Macht Instagram glücklicher

Instagram: Wie wirkt sich die Nutzung auf Selbstwertgefühl und Lebensqualität aus?

Unser Alltag wird immer digitaler und im Zuge dessen wachsen auch Social-Media-Plattformen rasant. Die Wissenschaft versucht, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Aus diesem Grund wurden die Auswirkungen der Nutzung von Social Media bereits in mehreren Studien untersucht. Im Hinblick auf Stimmung, körperliche und emotionale Reaktionen sowie zwischenmenschliche und psychische Probleme konnten bereits mehrere Zusammenhänge festgestellt werden. So wurde ersichtlich, dass sowohl das Selbstwertgefühl der Nutzer als auch andere psychologische Faktoren negativ beeinflusst werden können. In Bezug auf die wahrgenommene Lebensqualität haben sich je nach Art und Grund der Nutzung der Plattformen positive und negative Zusammenhänge gezeigt. Im Fokus bisheriger Studien stand vor allem die weltweit bekannteste Social-Media-Plattform Facebook. Wie aber ergeht es Instagram-Nutzern?

Instagram hat in den vergangenen Jahren einen starken Nutzerzuwachs verzeichnet. Durch diesen Zuwachs hat sich auch die Funktionalität der Plattform deutlich verändert. Vom reinen Fotodienst hat sich Instagram zu einem Bild- und Videobilderbuch mit tiefen Einblicken in das – überwiegend positiv dargestellte – private Leben der Nutzer gewandelt. In diesem Zusammenhang haben auch Influencer vor allem bei jungen Zielgruppen eine starke Bedeutung bekommen.

AUSWIRKUNGEN DER INSTAGRAM-NUTZUNG AUF PSYCHOLOGISCHER EBENE

Welche Auswirkungen hat die Instagram-Nutzung auf psychologischer Ebene? Um Antworten auf diese Frage zu finden, wurden das Selbstwertgefühl und die gefühlte Lebensqualität im Rahmen einer Masterarbeit mittels eines Fragebogens untersucht. Dieser wurde über verschiedene Social-Media-Kanäle verbreitet und konnte über einen Monat von allen interessierten Teilnehmern ausgefüllt werden. Insgesamt nahmen 43 Personen, die ein aktives Instagram-Konto führen, zwischen 18 und 34 Jahren an der Online-Befragung teil.

Des Weiteren wurde zwischen exzessiver bzw. zeitintensiver Nutzung und problematischer Instagram-Nutzung differenziert. Die exzessive Nutzung hatte hierbei eine zeitliche Dimension, bei der problematischen Nutzung hingegen wurde zusätzlich ein impulsives Verhalten sowie ein häufiges Suchtverhalten, wie die zwanghafte Nutzung oder Reizbarkeit, zugrunde gelegt. Die Hypothese war, dass eine problematische Nutzung der Plattform ein verringertes Selbstwertgefühl und eine niedrigere gefühlte Lebensqualität zur Folge hat.

ZUSAMMENHANG ZWISCHEN INSTAGRAM-NUTZUNG UND SELBSTWERTGEFÜHL

Bei den im Rahmen der Masterarbeit befragten Personen konnte ein negativer Zusammenhang zwischen der Nutzung von Instagram und dem Selbstwertgefühl festgestellt werden. So wurden relevante Unterschiede bei der psychologischen Gesundheit erhoben: Diejenigen Befragten, die Instagram zum Verfolgen des Lebens von Influencern nutzen, erreichten höhere Werte als diejenigen, die keinen Influencern folgen und diese Plattform nur nutzen, um das Leben von Freunden und Bekannten zu verfolgen. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte sein, dass das Begutachten der auf Instagram dargestellten „heilen Welt“ des nahen Umfelds die eigene Einschätzung negativ beeinflusst. Dagegen wirkt der Vergleich mit erfolgreichen Influencern, deren Leben doch sehr weit entfernt scheint, weniger kritisch auf das eigene Selbstwertgefühl.

Bei allen möglichen Einschränkungen der Aussagefähigkeit der Untersuchung in Bezug auf die Größe der Stichprobe und den methodischen Ansatz könnte man die Ergebnisse aber mit den Worten des dänischen Philosophen Soren Kierkegaard auf den Punkt bringen: „Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“

ÜBER DIE AUTOREN

Rocío Cerezo de Castellví ist Absolventin des Masterstudiengangs Psychologie (M. Sc.) an der Hochschule Fresenius in München. Ihre Abschlussarbeit wurde von Prof. Dr. Stefan Gröner betreut. Er ist Studiendekan für die Masterstudiengänge Digitales Management (M. A.) und Corporate Communication (M. A.) am Münchner Standort der Hochschule Fresenius.