Wirtschaft und Management
Jubiläumsserie, Teil 2: Die Zukunft der Hochschullehre
von Redaktion, am 22.10.2013
Wirtschaft und Management
von Redaktion, am 22.10.2013
Schon immer haben technische Errungenschaften das Lehren und Lernen an Hochschulen verändert – noch nie jedoch war der Wandel so tiefgreifend wie heute: dank des Internets müssen Lehrende und Zuhörer nicht mehr zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein. Steht uns also das Ende der Präsenzlehre bevor? Der große Erfolg von virtuellen Lehrangeboten in den vergangenen Jahren weist zumindest in diese Richtung. Doch trotz der Vorteile dieser Formate wird die Präsenzlehre nicht aussterben, glaubt Prof. Dr. Tobias Engelsleben, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft & Medien an der HS Fresenius. Vielmehr werden vor allem Menschen, deren Zugang zu Bildung begrenzt ist, von der digitalen Wissensvermittlung profitieren.
Das Jahr 2012 wird als das Jahr des MOOC in die Geschichte eingehen – zumindest, wenn es nach der New York Times geht. Die große US-amerikanische Tageszeitung hatte das Akronym damals zum Schlagwort des Jahres gekürt. In Deutschland wiederum könnte es sich diesen Titel im Jahr 2013 sichern. Warum der Hype um die MOOCs und was verbirgt sich eigentlich hinter der Abkürzung?
Am 11. Oktober 2013 feierte der Standort Idstein das 15-jährige Jubiläum seiner Fachbereiche Gesundheit & Soziales und Wirtschaft & Medien. Einige Tage zuvor beging der Standort Köln seinen zehnten Geburtstag, auch die Standorte Hamburg und München durften sich in diesem Herbst über ihr fünfjähriges Bestehen freuen. Die adhibeo-Redaktion startet anlässlich dieser Jubiläen eine Artikelserie. In mehreren Teilen äußern sich in den kommenden Wochen die führenden Persönlichkeiten der Hochschule zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft einer der traditionsreichsten privaten Bildungseinrichtungen Deutschlands. Das Besondere daran: Die Personen sind zu hören und zu sehen. Im heutigen Artikel spricht Prof. Dr. Tobias Engelsleben, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft & Medien, über die Zukunft der Lehre an deutschen Hochschulen.
Bisherige Artikel:
MOOC, das steht für Massive Open Online Courses. Die kostenlosen und frei zugänglichen Onlinekurse werden heute in verschiedenen Varianten von großen wie kleinen, privaten wie öffentlichen Bildungseinrichtungen angeboten. Als Begründer des MOOC-Hypes gilt der US-amerikanische Pädagoge Salman Khan, der 2004 begann, seiner Cousine Nachhilfevideos online zur Verfügung zu stellen. Schnell zeigten sich auch Freunde und Verwandte interessiert an dem Produkt, so dass Khan weitere Videos produzierte. Drei Jahre später gab er schließlich seinen Job als Hedge-Fond-Analyst auf und gründete die Khan Academy, in deren Onlinedatenbank heute über 4000 Lehrvideos gelistet sind. Überall auf der Welt kann man sie nun kostenlos abrufen, einzig ein Internetzugang ist notwendig. Menschen, denen es an gut ausgestatteten Bildungseinrichtungen in der Umgebung fehlt, besitzen auf diese Weise völlig neue Möglichkeiten der Bildungsteilhabe.
„MOOCs sind eine Riesenchance für Menschen wie mich“, heißt es in einem in der Zeit veröffentlichten Erfahrungsbericht einer jungen Inderin, die ein kostenloses MOOC-Angebot des Massachusetts Institute of Technology wahrgenommen hatte. Die mangelnde Qualiät des indischen Bildungssystems habe sie zu diesem Schritt bewogen, begründet die 15-Jährige. Im Kurs “Schaltkreise und Elektronik” sei sie schließlich eine von 154 763 Teilnehmern gewesen und habe am Ende mit rund 7000 Kommilitonen eine Online-Prüfung absolviert. „Das Zertifikat habe ich per E-Mail zugeschickt bekommen und auf schönem Papier ausgedruckt. Mal sehen, ob es mir später was nützt“, schließt die Schülerin ihren Bericht.
Ihre Geschichte macht deutlich, dass kostenlose E-Learning-Angebote gerade in den entlegeneren Regionen der Welt eine enorme Dynamik auslösen werden oder schon ausgelöst haben: Dort können nun die Menschen die mangelnden Bildungsmöglichkeiten vor Ort durch digitale Lernangebote kompensieren. „Ich kann das nur als Vorteil ansehen“, bewertet Prof. Dr. Tobias Engelsleben, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft & Medien an der HS Fresenius, diese Lage.
Dass aber die deutsche Hochschullandschaft von einem ähnlich starken Wandel erfasst wird, davon geht Engelsleben nicht aus. Auch wenn mehr und mehr Hochschulen – darunter auch die HS Fresenius – ihr E-Learning-Angebot stetig ausbauen würden, das Ende der Präsenzlehre sei deshalb noch lange nicht gekommen, erklärt er im Interview:
Dem sogenannten Blended-Learning-Modell, einer Mischform aus Präsenz- und Online-Lehre, könnte laut Engelsleben also die Zukunft gehören. Das heißt, Studierende werden wohl auch weiterhin den großen Vorteil der Präsenzlehre genießen: die soziale Interaktion. Denn häufig wird der Unterrichtsstoff erst im Austausch mit Kommilitonen oder Dozierenden – wie im Interview erwähnt, kommt es in diesem Zusammenhang auch auf die didaktische Kompetenz des Lehrenden an – richtig verstanden. Zudem üben die Hochschüler dabei soziale Umgangsformen ein, von denen sie später im Beruf profitieren – und bei aller Euphorie um die MOOCs: die Lektionen, die der reale Austausch zwischen Menschen vermittelt, stehen bei den digitalen Angeboten nicht auf dem Lehrplan.
Gelegenheit, sich von den Vorzügen der sozialen wie der virtuellen Lehre zu überzeugen, haben Studienanwärter auch an der HS Fresenius: An den Standorten Hamburg, Köln und München wird der Masterstudiengang „Management im Gesundheitswesen und Gesundheitsökonomie“ in Blended-Learning-Struktur angeboten.
Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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