Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Lachen macht glücklich und gesund

von Redaktion, am 28.04.2016

Seit 1998 wird jährlich am ersten Sonntag im Mai der Weltlachtag begangen. Ein guter Anlass, um sich mit den psychologischen Mechanismen hinter dem menschlichen Lachen zu befassen. adhibeo hat deswegen mit Prof. Dr. Katja Mierke, Wirtschaftspsychologin und Stressforscherin an der Hochschule Fresenius Köln, ein Interview geführt.

„Lachen ist die beste Medizin“ – sagt der Volksmund. Stimmt das? Hat Lachen eine heilende Wirkung?

Der Volksmund hat vollkommen Recht. Beim Lachen werden zahlreiche Hormone und Neurotransmitter ausgeschüttet, die für ein Wohlbefinden bis hin zum Hochgefühl sorgen und sich zudem positiv auf unser Immunsystem auswirken. Wir wissen aus der Stressforschung, dass Menschen, die häufiger glückliche Momente erleben, Stress und psychische Belastungen, aber tatsächlich auch körperliche Erkrankungen besser und schneller bewältigen. Tiefes, echtes Lachen löst zudem Verspannungen und sicher gelegentlich auch den Blick auf die Dinge.

Es gibt eine sich weltweit ausbreitenden Lachclub-Bewegung von Dr. Madan Kataria, dem Begründer des Lachyoga unter dem Motto „Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind, sondern wir sind glücklich, weil wir lachen“. Macht es uns froh, zu lachen?

Dieses auf den ersten Blick umgekehrte Verständnis von Ursache und Wirkung deckt sich interessanterweise mit neueren Befunden aus der psychologischen Grundlagenforschung. In zahlreichen Experimenten haben soziale Kognitionsforscher gezeigt, dass unsere Körperhaltung, unser Gesichtsausdruck und unsere Gesten nicht nur Ausdruck unserer Gefühle und Gedanken sind, sondern starke Rückkopplungseffekte haben: Probanden, die beispielsweise – natürlich unter einem Vorwand – die Augenbrauen zusammenziehen sollten, fanden eine Aufgabe anstrengender als die Kontrollgruppe. Aufrecht stehend Ideen zu notieren macht stolzer als dies in gebückter Haltung an einem niedrigen Tisch zu tun. Offenbar haben Mimik und Körperhaltung Einfluss auf unsere Emotionen. Das erklärt, warum es uns froh macht, zu lachen.

Wenn jemand aus vollem Herzen lacht, verändert sich das Aussehen. Die Gesichtszüge scheinen zu „entgleisen“. Warum ist das so? Was geschieht im Körper?

Am Lachen ist ja nicht nur das Gesicht, sondern praktisch der gesamte Körper beteiligt. Wir atmen anders, schütteln uns manchmal buchstäblich – die Muskulatur wird also intensiv mit Sauerstoff versorgt und der ganze Organismus aktiviert. Nach einem gründlichen Lachanfall fühlt man sich fast wie nach einer kleinen Sporteinlage: vielleicht etwas außer Puste, aber erfrischt und gelöst. Viele Menschen sind im Alltag extrem kontrolliert. Wenn man richtig lacht, gibt man diese Kontrolle kurzfristig auf, und genau diese kleine Entgleisung wirkt so befreiend und kann vieles wieder ins Gleichgewicht bringen.

Warum sehen Lachfalten „schöner“ aus als Falten des Grams?

Paul Ekman hat in seinen umfangreichen Forschungsarbeiten Belege dafür gesammelt, dass die Mimik zu den Basisemotionen – Freude, Wut, Angst, Traurigkeit, Überraschung und Ekel – bei allen Völkern und Kulturen jeweils praktisch gleich ist. Unser Gesichtsausdruck hat also offenbar eine genetische Basis. Das hilft uns, die Gefühle unseres Gegenübers schnell lesen zu können, was ja manchmal überlebenswichtig sein kann. Schaut ein Mensch uns mit fröhlichem Lachen an, ist alles in Ordnung, Wut oder auch Furcht hingegen signalisieren Ungutes. Und die Falten sehen ja letztlich sehr ähnlich aus wie der Gesichtsausdruck, dessen Spuren sie sind.

Herzhaftes Lachen ist ansteckend. Warum ist das so?

Wir scheinen dank der Spiegelneuronen regelrecht darauf programmiert zu sein, unsere Artgenossen zu imitieren. Dass zum Beispiel Gähnen ansteckend ist, lässt sich ja sogar bei Tieren beobachten. Wir Menschen ahmen aber auch mehr oder weniger automatisch die Haltung, Gestik und Sprechweise von Personen nach, denen wir uns nahe fühlen. Umgekehrt bewirkt Nachahmung wiederum Sympathie, wie Studien niederländischer Arbeitsgruppen zeigen. So entsteht ein Eindruck von Ähnlichkeit. Gemeinsames Tun, vor allem natürlich etwas so Positives wie Lachen, bewirkt ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl – für das reibungslose Funktionieren sozialer Gruppen eine wichtige Sache.

Nichts ist schöner als das Lachen eines Kindes. Lachen Kinder „ehrlicher“, „ungehemmter“?

Unbefangenheit ist meiner Meinung nach insgesamt unterschätzt. Kinder lachen, glaube ich, deshalb freier, weil sie gar nicht darüber nachdenken müssen, ob sie jetzt authentisch sein dürfen oder nicht. Sie gehen einfach im Moment auf, und sind damit auch in viel besserem Kontakt mit ihren Gefühlen. Sie sind ebenso leidenschaftlich albern wie leidenschaftlich traurig, ebenso unbändig wütend wie zügellos glücklich. Je älter man wird, desto mehr lernt man, sich anzupassen und zusammenzureißen. Oft ist es gut, oft aber auch schade. Vielleicht dürfen wir manchmal mehr Mut zum Kindsein haben.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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