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Fitness-Fieber mit Nebenwirkungen

von Redaktion, am 25.08.2015

Fitness-Fieber in Deutschland: Sport-Apps feiern riesige Erfolge, Bodystyler haben in den Sozialen Medien mehr Anhänger als Popstars und fast an jeder Ecke findet sich ein Fitnessstudio. Verändert sich mit diesem Trend auch unser weibliches Schönheitsideal? Gilt in naher Zukunft nicht mehr „dünn und groß“ sondern „kräftig und definiert“ als „schön“? Unter anderem mit diesen Fragen hat sich Katharina Drewes, Absolventin der Hochschule Fresenius Köln, in ihrer Bachelorarbeit auseinandergesetzt.

Deutschland im Sommer 2015: Bei Sonne und heißen Temperaturen sind die Parkanlagen deutscher Großstädte menschenvoll. Doch nicht nur Spaziergänger und Sonnenbadende finden sich unter den Besuchern. Immer öfter kann man dort – gerade in den Abendstunden – kleinere und größere Gruppen beobachten, die auf exzessive Art und Weise der Leibesertüchtigung nachgehen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit sind Nutzer der „Freeletics“-App unter den Trainierenden. Die Fitness-App, mit deren Hilfe man ganz ohne Geräteeinsatz, dafür angestachelt von einer ehrgeizigen Community seinen Körper auf „US-Marine“-Niveau trimmen soll, zählt hierzulande zu den erfolgreichsten der letzten Jahre. 2012 erstmals im App-Store erhältlich, nutzen heute weltweit über sechs Millionen Menschen Freeletics – und jeden Tag kommen nach Angaben des Münchner Unternehmens weitere 12 000 „Freie Athleten“ hinzu.

Der Erfolg der App ist nur ein Indiz für das Fitness-Fieber, das Deutschland gepackt hat. Fitnessstudios, für den kleinen wie für den großen Geldbeutel, finden sich in Großstädten bald an jeder Ecke, Bodystyler wie Karl Ess haben längst Popstar-Status erreicht und versammeln in den Sozialen Medien hunderttausende Fans hinter sich.

Unfit gleich unattraktiv? Der Fitness-Hype ist im Begriff, das Schönheitsideal in Deutschland zu verändern

Wer sich nicht um seinen Körper kümmert, der gilt immer öfter als unverantwortlich, nachlässig, träge – und vermutlich als weniger attraktiv. Verändert sich im Zuge dieses Fitness-Hypes also auch unser Verständnis von Schönheit? Unter anderem mit dieser Frage hat sich Katharina Drewes, Absolventin der Hochschule Fresenius Köln, in ihrer Bachelorarbeit beschäftigt. „Ein Schönheitsideal ist keine konstante Größe. Es wandelt sich im Laufe der Zeit, das zeigt die Literatur zum Thema sehr deutlich“, erklärt Drewes mit Blick auf ihre Rechercheergebnisse. „Vielleicht befinden wir uns in dieser Hinsicht gerade wieder an einem Wendepunkt“, ergänzt die frisch gebackene Bachelor-Psychologin.

Betrachtet man die Ergebnisse ihrer Arbeit, erscheint diese These nicht so abwegig – zumindest in Bezug auf das weibliche Schönheitsideal. Für ihre Untersuchung bat Drewes ihre – ausnahmslos weiblichen – Teilnehmer, Frauenmodels hinsichtlich ihrer Attraktivität zu bewerten. Die insgesamt 319 Probandinnen ordnete sie dabei nach dem Zufallsprinzip drei verschiedenen Gruppen zu: Eine Gruppe sollte Bilder bewerten, auf denen klassische Modeltypen zu sehen waren, also Frauen, die dem in der Modebranche lange gepflegten Ideal von „groß und dünn“ entsprechen; der zweiten Gruppe wurden Fotografien sogenannter Plus-Size-Models vorgelegt und die letzte Gruppe hatte die Aufgabe, die Attraktivität von Fitnessmodells zu bestimmen.

„Im Durchschnitt wurden die Fitnessmodels eindeutig am positivsten bewertet“, fasst Drewes zusammen. „Das könnte ein erster Beleg dafür sein, dass sich das weibliche Schönheitsideal unter deutschen Frauen in diese Richtung verschiebt“, folgert sie. Andere Studien zum Thema gebe es leider bislang kaum, „ich hoffe, diese Lücke wird sich bald schließen.“ Und dann gibt es vielleicht schon in naher Zukunft weitere Belege für eine These, die Drewes in den Titel ihrer Bachelorarbeit aufgenommen hat: „Strong is the new skinny“.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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