Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Liebe – Sex = Kameradschaft

von Redaktion, am 26.08.2013

Sex gehört zu einer funktionierenden Beziehung dazu, so geht es aus zahlreichen Umfragen hervor. Auch die Nutzer von Online-Partnervermittlungen denken hier nicht anders. Das hat Anna Rysz, Absolventin der Hochschule Fresenius Hamburg, in ihrer Bachelorarbeit herausgefunden. Rund 14 000 Mitglieder der Online-Partneragentur PARSHIP hatte sie für ihre Studie befragt. Die Ergebnisse geben auch neue Impulse für das firmeneigene Matching-Verfahren.

Liebe ist vielmehr Kameradschaft, wenn ihr die Leidenschaft fehlt. Diese These stellt der US-amerikanische Paarpsychologe Robert Sternberg in seiner berühmten Dreieckstheorie der Liebe auf. Er nimmt darin an, dass sich Liebe immer aus den drei Aspekten „Emotionale Nähe“, „Leidenschaft“ und „Bindung“ zusammensetzt, einzig das Mischverhältnis divergiere von Partnerschaft zu Partnerschaft.

Wenn sich beide Partner also in den Armen des jeweils anderen geborgen fühlen (Emotionale Nähe), sexuell begehren (Leidenschaft) und die Treue halten (Bindung), dann erst könne man von „vollkommener Liebe“ sprechen, so Sternberg. Fehlt die Komponente Leidenschaft hingegen, handele es sich vielmehr um ein kameradschaftliches denn um ein Liebesverhältnis – und danach sehnen sich unter Alleinstehenden nur die wenigsten.

Für die Mehrheit ist Sex aber dennoch eine Grundbedingung für eine funktionierende Beziehung. In vielen Studien wurde das schon bestätigt – so auch in einer kürzlich an der HS Fresenius Hamburg erschienenen Bachelorarbeit. Die Wirtschaftspsychologin Anna Rysz, 24, hatte darin untersucht, wie wichtig der Faktor Sexualität bei der Partnerwahl im Internet ist. Dort, so geht es aus einer Umfrage der Online-Partnervermittlung PARSHIP hervor, suchen die Deutschen heute am zweithäufigsten nach einem Lebensgefährten. Nur der Freundeskreis ist als Ort für die Partnerschau noch beliebter.

Auch im Internet hat das Thema Sexualität einen hohen Stellenwert

Die Suche nach der großen Liebe verlagert sich also zunehmend ins Internet. Doch welche Partnerpräferenzen haben die Personen, die dort suchen? Für die Online-Partnervermittlung PARSHIP, mit weltweit mehr als 11 Millionen Mitgliedern eine der größten auf dem Markt, eine wichtige Frage. Anna Rysz durfte dabei helfen, sie zu beantworten. In Abstimmung mit der Wissenschaftsabteilung des Unternehmens entwarf die Wirtschaftspsychologin einen Fragebogen, den sie im Anschluss an rund 14000 Mitglieder versendete.

Ryszs Auswertungen ließen schließlich eine Antwort auf die Frage zu: Menschen, die online die Traumfrau oder den Traummann suchen, unterscheiden sich kaum von jenen, die es offline tun. Auch im Internet werde der Sexualität „ein bedeutender Stellenwert“ beigemessen, schreibt die 24-Jährige in ihrer Studie. Zwar würden die Befragten andere beziehungsrelevante Aspekte wie Vertrauen, Respekt oder Treue noch ein Stückweit höher bewerten, die Sexualität sei jedoch „kein zu vernachlässigender Faktor“.

Für Männer gelte das fast in gleichem Maße wie für Frauen, geht es aus der Bachelorarbeit hervor. Dieser Befund deckt sich wiederum nicht ganz mit den Ergebnissen älterer Studien: Bislang hatte man eher Belege dafür gefunden, dass Männer der Sexualität eine größere Bedeutung beimessen als Frauen.

Die Mehrheit der Befragten wünscht sich eine stärkere Integration sexueller Angaben bei der Suche

Für Mitglieder von Online-Partnervermittlungen – egal, ob männlich oder weiblich – scheint Sex also eine wichtige Rolle zu spielen. Deshalb wünschen sich viele von ihnen eine Integration des Themas bei der Onlinesuche: Eine knappe Mehrheit befürwortet die aktuelle Berücksichtigung von Angaben zur Sexualität im PARSHIP-Matching-Verfahren, kann sich gar eine stärkere Integration vorstellen. Einer entsprechenden Anpassung stehen die Befragten jedoch auch mit Skepsis gegenüber: Sie befürchten eine Überbetonung des Faktors Sexualität schon bei der Suche.

Denn auch wenn Sex für die Mehrheit der Mitglieder eine große Bedeutung hat, ausschließlich darum geht es ihnen nicht. Die meisten sehnen sich vielmehr nach der „vollkommenen Liebe“ – und nicht nach „Verliebtheit“. So nennt Robert Steinberg jene Form der Liebe, bei der es ausschließlich um sexuellen Kontakt geht und nicht um emotionale Nähe und Bindung.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

0 Kommentare

Ihr Kommentar

Sie möchten Sich an der Diskussion beteiligen? Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!
Bitte beachten Sie dabei unsere Netiquette. Vielen Dank.

Schreiben Sie einen Kommentar