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Auftakt zur Serie „Junge Unternehmen“: Die Stimmen der Augmented Reality

von Redaktion, am 20.06.2013

„Project Glass“ sorgt im Internet für Aufregung: Mit seiner Datenbrille möchte Google schon bald das Sichtfeld der Menschen digital erweitern. Noch ist es aber nicht soweit. Wer sich jetzt schon nach der Augmented Reality sehnt, erhält mit der App audioguideMe einen ersten Eindruck. Hannes Wirtz, Absolvent der Hochschule Fresenius Köln, hat sie zusammen mit zwei Freunden entwickelt. Die App besitzt großes Potential, sagt auch Startup-Experte Prof. Dr. Yorck von Borcke, Studiendekan an der Hochschule Fresenius Hamburg.

Über 21 Millionen Mal wurde das Video „Project Glass: One day…“ bereits bei You Tube abgerufen. In dem zweiminütigem Clip erklärt Google, wie die Zukunft des Menschen aussehen könnte: mit einer Datenbrille, dem Google Glass, auf der Nase spaziert er durch die Welt, erhält auf dem Display Zusatzinformationen zu Gebäuden oder Gegenständen in seiner Umgebung und kann mit Hilfe der Brille auch seine Kommunikationsbedürfnisse befriedigen – willkommen in der Augmented Reality!

„Can’t wait to buy one“, drückt ein Kommentator unter dem Video seine Sehnsucht nach der Brille aus. Er wird sich noch gedulden müssen. Bislang existieren von ihr nur Prototypen, erst in einigen Jahren könnte ein ausgereiftes Produkt auf den Markt kommen. Wer aber jetzt schon wissen will, wie sich die Augmented Reality anfühlt – oder besser: anhört –, der sollte sich die App audioguideMe herunterladen.

Nutzer dieser App können auf Audioinhalte zugreifen, die andere Nutzer an bestimmten Orten hinterlassen haben. „Unsere User laden zum Beispiel Restaurantempfehlungen oder Konzertmitschnitte hoch“, erklärt Hannes Wirtz, einer der Gründer von audioguideMe und ehemaliger Student an der HS Fresenius Köln. Kommt man dann an dem Ort vorbei, an dem der Beitrag eingestellt wurde, wird man per Push-Funktion darüber in Kenntnis gesetzt – und kann kostenlos zuhören. „Die App ist natürlich auch ohne die Push-Funktion nutzbar“, so Wirtz. Man müsse bei Bedarf nur einen Blick auf das Smartphone werfen: Dort wird auf der Umgebungskarte angezeigt, wo Content generiert wurde.

Kritik- und Meinungsäußerungen sind ausdrücklich erwünscht – audioguideMe soll auch einen Beitrag zur demokratischen Kultur leisten

Im Laufe ihres Studiums haben viele Studierende eine gute Geschäftsidee. Zumeist jedoch fehlt ihnen der Glaube an den eigenen Erfolg oder das Wissen über den Markt – die Idee bleibt in der Schublade liegen. Einige wenige aber wagen den nächsten Schritt und gründen ein eigenes Unternehmen. In unserer Serie ‚Junge Unternehmen‘ stellen wir Fresenius-Absolventen vor, denen die Idee nicht genug war. Heute: Hannes Wirtz, Mitgründer von audioguideMe.

Damit gesichert ist, dass dieser Content nicht beleidigend oder fälschlich ist, muss man sich als Neukunde zunächst ein Profil anlegen. Erst wer sich mit den Nutzungsbedingungen einverstanden erklärt hat, kann eigene Tonspuren hochladen. Dieses Sicherungssystem scheint zu funktionieren – bislang zumindest: Seit dem Markteintritt im März 2013 mussten Wirtz und seine Geschäftspartner Christoph Tank und Paul Bekedorf noch keinen einzigen Beitrag wieder entfernen. Die Gefahr, dass Personen oder Gruppen audioguideMe als Plattform nutzen, extreme Meinungen kund zu tun, wächst allerdings mit jedem weiteren Kunden, das weiß auch Wirtz. Er und seine Kollegen vertrauen hier aber ganz auf die Selbstregulierungskräfte der Community: „Die Nutzer sollen Störenfriede melden, wir sperren dann die Profile – das funktioniert auch auf anderen Plattformen“, erklärt der 32-Jährige und fügt an: „Zensur wird es bei audioguideMe nicht geben. Wir wollen ja, dass die Leute auf Missstände aufmerksam machen und Kritik üben.“ Die Grenze zur Beleidigung oder Verunglimpfung dürfe dabei natürlich nicht überschritten werden.

