Herr Hoffmann, digitale Produkte werden ja schon länger genutzt. Inwiefern hat sich die Branche in den letzten Jahren verändert?
Digitale Produkte, also Websites, Apps bzw. allgemein Software, gibt es natürlich schon recht lange. Deren Bedeutung nimmt jedoch im Rahmen der Digitalisierung von Unternehmen beziehungsweise der digitalen Transformation ganzer Branchen kontinuierlich zu. Anfänglich wurde die Entwicklung digitaler Produkte mit Hilfe klassischer Projektmanagement-Methoden organisiert. Die Wasserfallmethode ist dabei das prominenteste Beispiel. Danach werden die einzelnen Entwicklungsphasen eines Softwareprodukts von der Anforderungsanalyse über die Planungs- und Konzeptionsphase bis hin zur eigentlichen Programmierung und dem finalen Testen nacheinander durchlaufen. Diese Vorgehensweise ist beispielsweise in der Baubranche nach wie vor üblich. Und wir alle kennen prominente Beispiele, wie den Flughafen Berlin Brandenburg, die Elbphilharmonie oder auch das Kernkraftwerk Kalkar, bei denen genau dieses Vorgehen zu massiven Zeitverzögerungen und Kostenexplosionen geführt hat. Zentrale Gründe hierfür sind, dass die Marktanforderungen zu Beginn der Projektphase naturgemäß noch nicht im Detail klar waren beziehungsweise sich die Anforderungen während der Projektlaufzeit gewandelt haben.
Auch in der Softwarebranche waren diese Probleme weit verbreitet und der Frust bei Auftraggebern wie auch den Softwareentwicklern entsprechend groß. Glücklicherweise lässt sich die digitale Produktentwicklung jedoch auch anders, nämlich agil, organisieren.
Die agile Entwicklung digitaler Produkte ist in den letzten 20 Jahren immer populärer geworden und ist inzwischen eigentlich das Standardvorgehen. Es gibt unterschiedliche agile Methoden, wie zum Beispiel Scrum oder Kanban. Ihnen allen gemein ist, dass die Entwicklung inkrementell und iterativ erfolgt. Das bedeutet, dass entlang des gesamten Entwicklungsverlaufs das Produkt schrittweise entwickelt wird und regelmäßig das Feedback der Stakeholder, insbesondere der späteren Nutzer, eingeholt wird, um sicherzustellen, dass die verfolgte Lösung auch wirklich den jeweils aktuellen Anforderungen und Bedürfnissen des Marktes entspricht. Das Ergebnis jeder Feedbackschleife beeinflusst dabei unmittelbar die weitere Produktentwicklung.