IT, Mobilität und Technologie

„Der Drohnenführerschein wird kommen – wir wollen an der Hochschule Fresenius Vorreiter sein“

von Redaktion, am 14.11.2016

Vor einigen Wochen fand an der Hochschule Fresenius Köln ein ganz besonderes Event statt: Am „Drohnentag“ durften Studierende der Studiengänge Medien- und Kommunikationsmanagement und 3D-Design und Management die Möglichkeiten der neuen Technologie kennenlernen – und selbst Testflüge unternehmen. Im Interview blickt Dr. Oliver Faber, Studiengangsleiter Medien- und Kommunikationsmanagement und Organisator des Events, zurück und nimmt zu aktuellen Fragen rund um das Thema Drohnen Stellung.

Herr Dr. Faber, immer öfter sieht man Drohnen hoch oben in der Luft ihre Kreise ziehen. Die Fluggeräte erfreuen sich im privaten wie im kommerziellen Umfeld großer Beliebtheit – unter anderem wegen der Möglichkeit, spektakuläre Bild- und Videoaufnahmen zu produzieren. Aber Fälle abstürzender Drohnen wie zuletzt im Münchner Olympiapark führen auch immer wieder die Gefahren der Drohnennutzung vor Augen. Wie groß schätzen Sie diese Gefahr ein?

Unter der Voraussetzung, dass man sich im Umgang mit diesen Fluggeräten auskennt und an die geltenden Empfehlungen und Vorschriften hält, halte ich die Gefahr grundsätzlich für eher gering, dass Menschen körperlich zu Schaden kommen. Wie aber bei allen Technologien, so auch beispielsweise bei Autos, kann man Missbrauch oder Fehlverhalten leider nie ganz ausschließen. Auch keine oder zu wenig Flugerfahrung kann zu einem erhöhten Risiko führen.

Gerade in sensiblen Bereichen, zum Beispiel in der Nähe von Flughäfen, Krankenhäusern oder bei großen Menschenansammlungen, ist das Risiko natürlich größer, dass durch den Absturz einer Drohne auch Menschen geschädigt werden. Man hört immer wieder von Beinahe-Kollisionen mit Passagierflugzeugen, daher ist das Fliegen in diesen Bereichen auch verboten.

Wie ist derzeit eigentlich die gesetzliche Lage in Deutschland? Wo darf man seine Drohne herumfliegen lassen?

Die gesetzliche Lage ist leider gerade für den Laien noch sehr unübersichtlich. Ein „Drohnen-Gesetz“ als solches gibt es in Deutschland bislang nicht. Allerdings gibt es eine Vielzahl an Vorschriften und Regularien, die für Drohnenpiloten unbedingt zu beachten sind. Diese unterscheiden sich zum Teil auch von Bundesland zu Bundesland. Daher empfehle ich dringend, sich über die aktuellen Bestimmungen zu informieren, bevor man losfliegt.

Und welche deutschlandweit gültigen Regelungen gibt es derzeit?

Nach §1 Abs. 1 Luftverkehrsgesetz sind Drohnen dem Oberbegriff „Luftfahrzeuge“ zuzuordnen. In Abs. 2 wird dann noch einmal unterschieden zwischen „Flugmodellen“ und „unbemannten Luftfahrtsystemen“. Diese Abgrenzung ist dabei rein zweckgebunden: Von Flugmodellen spricht man, wenn die Nutzung einer Drohne einen rein privaten Charakter hat, also ausschließlich zum Zweck des Sports oder der Freizeitgestaltung betrieben wird. Von unbemannten Luftfahrtsystemen ist dagegen dann die Rede, wenn unbemannte Fluggeräte einschließlich ihrer Kontrollstation nicht zu Zwecken des Sports oder der Freizeitgestaltung betrieben werden. Diese werden auch als Unmanned Aerial Vehicle, kurz „UAV“, bezeichnet. Bei der Nutzung wird hier gewerblicher Charakter unterstellt.