Auf diese Weise hoffen er und seine Geschäftspartner auch einen Beitrag zur demokratischen Kultur zu leisten: „In Deutschland besitzt jeder das Recht auf freie Meinungsäußerung. Mit unserer App wollen wir Menschen auch dazu motivieren, von diesem Recht Gebrauch zu machen.“ Deshalb sind Orte, an denen sich Kontroversen entzünden, auf der Umgebungskarte zusätzlich kenntlich gemacht. „Wir sprechen in diesem Zusammenhang von ‚Treffpunkten‘“, erläutert Wirtz. In Hamburg, wo audioguideMe seinen Firmensitz hat und bislang die meisten Kunden zählt, wurde zum Beispiel die Elbphilharmonie markiert. Dort sind in Zukunft die Statements der Hamburger audioguideMe-Nutzer zu hören – ohne, dass diese dabei physisch anwesend sein müssen.

Eine gute Idee mit ausreichend Marktpotential, fundiertes Wissen und Hartnäckigkeit – das sind die Zutaten für eine erfolgreiche Unternehmensgründung

Nicht nur Bürger können sich so Gehör verschaffen – gleiches gilt auch für Organisationen. „Vor allem Museen oder Bildungseinrichtungen können von der App profitieren – zum Beispiel, indem sie historische Führungen anbieten oder Phänomene der Alltagswelt wissenschaftlich erläutern“, glaubt Prof. Dr. Yorck von Borcke, Studiendekan Media & Communication Management an der HS Fresenius Hamburg. Ihm gefiel das Unternehmen audioguideMe so gut, dass er Hannes Wirtz und seine Partner in den Unterricht einlud. Im Rahmen eines dreitägigen Workshops erfuhren seine Studierenden von den drei audioguideMe-Erfindern, was es heißt, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Das Thema Startup liegt von Borcke ganz besonders am Herzen: Er leitet den Masterstudiengang Media Management & Entrepreneurship, der zum Wintersemester 2013/14 in Hamburg erstmals starten wird. „Wir versuchen den Studierenden in den vier Semestern jene Fähigkeiten zu vermitteln, die sie für eine erfolgreiche Unternehmensgründung brauchen“, umreißt er kurz den Lehrplan, in dem neben den Grundlagen zur Gründungs- und Businessplanung auch Themen rund um die Medienbranche ihren festen Platz haben. „Häufig scheitern Jungunternehmer an mangelnden Markt- und Branchenkenntnissen“, erklärt von Borcke hierzu.

Letztendlich sei das Gelingen der Geschäftsgründung aber auch eng mit der Person des Unternehmers verknüpft: „Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade Personen, die besonders risikobereit und hartnäckig sind und an die Umsetzbarkeit ihrer Idee glauben, den größten Erfolg haben.“ Leider könne man diese Fähigkeiten nur bedingt lehren: „Hier hängt viel von der Erziehung und einem unternehmerisch denkenden Umfeld ab“, so der Startup-Experte.

Hartnäckig seien er und seine Partner bei der Verfolgung ihrer Geschäftsidee immer gewesen, berichtet Hannes Wirtz: „Wir haben hier einfach das größte Potential gesehen.“ Jetzt gilt es, dieses Potential auszuschöpfen – und die Menschen die Stimmen der Augmented Reality hören zu lassen.

Nähere Informationen zum Unternehmen unter www.audioguide.me. Die App ist bei iTunes erhältlich.

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Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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