Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Wirtschaft und Management
Wegen guter Führung gebunden
von Redaktion, am 29.08.2014
Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Wirtschaft und Management
von Redaktion, am 29.08.2014
Das Phänomen „Innere Kündigung“ kostet deutsche Unternehmen jährlich Milliarden. Häufig sind die Führungskräfte dafür verantwortlich, dass Mitarbeiter nur noch Dienst nach Vorschrift machen und eine emotionale Bindung an den Arbeitgeber vermissen lassen. Davon ist auch Aglaia Trapp, Absolventin der Hochschule Fresenius Hamburg, überzeugt. In ihrer Bachelorarbeit konnte die Wirtschaftspsychologin weitere Belege für den Einfluss des Führungsstils auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter finden.
Anfang des Jahres veröffentlichte das renommierte Beratungsunternehmen Gallup den Engagement Index 2013. Seit einigen Jahren schon spürt das Unternehmen mit diesem Instrument der Stimmungslage unter deutschen Arbeitnehmern nach – diesmal gaben die Umfrageergebnisse gerade für Arbeitgeber Anlass zur Freude: Der Anteil der Mitarbeiter, der keine emotionale Bindung an das beschäftigende Unternehmen aufweist, ist in den vergangenen Jahren deutlich gesunken: Gab in den Jahren 2011 und 2012 rund ein Viertel der befragten Arbeitnehmer an, innerlich gekündigt zu haben, sank dieser Anteil im Jahr 2013 auf rund 17 Prozent.
Ein anderer Studienbefund dürfte die Freude auf Arbeitgeberseite allerdings getrübt haben: Noch immer kostet das Phänomen „Innere Kündigung“ deutsche Unternehmen jährlich zwischen 98,5 und 118,4 Milliarden Euro. Eine Stellschraube, an der gedreht werden kann, um diese Kosten zu senken und die Mitarbeiter stärker an das Unternehmen zu binden, ist laut Gallup der Stil der Führungskräfte.
Dieser Meinung ist auch Aglaia Trapp, Absolventin des Studiengangs Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius Hamburg. Sie hat sich deshalb in ihrer Bachelorarbeit mit dem Zusammenhang zwischen positiver Führung und dem Wohlbefinden der Mitarbeiter beschäftigt. „Ein zustimmender und wertschätzender Führungsstil, der die Stärken und weniger die Schwächen der Mitarbeiter in den Vordergrund rückt, sollte sich positiv auf die Zufriedenheit, Bindung und Leistung des Arbeitnehmers auswirken“, so Trapp. Diese Annahme sei im Zentrum ihrer Untersuchung gestanden.
Rund 100 Beschäftigte hatte sie dafür schließlich befragt. Die Suche nach geeigneten Probanden, also Personen, die einer Vollzeit-Beschäftigung nachgehen, gestaltete sich allerdings durchaus schwierig: „Als Studentin lassen sich in erster Linie eher andere Studenten als Teilnehmer gewinnen“, erklärt Trapp. Durch Bekannte und Kollegen habe sie schließlich dennoch die gewünschte Stichprobe realisieren können.
Die Probanden sollten nun im Rahmen der Online-Befragung den Führungsstil des jeweiligen Vorgesetzten beschreiben und außerdem eine persönliche Einschätzung dazu abgeben, wie zufrieden sie mit der eigenen Arbeit sind, wie stark sie sich an den Arbeitgeber gebunden fühlen und wie sie ihre eigene Leistung bewerten. Bei der Auswertung zeigte sich – wie von Trapp angenommen –, dass Zufriedenheit und Bindungsstärke umso größer sind, je positiver der Stil der Führungskraft wahrgenommen wird.
Interessanterweise wurde das Leistungsniveau nicht von einer positiven Behandlung durch den Vorgesetzten beeinflusst. Ein Indiz dafür, dass ein derartiger Führungsstil die Mitarbeiter bequem werden lässt? Trapp glaubt nicht daran: „Schon in früheren Untersuchungen konnte ein Zusammenhang zwischen positiver Führung und dem Leistungsvermögen nachgewiesen werden.“ Vermutlich lasse sich das Ergebnis ihrer Studie mit dem Phänomen der sozialen Erwünschtheit erklären: „Danach gefragt, ob man sich als leistungsstark oder leistungsschwach einschätzt, wird aus Angst vor Gesichtsverlust kaum einer die zweitgenannte Kategorie ankreuzen“, so Trapp.
Da ihre Studie auf die Selbstauskünfte von Probanden setze, sei sie sicherlich auch kritisierbar, findet Trapp. Vielleicht lässt sich dieser Makel in einer Folgeuntersuchung beseitigen: „Ich kann mir durchaus vorstellen, nochmal zum Thema positive Führung zu forschen – vielleicht im Rahmen meiner Masterarbeit.“ Für den Masterstudiengang Business Psychology an der Hochschule Fresenius Hamburg hat sie sich jedenfalls schon eingeschrieben. Nebenbei wird sie dort als Dekanatsassistentin arbeiten – und dabei hoffentlich positiv geführt werden.
Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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