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Psychologie und Wirtschaftspsychologie

Beziehungsstatus: In einer eifersüchtigen Beziehung

von Redaktion, am 14.09.2016

Vor Beginn des digitalen Zeitalters mussten von Eifersucht geplagte Menschen ihrem Partner noch heimlich hinterherschleichen, um herauszufinden, ob dieser sich auch wirklich nur mit Freunden trifft. Heute lässt sich die Detektivarbeit bequem vor dem Laptop erledigen – Facebook sei Dank! Wie eifersüchtige Menschen die digitale Kommunikationsplattform nutzen, darüber gibt eine an der Hochschule Fresenius Düsseldorf erschienene Bachelorarbeit Aufschluss.

Eifersucht ist eine urmenschliche Empfindung. Evolutionspsychologen gehen davon aus, dass sie ursächlich mit dem Fortpflanzungswunsch des Menschen, also dem Bedürfnis, die eigenen Gene weiterzugeben, zusammenhängt. Dieses Bedürfnis sei bei Männern wie Frauen gleichermaßen vorhanden, jedoch müssten sich beide Geschlechter verschiedenen Herausforderungen stellen, so die Annahme.

Der Mann kann sich beispielsweise nie sicher sein, dass das Kind im Bauch der Frau, mit der er Geschlechtsverkehr hatte, auch von ihm stammt. Sein Ziel muss es deshalb sein, die größtmögliche Gewissheit zu haben. Bemerkt er die Befruchtung durch einen anderen Mann trotz aller Wachsamkeit nicht und zieht ein fremdes Kind groß, verschwendet er gewissermaßen seine eigenen Ressourcen, um den Reproduktionsbestrebungen eines Konkurrenten zum Erfolg zu verhelfen. Beim weiblichen Geschlecht stellt sich die Situation laut Evolutionstheoretikern anders dar: Die Frau kann sich immer sicher sein, dass ihre Gene mit dem Kind weitergegeben werden – sie trägt es schließlich aus. Um die Überlebenschancen des Kindes zu erhöhen, benötigt sie jedoch die Hilfe des Mannes, der es mit aufzieht und bis ins paarungsfähige Alter hinein beschützt.

Soweit die Grundannahmen der Evolutionstheorie. Überträgt man diese nun auf ein psychologisches Phänomen wie Eifersucht, ließen sich folgende Thesen aufstellen: Frauen sind vor allem dann eifersüchtig, wenn ihnen der Partner emotional „fremdgeht“, weil sie dann befürchten müssen, dass ihnen der Mann die Unterstützung beim Aufziehen des Kindes verwehrt. Männer dagegen sind eifersüchtig, wenn die Partnerin sexuell untreu ist – sie befürchten, sich um das Kind eines Konkurrenten zu kümmern, ohne es zu merken.

Natürlich, in Zeiten von Vaterschaftstests können Zweifel schnell beseitigt werden. Zu Urzeiten jedoch war das unmöglich – und in einer frühen Phase der menschlichen Entwicklungsgeschichte, so glauben Evolutionspsychologen, hätten sich eben viele menschliche Empfindungen, wie auch die Eifersucht, entwickelt.

Eifersucht im digitalen Zeitalter: Nutzen eifersüchtige Menschen Facebook zur Überwachung ihrer Partner?

Mit diesem komplexen Theoriegebilde musste sich auch Verena Müller, Absolventin der Hochschule Fresenius Düsseldorf, im Rahmen ihrer Bachelorarbeit auseinandersetzen. Mit Hilfe einer Befragung hat sie darin untersucht, wie eifersüchtige Menschen eine digitale Kommunikationsplattform wie Facebook nutzen. Eine der zentralen Hypothesen ihrer Arbeit: Menschen, die in einer Partnerbeziehung stecken und dabei grundsätzlich eifersüchtige Charakterzüge aufweisen, nutzen Facebook vergleichsweise intensiver. „Hinter der Hypothese steckt der Gedanke, dass man als eifersüchtige Person mit Facebook viel mehr Möglichkeiten hat, die Partnerin oder den Partner zu überwachen – und deshalb die Plattform auch viel stärker nutzt“, erklärt Müller gegenüber adhibeo.

Am Ende habe sich diese Annahme bestätigt. „Natürlich sind die Befragungsergebnisse bei einer Stichprobengröße von rund 230 Personen nicht verallgemeinerbar und außerdem konnten die genauen Beweggründe für die erhöhte Facebook-Nutzung im Rahmen der Studie nicht ermittelt werden“, relativiert Müller. Sie versteht ihre Arbeit daher mehr als einen Stein des Anstoßes für weitere Untersuchungen. „Wer weiß, vielleicht beschäftige ich mich in meiner Masterarbeit ja selbst nochmal intensiver mit der Thematik“, ergänzt sie. Bevor sie ihr Masterstudium aufnimmt, möchte sie aber erst nochmal ein Praktikum absolvieren – nach einer Phase, in der man sich mit so viel theoretischen Überlegungen auseinandergesetzt hat, ist das ziemlich verständlich.

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Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.

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