Wirtschaft und Management

„Ich bin ein großer Fürsprecher dieser Generation“

von Redaktion, am 29.05.2015

Die Vertreter der Generation Y verändern derzeit die Arbeits- und Konsumwelt – zum Positiven hin, meint Prof. Dr. Frank Lasogga, Dozent für Marketing und Marktforschung an der Hochschule Fresenius Köln. Diese These hat er zuletzt auf dem Geseker Wirtschaftsforum, zu dem er als Experte eingeladen war, ausgebreitet. Im Interview spricht er über die Inhalte seines Vortrags.

Sie beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit der Generation Y, haben kürzlich auf dem Geseker Wirtschaftsforum einen Vortrag dazu gehalten. Warum interessiert Sie diese Generation so sehr?

Zunächst einmal begegnen mir ihre Vertreter jeden Tag: An der Hochschule Fresenius sind die Ypsiloner ja gewissermaßen meine Kunden – und über deren Bedürfnisse möchte ich natürlich bescheid wissen. Zum anderen habe ich drei Töchter, die allesamt zur Generation Y zu zählen sind. Auch da wüsste ich gerne, wie sie ticken.

Mittlerweile kursieren ja jede Menge Informationen über diese Generation in der Öffentlichkeit – und auch viele Vorurteile. Die Ypsiloner hingen nur über dem Smartphone, hätten Probleme mit Autoritäten und unrealistische Ansprüche als Kunden, heißt es. Wie beurteilen Sie das?

Natürlich kommen diese Vorurteile nicht von ungefähr. Die Ypsiloner sind sehr technikaffin, das Smart Phone ist für die meisten ein ständiger Begleiter. Aber viele hinterfragen auch ihre Mediennutzung, nehmen sich z.B. gezielt digitale Auszeiten.

Auch das Vorurteil der Autoritätsskepsis trifft ein Stückweit zu: Die Vertreter der „Gen Y“ legen sehr großen Wert darauf, Freiräume zu haben und diese individuell zu gestalten. Starre Strukturen werden daher oft abgelehnt, vor allem im Berufsleben. Das Ergebnis sind flexible Arbeitsorganisationslösungen, wie sie zum Beispiel bei Google oder Facebook zu beobachten sind.

Es ist auch etwas Wahres dran, dass die Ypsiloner sehr anspruchsvolle Kunden sind. Das liegt daran, da sie auch hier auf ihre Individualität pochen: Konsumgüter aus der Massenproduktion sind nicht mehr interessant. Konzepte wie die Interaktive Wertschöpfung oder die Mass Customization werden daher für die Industrie immer wichtiger, um ihre Absatzziele zu erreichen.

In ihrer Rolle als Kunden kommt noch ein weiteres wichtiges Merkmal der Ypsiloner zum Tragen: der kritische Geist. Wie äußert er sich?

Hier wird sich vor dem Kauf eines Produkts erst einmal richtig über den Hersteller bzw. die Herstellungsweise informiert. So erkundigt man sich, welche Werte das Unternehmen vertritt oder ob bei der Produktion Nachhaltigkeitsstandards eingehalten werden. Die Reputation eines Unternehmens ist heute viel wichtiger als früher – dementsprechend muss man sich hier gut aufstellen.

Nun sind die genannten Merkmale eigentlich durchweg positive. Was kann man der „Gen Y“ vorwerfen, wo liegt ihre Schwäche?

Wie in jeder Generation gibt es auch hier Widersprüche. Die Ypsiloner legen, wie schon erwähnt, großen Wert auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz. Ihr Bedürfnis nach Freiheit befriedigen sie aber unter anderem mit ausgedehnten Reisen, was dem zuwiderläuft. Die Umweltkosten, die durch Flüge oder weite Autofahrten entstehen, werden schnell mal ausgeblendet.

Aber ich denke, insgesamt bewegt sich das im Rahmen des Normalen. Ich bin deshalb ein großer Fürsprecher dieser Generation. Zum einen werden die Ypsiloner als aufgeklärte, kritische Mitarbeiter zu einem Wandel in der Arbeitswelt beitragen, zum anderen werden sie als ebenso kritische und bewusste Konsumenten die Industrie und die Konsumwelt zum Guten hin verändern.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

0 Kommentare

Ihr Kommentar

Sie möchten Sich an der Diskussion beteiligen? Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!
Bitte beachten Sie dabei unsere Netiquette. Vielen Dank.

Schreiben Sie einen Kommentar