Die Differenzierung hat verschiedene Folgen: Während Flugmodelle mit einem Fluggewicht von unter fünf Kilogramm in bestimmten Lufträumen auch ohne Aufstiegsgenehmigung geflogen werden dürfen, ist mit UAVs, also im gewerblichen Bereich, grundsätzlich immer eine Aufstiegsgenehmigung erforderlich. Sie wird von den zuständigen Behörden des jeweiligen Bundeslands vergeben.

Wie sieht es eigentlich mit dem Versicherungsschutz aus? Muss man eine zusätzliche Haftpflichtversicherung abschließen?

Egal, ob man eine Drohne privat oder gewerblich nutzt: eine spezielle Haftpflichtversicherung ist vorgeschrieben; eine normale Haftpflichtversicherung deckt das Risiko in der Regel nämlich nicht ab. Dabei ist es grundsätzlich egal, ob man mit einer kleinen „Spielzeugdrohne“ im eigenen Garten fliegt oder mit einer größeren Drohne im freien Gelände. Denn auch eine sehr kleine Spielzeugdrohne kann außer Kontrolle geraten und möglicherweise einen Autofahrer so ablenken, dass es zu einem schweren Unfall kommt. Die Haftpflichtversicherungen unterscheiden Tarife für den privaten oder gewerblichen Einsatz von Drohnen.

Eine Art Führerschein zur Steuerung einer Drohne benötigt man bislang aber nicht, richtig?

Im Bereich der Flugmodelle gibt es bislang keine gesetzliche Regelung, wer eine Drohne in den erlaubten Lufträumen fliegen darf, es sei denn man ist nach §4 Luftverkehrs-Ordnung „infolge geistiger oder körperlicher Beeinträchtigungen in der Wahrnehmung der Aufgaben als Führer eines Luftfahrzeugs oder sonst als Mitglied der Besatzung eingeschränkt“.

Beschränkungen gibt es allerdings, wo mit einer Drohne geflogen werden darf: Auch wenn es für den Laien vielleicht missverständlich klingen mag, aber Drohnen dürfen grundsätzlich nur im „nicht kontrollierten Luftraum“ aufsteigen. Im kontrollierten Luftraum, also dort, wo auch Verkehrsmaschinen unterwegs sind, ist das Fliegen von Drohnen ohne Ausnahmegenehmigung dagegen verboten. Ein Flugverbot für Drohnen gilt auch im Umkreis von 1,5 Kilometern von Flughäfen, gerechnet ab dem Flughafenzaun. Genauso ist das Fliegen über Menschenmengen, Krankenhäusern, Kraftwerken, bei Polizeieinsätzen oder dem Einsatz von Rettungskräften nicht erlaubt.

Zu guter Letzt ist zu beachten, dass man nur auf Sicht fliegen darf. Das heißt, der „Pilot“ muss die Drohne im Flugbetrieb immer mit bloßem Auge erkennen können. Hier gibt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur eine maximale Aufstiegsgrenze von 100 Metern vor.

Am 19. Oktober 2016 haben Sie an der Hochschule Fresenius Köln in Kooperation mit dem Drohnen- und Kamerahersteller DJI ein Event veranstaltet, auf dem man sich mit der Drohnentechnologie hautnah auseinandersetzen und auch Flugvorführungen beiwohnen konnte. Was wurde sonst noch an dem Tag geboten und was haben Sie sich von der Veranstaltung erhofft?

DJI ist der weltweit führende Hersteller von Drohnen und dazugehöriger Kameratechnik. Vor dem Hintergrund vielseitiger Einsatzmöglichkeiten von Drohnen im medialen Umfeld ist es für unsere Studierenden eine tolle Gelegenheit, die neuesten Produkte eines High-End-Herstellers von Drohnen hautnah zu erleben und auch erste eigene Flugerfahrungen zu machen.

