studiengangsleiterin für Angewandte Psychologie an der Hochschule Fresenius München und psychologische Psychotherapeutin.
„Im Zusammenhang mit plötzlich auftretenden Symptomverbesserungen während der Behandlungsphase spricht man von sudden gains, auftretende Verschlechterungen nennt man sudden spikes“, erklärt Sarubin. Gerade bei den sudden gains sei eine interessante Regelhaftigkeit zu beobachten: „Sie treten meist zwischen der fünften und der achten Therapiesitzung auf.“ Aber auch vorübergehende Verschlechterungen während der Behandlungszeit seien keine Seltenheit. „Mehr als 60 Prozent der depressiven Patienten erleben mindestens einmal während einer Psychotherapie einen solchen sudden spike“, so Sarubin.
Die Psychologin bezieht sich bei diesen Aussagen auf eine Auswertung aktueller Studien zum Thema, die sie Ende vergangenen Jahres im Psychotherapeutenjournal veröffentlicht hat. Für die Publikation hat sie die zentralen Ergebnisse dreier Untersuchungen zusammengetragen und kommentiert. Im Fazit ihrer Arbeit schreibt Sarubin: „Vorübergehende Hochs und Tiefs sind anscheinend weit mehr als nur eine mögliche Nebenwirkung einer Psychotherapie. Sie stellen einen wichtigen Prozess der Veränderung des emotionalen Innenlebens eines Patienten dar, welcher mit Symptomverstärkung, Unsicherheit und Angst einhergehen kann.“
Dieser „Prozess der Veränderung“ darf dabei weder vom Patienten noch vom behandelnden Therapeuten als unerwünschte Erscheinung angesehen werden. Denn – auch das zeigen Sarubins Analysen – eine Behandlung hat grundsätzlich dann bessere Erfolgsaussichten, wenn ein depressiver Patient währenddessen von plötzlich auftretenden Symptomveränderungen berichtet.
Allerdings sollte man die Patienten eben genau darauf vorbereiten, fordert Sarubin: „Die behandelnden Therapeuten haben eine Aufklärungspflicht. Sie müssen den Patienten zu Beginn der Therapie klar machen, dass ihnen eine Berg- und Talfahrt bevorsteht – und dass sie über diesen schwierigen Weg am Ende eher zum Ziel gelangen, als über die Autobahn.“
Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
Ihr Kommentar
Sie möchten Sich an der Diskussion beteiligen? Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!Bitte beachten Sie dabei unsere Netiquette. Vielen Dank.