Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Wirtschaft und Management
Jenseits des Arbeitsvertrages
von Redaktion, am 16.03.2015
Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Wirtschaft und Management
von Redaktion, am 16.03.2015
Dass Unternehmen sich wünschen, ihre Mitarbeiter würden sich über die im Arbeitsvertrag geregelten Pflichten hinaus engagieren, ist klar. Doch wie motiviert man seine Angestellten zu diesem Engagement? Eine Antwort auf diese Frage liefert eine kürzlich an der Hochschule Fresenius Hamburg erschienene Untersuchung. Der Absolvent Dennis Bock hat sie im Rahmen seiner Bachelorarbeit durchgeführt – und die Ergebnisse Anfang des Jahres auf einer wirtschaftspsychologischen Fachtagung vorgestellt.
„Das Thema verbindet die Bereiche Wirtschaft und Psychologie und damit die beiden Schwerpunkte meines Studiums“, begründet Dennis Bock, Absolvent des Studiengangs Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius Hamburg, warum er sich im Rahmen seiner Bachelorthesis mit Organizational Citizenship Behavior (OCB) auseinandergesetzt hat. „Um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, benötigen Unternehmen Mitarbeiter, die OCB an den Tag legen, also von sich heraus gewissenhaft arbeiten, Eigeninitiative zeigen und im Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten möglichst hilfsbereit und unkompliziert sind. Ob die Angestellten dieses Verhalten zeigen, hängt wiederum von psychologischen Faktoren ab“, erklärt der Absolvent.
Mit Organizational Citizenship Behavior hat sich Bock eines Themas angenommen, das auf eine verhältnismäßig junge Forschungsgeschichte zurückblickt: Erst seit den 1970er Jahren beschäftigt man sich in der Arbeits- und Organisationspsychologie mit OCB. Im Mittelpunkt der Analysen stand von Anfang an das Verhalten von Mitarbeitern im organisationalen Kontext – und zwar jenes Verhalten, das sich außerhalb der im Arbeitsvertrag geregelten Pflichten befindet und daher nicht vom Arbeitgeber eingefordert werden kann. Dass sich dieses Verhalten für die Unternehmen bezahlt macht, ist wissenschaftlich erwiesen, weiß Dennis Bock: „Studien belegen, dass Unternehmen, in denen die Angestellten OCB zeigen, über ein erhöhtes Innovationspotential, eine gesteigerte Leistungsfähigkeit und am Ende über einen Wettbewerbsvorteil verfügen.“
Genau deswegen wollen natürlich viele Unternehmen wissen, wie sie denn OCB in ihrer Organisation etablieren können. Impulse liefern hier wissenschaftliche Analysen – wie zum Beispiel jene, die Dennis Bock im Rahmen seiner Bachelorarbeit durchgeführt hat. Er hat mittels einer Befragung untersucht, ob es in Unternehmen Voraussetzungen gibt, die OCB begünstigen. 102 Arbeitnehmer nahmen an seiner Umfrage, die über das Internet abgewickelt wurde, teil. Das zentrale Ergebnis: Wer den Eindruck hat, dass es in seinem Unternehmen fair zugeht, der zeigt auch mehr OCB.
„Laut meinen Auswertungen existiert hier ein starker Zusammenhang“, erklärt Bock, „wobei man die Variable Fairness nochmal untergliedern muss: Bei der ‚Prozeduralen Fairness’ geht es darum, ob Prozesse innerhalb eines Unternehmens transparent und nachvollziehbar sind. Die ‚Interaktionale Fairness‘ dagegen gibt Auskunft darüber, ob Führungskräfte mit den Mitarbeitern in einer respektvollen Art und Weise umgehen.“
Die „Prozedurale Fairness“ habe sich in seiner Untersuchung schließlich im Vergleich mit der „Interaktionalen Fairness“ als stärkere Einflussgröße erwiesen, berichtet Bock. Seine Empfehlung an Unternehmen lautet deshalb: „Einstellungs-, Beförderungs- und Entlassungsverfahren möglichst durchsichtig gestalten und die Abläufe im Hintergrund kommunizieren, damit die Mitarbeiter nicht aufgrund wenig nachvollziehbarer Entscheidungen den Glauben an die organisationale Fairness verlieren.“
Natürlich seien die Ergebnisse seiner Arbeit mit Vorsicht zu interpretieren, gibt der Absolvent zu. „Ich habe die Umfrageteilnehmer zum Teil in meinem persönlichen Umfeld rekrutiert, dadurch ist die Stichprobe natürlich in gewisser Weise verzerrt“, so Bock. Dennoch weise die statistische Auswertung ziemlich eindeutig darauf hin, dass Fairness ein wichtiges Vorhersagemaß für OCB ist.
Ähnlich bewertete das wohl auch die Betreuerin seiner Bachelorarbeit, Prof. Dr. Claudia Gerhardt, Studiendekanin für Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Fresenius Hamburg. Sie war von den Ergebnissen so angetan, dass sie Bock vorschlug, seine Studie im Februar auf der 19. Fachtagung der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftspsychologie vorzustellen. Der Absolvent ließ sich überzeugen. Die Teilnahme dort sei eine tolle Erfahrung gewesen, erzählt er heute rückblickend, „ich möchte Frau Prof. Gerhardt dafür danken, dass sie mir das ermöglicht hat.“
Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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