In der kommerziellen Nutzung sind Drohnen für professionelle Filmaufnahmen kaum noch wegzudenken. Neue, spektakuläre Perspektiven und atemberaubende Blicke eröffnen dem Zuschauer die dritte Dimension und bieten so ein ganz neues Erlebnis. Das wird natürlich von Werbeagenturen, Filmproduzenten und Nachrichtenagenturen genutzt. Egal, ob es um journalistische Berichterstattung, hochwertige Dokumentationen oder den Einsatz im Bereich der Unterhaltungsmedien beispielsweise bei Sport- und Musikevents oder Werbe- und Spielfilmen geht.

Aber auch in vielen anderen gewerblichen Bereichen sind Drohnen ein sehr wichtiges Arbeitsinstrument: So kommen sie unter anderem bei Luftbildinspektionen zum Einsatz wie bei Baustellen, Dachkonstruktionen, Windkrafträdern, Gleisanlagen oder einer Immobilienbewertung. Auch Forschungseinrichtungen verwenden Drohnen zur Vermessung und Dokumentation. Der unschlagbare Vorteil: Die Drohnen sind schnell einsatzbereit, zuverlässig, unkompliziert in der Handhabung und im Vergleich zu allen anderen Optionen signifikant billiger. Auch Rettungskräfte setzen vermehrt Drohnen bei Lawinenunglücken, Tsunamis oder Erdbeben ein, um sich schnell einen Überblick über die Lage zu verschaffen. So können viele Menschenleben gerettet werden.

Mit unserem Event wollten wir den Studierenden die Möglichkeiten dieser neuen Technologien vor Augen führen und ihnen vermitteln, welche heutigen und künftigen professionellen Einsatzbereiche damit abgedeckt werden können.

Und nach den Testflügen dürften Ihre Studierenden nun auch wissen, dass das Fliegen einer Drohne gar nicht so einfach ist, oder?

Das stimmt. Dabei ist das kontrollierte Fliegen einer Drohne ja nur das eine. Das Filmen aus der Luft ist der weitaus schwierigere Part: Bildstabilität, Perspektive, Schwenks sowie Dramaturgie sind zum Beispiel Elemente, die unbedingt erforderlich sind, wenn man professionelles Filmmaterial schaffen will. Diese Themen sind aus Studiengängen wie Medien- und Kommunikationsmanagement und 3D-Design & Management nicht mehr wegzudenken. Auch vor diesem Hintergrund ist die Gründung des „SKIP. Institut für angewandte digitale Visualisierung an der Hochschule Fresenius“ zu sehen, in dem wir uns intensiv mit neuen Anwendungsmöglichkeiten insbesondere im Bereich 3D beschäftigen.

Ein kleiner Ausblick in die Zukunft: Werden Drohnen bald aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sein?

Die günstigen Preise ermöglichen es inzwischen fast jedermann, ein solches Fluggerät zu erwerben. Kleine Spielzeugdrohnen gibt es bereits für unter 30 Euro. Aber auch die deutlich professioneller ausgerüsteten Drohnen sind inzwischen bereits für viele erschwinglich. Die Ausstattung ist dabei zum Teil beachtlich: GPS, Autopilot, „Follow me“-Funktion, Hinderniserkennung, um nur einige zu nennen.

Man kann davon ausgehen, dass der Einsatz von Drohnen in naher Zukunft deutlich stärker reglementiert sein wird. Ein Gesetzesentwurf aus dem Verkehrsministerium ist in Arbeit bzw. liegt bereits vor. Das halte ich grundsätzlich auch nicht für falsch. Zwar reicht das bisherige Regelwerk im Grunde aus, aber angesichts steigender Nutzerzahlen und unterschiedlichster Anwendungsmöglichkeiten bedarf es eines klaren rechtlichen Rahmens.

Auch der „Drohnenführerschein“ wird kommen, offen ist nur, in welcher Ausprägung. Auch hier möchten wir an der Hochschule Fresenius Vorreiter sein. Daher überlegen wir, den Studierenden, auch im Rahmen des Studiums, Angebote zu machen, durch die sie nicht nur das Fliegen mit Drohnen, sondern auch das Filmen aus der Luft erlernen.

Dr. Oliver Faber ist Studiengangsleiter für Medien- und Kommunikationsmanagement.

Über den Autor

Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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