Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Wirtschaft und Management
Alter vor Schönheit – Schönheit vor Inhalt?
von Redaktion, am 09.06.2015
Psychologie und Wirtschaftspsychologie
Wirtschaft und Management
von Redaktion, am 09.06.2015
Menschen sind oberflächlich. Die Attraktivität spielt bei der Bewertung fremder Personen eine zentrale Rolle – das gilt auch beim Präsentieren. Hier nehmen wir die Vorträge gut aussehender Personen positiver wahr, wie die Wirtschaftspsychologin Rabea Teschke in ihrer Bachelorarbeit herausfand.
PowerPoint – der Name steht für Präsentations-Software wie der Name Tempo für Taschentücher. Geschätzt 30 Millionen Vorträge werden mit Hilfe der MS-Office-Lösung abgehalten – täglich. Auch im Studium muss man sich mit PowerPoint auseinandersetzen: Wohl kaum jemand, der nach dem Jahr 2000 eine akademische Ausbildung begonnen hat, hat nicht mindestens einmal mit dem berühmten Programm vorgetragen.
Wie gut eine PowerPoint-Präsentation schließlich beim Publikum ankommt, ist allerdings nicht immer vom Inhalt abhängig, wie Rabea Teschke, Absolventin der Hochschule Fresenius Köln, in ihrer Bachelorarbeit herausgefunden hat. Die Wirtschaftspsychologin hat darin untersucht, welche Rolle der Faktor Attraktivität bei der Qualitätsbeurteilung einer Präsentation spielt. „Als ich während meiner Studienzeit an der Hochschule Fresenius Gastvorträge angehört habe, ist mir immer wieder aufgefallen, dass meine Kommilitonen die Präsentationen attraktiver Redner im ersten Moment positiver wahrnehmen – unabhängig davon, was der Referent inhaltlich vermittelt. Ich wollte wissen, womit das zusammenhängt“, erklärt Teschke den Hintergrund ihrer Bachelorthesis.
Mit ihrer Studie, an der knapp 200 Personen per Online-Umfrage teilnahmen, hat sie nun die Attraktivitätsforschung wieder ein kleines Stück weiter nach vorne gebracht. Belege dafür, dass gutes Aussehen einen positiven Einfluss auf die Bewertung von Aufsätzen hat und attraktive Redner grundsätzlich als überzeugender wahrgenommen werden, wurden bereits in früheren Untersuchungen gefunden. Nach Teschkes Arbeit kann nun davon ausgegangen werden, dass das Aussehen auch bei PowerPoint-Präsentationen eine wichtige Rolle spielt. „Attraktiven Vortragenden wurden verstärkt positive Eigenschaften zugeschrieben. Man hat ihre Präsentationen außerdem als besser und auch als überzeugender eingeschätzt“, fasst Teschke die zentralen Befunde ihrer Thesis zusammen.
Für die Studie hatte sie ihre Probanden per Online-Tool einen fiktiven Unternehmensvortrag bewerten lassen. Den Befragten wurde entweder die PowerPoint-Präsentation einer attraktiven oder die einer unattraktiven Person eingeblendet, wobei Bilder der jeweils Vortragenden auf den Folien zu sehen waren. Ansonsten unterschieden sich die Folien inhaltlich nicht. Trotzdem kamen die Probanden je nach abgebildeter Referentin zu einem anderen Bewertungsergebnis – auch bezüglich des fiktiven Unternehmens: Das Unternehmen, dem die attraktive Referentin vermeintlich angehörte, wurde vergleichsweise positiver wahrgenommen.
„Es ist schon erstaunlich, wie sehr gutes Aussehen die Inhalte eines Vortrags in den Hintergrund drängt“, findet Teschke. Als gelernte Kauffrau für Marketingkommunikation wusste sie schon vor ihrem Studium um die Relevanz der Attraktivität für die Wahrnehmung. Nun hat sie selbst einen wissenschaftlichen Beleg für die Bedeutsamkeit dieses Faktors geliefert. Einen Beleg, den ihre Betreuerin, Prof. Dr. Katja Mierke, mit der Note „sehr gut“ gewürdigt hat.
Redaktion
Die adhibeo-Redaktion veröffentlicht regelmäßig Artikel zu verschiedensten Themen der Angewandten Wissenschaften, die an der Hochschule Fresenius stattfinden.
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