Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Wirtschaft und Management
Karrierefaktor „Lausen“
von Redaktion, am 26.05.2014
Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Wirtschaft und Management
von Redaktion, am 26.05.2014
Anleitungen für die Karriere holt man sich von Mentoren, aus Büchern oder in Seminaren. Dass man auch von Affen in dieser Hinsicht etwas lernen kann, wissen nur die wenigsten. Dominic-Nicolas Gansen-Ammann, Wirtschaftspsychologe an der Hochschule Fresenius Köln und Düsseldorf, gehört dazu. Sein Wissen hat er vor kurzem in einem Vortrag im Rahmen der Kölner Wissenschaftswoche weitergegeben.
„Unser Genmaterial stimmt zu über 99 Prozent mit dem von Schimpansen oder Bonobos überein“, sagt Dominic-Nicolas Gansen-Ammann, Studiengangsleiter Business Psychology am Studienzentrum der Hochschule Fresenius in Düsseldorf. Eine Aussage, die zu Lebzeiten Charles Darwins, der bereits vor rund 150 Jahren auf die Ähnlichkeit zwischen Mensch und Affe hinwies, noch für große Empörung gesorgt hätte.
Die Ergebnisse der Genforschung haben heute aber die meisten Kritiker verstummen lassen. „Natürlich haben Affen eine andere Entwicklungsgeschichte hinter sich als wir Menschen“, erklärt Gansen-Ammann. Als weit entfernte Cousins oder Cousinen könne man sie dennoch bezeichnen.
Die Verbindungen zwischen beiden Gruppen werden vor allem beim Sozialverhalten deutlich: Sowohl in der Welt des Menschen als auch in der des Affen existieren Rangordnungen, Verhaltenskodizes und Politik. „Als Organisationspsychologe interessiere ich mich vor allem für die politischen Machtspiele“, so Gansen-Ammann. Im Rahmen der Arbeit an seiner Dissertation, die er in den kommenden Wochen abschließen wird, sei er auf die mikropolitischen Auseinandersetzungen unter Affen aufmerksam geworden. Fortan habe ihn das Thema nicht mehr losgelassen.
Seine Begeisterung ging schließlich soweit, dass er beschloss, einen Vortrag darüber zu halten. Im Rahmen der Kölner Wissenschaftswoche bot sich dazu die Gelegenheit – und die Veranstalter stellten ihm gleich noch die passende Lokation zur Verfügung: den Zoologischen Garten Köln. „In dieser Umgebung hat der Vortrag mit Sicherheit nochmal eine ganz andere Wirkung entfaltet“, stellt der Wirtschaftspsychologe rückblickend fest.
Seine Zuhörer jedenfalls zeigten sich von dem Referat „Karriereerfolg – von den Affen lernen“, das Gansen-Ammann am vergangenen Freitag hielt, begeistert. „Ich glaube, es wurde dem einen oder anderen deutlich, dass man sich auch von vermeintlich primitiven Lebewesen wie den Affen etwas abschauen kann“, so der 32-Jährige.
Es sei zum Beispiel durchaus nachahmenswert, wie Bonobos soziale Allianzen schmiedeten. Die Affen verbringen nämlich einen Großteil ihrer Wachzeit am Tag damit, sich anderen körperlich zuzuwenden. Man spricht in diesem Zusammenhang von „Grooming“, was zu Deutsch „Lausen“ bedeutet: „Durch sanfte Körperberührungen, die aber nichts mit Pflege zu tun haben, stärken die Affen ihre sozialen Beziehungen und ihre politische Macht. Am Ende bringt ihnen das Vorteile bei der Nahrungsbeschaffung, Fortpflanzung oder der Mobilisation sozialer Unterstützung“, erklärt Gansen-Ammann.
Natürlich sind derartige Streicheleinheiten am Arbeitsplatz eher unangebracht. Ein Händedruck oder Schulterklopfen genauso wie das Austauschen von Komplimenten, das sind die Verhaltensweisen, die man dort zeigen muss, denn: „Freundliches Verhalten gegenüber Kollegen wird nicht nur von den Betroffenen selbst honoriert, sondern auch von denen, die es beobachten. Nicht anders verhält es sich bei den Bonobos, die sehr genau hinschauen, wie andere mit ihren Mitaffen umgehen“, so Gansen-Ammann. Er ergänzt: „Mit den Individuen, die sich auf diese Weise eine gute Reputation aufgebaut haben, tritt man nun eher in Interaktion.“
Eine „Ich bin für dich belohnend“-Reputation müsse man sich auch im Berufsleben aufbauen, appelliert der Wirtschaftspsychologe. „Als Mitarbeiter oder Führungskraft sollte man unbedingt seine sozialen Bindungen pflegen und ein Unterstützungsnetzwerk aufbauen.“ Irgendwann zahle sich das aus, weiß er – „das ist beim Affen nicht anders als beim Menschen.“
Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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