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Wirtschaft und Management

Der Preis ist … digital!

von Redaktion, am 22.10.2015

Die Digitalisierung erfasst alle Teile unserer Gesellschaft, so auch den Handel. Während E-Commerce ohnehin boomt, macht nun auch eine digitale Innovation im stationären Handel von sich reden: Das elektronische Preisschild. Prof. Dr. Yorck von Borcke, Studiendekan Digitales Management an der Hochschule Fresenius Hamburg, wurde kürzlich vom Deutschen Institut für Normung um eine Einschätzung zu dieser Neuerung gebeten. Welche Vor- und Nachteile bringt es mit sich, wenn die Preise in den Supermarktregalen plötzlich per Digitalanzeige kommuniziert werden?

E-Commerce boomt. Laut einer Prognose des Handelsverbands Deutschland wird in diesem Jahr – wieder einmal – ein Umsatzrekord aufgestellt: Rund 44 Milliarden Euro werden deutsche Unternehmen mit dem B2C-Internetgeschäft im Jahr 2015 umsetzen. Fünf Jahre zuvor waren es 20 Milliarden weniger. „Und diese Entwicklung ist noch nicht am Ende“, prophezeit Prof. Dr. Yorck von Borcke, Studiendekan Digitales Management an der Hochschule Fresenius Hamburg. Er sieht die Digitalisierung des Einzelhandels unaufhaltsam voranschreiten: „Viele Verkaufsfilialen des stationären Handels werden schon heute von den Kunden nur noch als Showrooms genutzt: Man schaut sich dort die Produkte an, eingekauft wird dann aber im Netz. Dieser Trend wird sich fortsetzen.“

Als relativ resistent gegen die Kundenabwanderung ins Internet erweist sich bislang der Lebensmitteleinzelhandel. Die von einigen Unternehmen angebotenen Online-Bestelldienste kommen bei deutschen Verbrauchern bislang vergleichsweise weniger gut an. Doch auch vor der Lebensmittelbranche mache die Digitalisierung am Ende nicht Halt, da ist sich von Borcke sicher: „Schon jetzt ist ein Umbruch zu erkennen: Die elektronische Preisauszeichnung wird dort gerade großflächig eingeführt. Sie wird als Treiber für weitere digitale Innovationen fungieren.“

Expertenvortrag vor dem Deutschen Institut für Normung

Dieses Fazit zog der Medienprofessor auch in einem Vortrag am Deutschen Institut für Normung e.V. (DIN e.V.) in Berlin. Dorthin hatte man ihn kürzlich eingeladen, damit er als Experte die Potentiale ebenjener digitalen Preisschilder bewertet – und zwar ganz unabhängig von der Branche. Von Borcke sieht – wissenschaftlich nüchtern – Vor- und Nachteile, die mit der Innovation auf Kunden- wie auf Händlerseite verbunden sind. „Der Handel spart zum Beispiel enorm an Personal- und Materialkosten. Bislang mussten Preisschilder ja in regelmäßigen Abständen verändert, neu ausgedruckt und dem jeweiligen Produkt zugeordnet werden. Bei großen Supermärkten kommen so bis zu dreihundert Papieretiketten wöchentlich zusammen, die die Mitarbeiter aufwendig einzeln austauschen müssen. Digitale Preisschilder werden dagegen am Computer erzeugt, die Preisinformationen per Wireless LAN an die kleinen Kunststofftäfelchen mit ihrem Display weitergegeben“, erklärt er.

Ein weiterer Vorteil für den Handel sei, dass sich Preise dynamisch setzen ließen: „Gerade bei technischen Produkten steht der stationäre Verkauf in starker Konkurrenz zum E-Commerce. Wird eine Waschmaschine im Internet plötzlich sehr billig angeboten, kann man in der Filiale dank der digitalen Preisauszeichnung schnell reagieren.“

Was bringen die digitalen Preisschilder dem Kunden?

Genau an dieser Stelle ergäben sich allerdings möglicherweise Nachteile für den Kunden, warnt von Borcke: „Steigt kurzfristig die Nachfrage nach einem bestimmten Produkt – denken Sie an das Grillfleisch, das plötzlich massenhaft über die Ladentheke geht, weil an einem Sommerabend doch noch die Sonne herauskommt ­–, könnte man in einer Lebensmittelfiliale den Preis spontan anheben und so deutlich mehr Gewinn machen.“ Auf der anderen Seite sei es dank der digitalen Preistechnik aber auch möglich, das Produkt mit Zusatzinformationen auszustatten: „Hinweise, die normalerweise nicht auf einem kleinen Papieretikett Platz finden, können auf dem digitalen Preisschild ein- und ausgeblendet werden. Außerdem kann man den Kunden zum Beispiel per QR-Code zu weiterführenden Informationen hinleiten.“ Dieser Aspekt sei eindeutig auf der Nutzenseite des Verbrauchers zu verbuchen, so von Borcke.

„Digitale Preisschilder werden im stationären Handel in den nächsten Jahren zum Standard werden“, bewertet der Medienprofessor abschließend und ergänzt: „Gerade im Lebensmitteleinzelhandel, der auch in naher Zukunft noch überwiegend in der Filiale abgewickelt werden wird, öffnen sich mit der Einführung Tür und Tor für weitere digitale Neuerungen.“ Von Borcke hat dabei vor allem die Möglichkeiten des Smartphones im Blick, sei es im Zusammenhang mit Augmented Reality-Anwendungen oder der Bezahlung – mal sehen, wie der digitalisierte Supermarkt am Ende aussieht.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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