Wirtschaft und Management

Tausche Bonus gegen Vertrauen

von Redaktion, am 05.03.2014

Die Finanzmarktkrise scheint vorerst überstanden. Banken und Politik haben ihre Lehren gezogen und wollen nun das Vertrauen in die Branche wiederherstellen – mitunter, indem sie dort bestehende Vergütungsstrukturen verändern. So wurde es in der Institutsvergütungsverordnung aus dem Jahr 2010 beschlossen. Was davon bereits in der Praxis umgesetzt wurde, hat Prof. Dr. Tristan Nguyen, Professor für Finance & Accounting an der Hochschule Fresenius München, am Beispiel der Deutschen Bank untersucht.

Das Bankenwesen steckt immer noch in einer tiefen Vertrauenskrise. Berichte über Angestellte, die trotz ihres Fehlverhaltens Millionengehälter kassieren, haben während der Finanzkrise das Bild des raffgierigen, rücksichtslosen Bankers in der öffentlichen Wahrnehmung zementiert.

Die Schuld allein bei Einzelpersonen zu suchen, ist dennoch zu einfach, so sieht es auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). In einer Erklärung aus dem Jahr 2010 macht sie vielmehr die gängige Vergütungspolitik im Bankenwesen, und damit falsche Anreize im System, für die Verfehlungen verantwortlich. Diese Politik sei auf „kurzfristige Parameter ausgerichtet (…), ohne Misserfolg ausreichend zu sanktionieren“, heißt es in der Mitteilung. Ein langfristiger und nachhaltiger Unternehmenserfolg werde dadurch aus dem Blick verloren.

„Die BaFin spielt hier darauf an, dass es vor der Krise, im Jahr 2006, noch üblich war, variable Teile des Gehalts relativ groß ausfallen zu lassen und nur auf kurze Zeiträume zu beziehen“, weiß Prof. Dr. Tristan Nguyen, Professor für Finance & Accounting an der Hochschule Fresenius München. So hätten die Bonuszahlungen vieler Bankvorstände damals noch über die Hälfte der Gesamtvergütung ausgemacht und einen Zeitraum von nur einem Jahr zugrunde liegen gehabt. „Um hier Veränderungen zu bewirken, hat die BaFin schließlich im Jahr 2010 die Institutsvergütungsverordnung (IVV) verabschiedet“, erklärt Nguyen.

Am Beispiel der Deutschen Bank zeigt sich: in der Finanzbranche wird heute anders vergütet als noch vor der Krise

Dort sind Regelungen über die „Angemessenheit der Vergütung und der Vergütungssysteme“ formuliert – und diese haben inzwischen ihre Wirkung entfaltet, wie Nguyen und zwei seiner Kollegen nun in einer Studie am Beispiel der Deutschen Bank deutlich machen. Das große deutsche Geldinstitut hat bereits ein Jahr nach Erscheinen der Verordnung „die Parameter zur Bestimmung der variablen Vergütung (…) auf einen Zwei- beziehungsweise Dreijahreszeitraum verlängert“, schreiben Nguyen und seine Mitautoren. Auf diese Weise kann nun verhindert werden, dass Bankmanager schon mit kurzfristigen Erfolgen zufrieden sind.

Außerdem unterliegt heute ein Großteil der Managervergütung bestimmten Verfallsbestimmungen. Das heißt, im Falle von Zielverfehlungen hat die Bank

Sanktionsmöglichkeiten gegenüber den Angestellten und kann Lohn einbehalten. Auch der variable Teil, der wie schon erwähnt vor der Finanzmarktkrise sehr hoch ausgefallen ist, wurde reduziert: Bei der Deutschen Bank machten Bonuszahlungen und Mid-Term-Incentives (MIT) im Jahr 2011 nur noch zwei Prozent der Gesamtvergütung aus.

„Wie die Studie zeigt, hat die Institutsvergütungsverordnung ziemlich schnell Veränderungen bewirkt“, konstatiert Nguyen gegenüber adhibeo. Ob sich das Vertrauen in das Bankenwesen ebenso schnell zurückgewinnen lässt, bleibt abzuwarten.

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Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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