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„Danach könnte man den Kölner Dom mit einem 3D-Drucker ausdrucken und zusammenbauen – vielleicht in Düsseldorf“

von Redaktion, am 04.05.2015

In dieser Woche kann man am Kölner Dom Augenzeuge einer spektakulären Aktion werden: Douglas Pritchard, Wissenschaftler an der Heriot-Watt University in Edinburgh, wird versuchen, das zweithöchste Kirchengebäude Deutschlands einzuscannen. Möglich gemacht hat das Unterfangen Chris Wickenden, Studiengangsleiter des Bachelor-Studiengangs 3D-Mind & Media an der Hochschule Fresenius Köln, der seinen kanadischen Kollegen vor Ort zusammen mit einigen Studierenden unterstützen wird. Im Interview spricht Wickenden über das spektakuläre Vorhaben – und macht der Stadt Düsseldorf einen ungewöhnlichen Vorschlag.

Sie bereiten derzeit eine spektakuläre Aktion vor: Zusammen mit Ihrem Kollegen Douglas Pritchard wollen Sie den Kölner Dom einscannen. Beim Wort „Scannen“ denkt man nun unweigerlich an die Tätigkeit, die man normalerweise an großen Druckermaschinen ausführt: Man legt ein Dokument auf, klappt den Deckel zu und lässt die Maschine ihre Arbeit machen. Beim Kölner Dom läuft das etwas anders ab, oder?

Ja, da haben Sie wohl recht. Allerdings hat der Scanner, den wir bei unserer Aktion verwenden, durchaus Ähnlichkeit mit einem Gerät, das man, wie die Druckermaschine, aus dem Alltag kennt. Er sieht nämlich aus wie ein Tachymeter, das Gerät, das wir immer wieder bei Straßenvermessungsaktionen zu sehen bekommen.

Dieser Scanner wird von uns während der Aktion an verschiedenen Positionen am und im Dom aufgestellt. Mit einem Laserstrahl tastet er sich dann am Gebäude rauf und runter und sammelt die Daten ein.

Wie lange wird es dauern, bis man alle Daten beisammen hat?

Douglas wird sich zunächst den Innenraum des Doms vornehmen. Dabei wird er den Scanner sogar an der Decke des Hauptschiffs anbringen, die Genehmigung haben wir dankenswerterweise erhalten. Soweit vom Boden aus möglich kommt dann der Außenbereich dran. Insgesamt haben wir dafür sieben volle Arbeitstage eingeplant. Im Anschluss folgt Phase zwei, für die wir nochmal eine Woche benötigen. Hier soll der obere Außenbereich inklusive der Türme gescannt werden.

Für die Aktion brauchen wir auch deswegen so viel Zeit, weil damit natürlich ein großer Organisationsaufwand verbunden ist. Wir müssen unsere Ausrüstung von A nach B bringen, Absperrungen aufbauen und dafür sorgen, dass Vorbeilaufende den Scanprozess nicht behindern. Diese Aufgaben übernehmen übrigens größtenteils Studierende des Studiengangs 3D Mind & Media der Hochschule Fresenius Köln. Ein anderes Studententeam wird die Aktion mit der Kamera begleiten und über die Sozialen Medien vermarkten.

Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee, das Kölner Wahrzeichen einzuscannen?

Zunächst mal muss man fairerweise sagen, dass schon andere vor uns auf die Idee gekommen sind, den Dom zu scannen. Das Besondere an unserer Aktion ist aber, dass eine neue und noch hochauflösendere Scantechnologie zum Einsatz kommt. Das haben wir Douglas zu verdanken, der im Auftrag verschiedener Organisationen auf der ganzen Welt unterwegs ist und dabei mit einem Scanner der Firma Z&F die verschiedensten Objekte einscannt – darunter eben auch Bauwerke, was insbesondere von der Organisation CyArk gefördert wird.

Jedenfalls haben Douglas und ich uns letztes Jahr auf dem Karlsruher 3D-Symposium BEYOND getroffen und dort eigentlich nur am Rande darüber gesprochen, den Dom einzuscannen. Als ich dann einige Zeit später mit der Kölner Stadtplanung zu tun hatte und davon erzählte, zeigte man sich dort sehr interessiert – und wir sagten: Dann ziehen wir die Sache jetzt durch!

Was erhoffen Sie sich von der Aktion? Was kann man mit dem Ergebnis, dem gescannten Dom, anfangen?

Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, dann werden wir danach exakte Daten haben, um den Dom irgendwo anders auf der Welt in Originalgröße oder eben als Miniaturmodell nachzubilden. Theoretisch könnte man den Dom sogar mit einem 3D-Drucker Teil für Teil ausdrucken und dann zusammenbauen. Vielleicht hat man ja in Düsseldorf Interesse daran.

Aber Spaß beiseite. Am 11.05. werden wir die digitalen Ergebnisse der Aktion in Köln präsentieren. Dort wird dann vermutlich auch der Erfinder des eingesetzten Scanners, der gleichzeitig der Gründer von CyArk ist, zugegen sein, worüber wir uns sehr freuen. Durch die Präsentation erhoffen wir uns außerdem, dass Medien und Öffentlichkeit mehr über die Scantechnologie erfahren. Sie lässt sich nämlich gerade in den Bereichen Stadtplanung und Restaurierung hervorragend einsetzen.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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